Mittwoch, 19. November 2014

KAUKASUS: I

Es gibt Musiken, die berühren. Jede/n, immer. Diese sind erfahrungsgemäß selten, weil jede Wahrnehmung subjektiv ist und folglich auch deren Wirkung.
Es gibt Musiken, die sind produziert um Wirkung zu erzielen. Welche Wirkung wird sogleich bei den drei Norwegern klar. Der Labelname Autumnsongs Records ist gleich zu setzen mit dem Stimmungsprogramm. Es geht in Richtung Melancholie, es ist grau, die Nebel wabern, Irrlichter sorgen für diffuses Licht.
Ein passendes Klangwerk zur aktuellen Jahreszeit also. Ebenso passend, dass die Klangerzeuger aus norwegischen Gefilden kommen und somit das Fachpersonal dafür ist, darzustellen, was  Dämmerung und Dunkelheit mit dem Menschen macht.
Nun, was hört man denn aus dem hohen Norden? Viel Klang, viel Soundgemälde mit den Farben, die das Instrumentarium, das man bedient, liefert. Flöten erzeugen die Irrlichter, Synthies und Mellotrone die Schatten und eine tiefe männliche Stimme den menschlichen Part.
Große Melodievielfalt und kompositorische Finesse(n) sucht man vergebens. Es wird diesbezüglich recht sparsam umgegangen. Durchaus geschickt wird das Instrumentarium zur Stimmungsmache eingesetzt. Sie beherrschen ihre Instrumente so weit, wie sie sie zur Ausgestaltung ihrer Soundgemälde brauchen. Rocken ist nicht so ihr Ding, obwohl Motorpsycho  geisterhaft im Nebel mitschwebt, allerdings im Zustand gleich einer Tranquilizer-Orgie. Ein gelegentlich krachendes Schlagzeug und ein heftiger Ausbruch in Titel 7, was den Hörer daran erinnert, dass er sich im Rockgefilde befindet.
Es ist schon seltsam, dieses Werk, verschlossen und nur gelegentlich die Nebel ein wenig aufbrechen lassend. Allerdings ist das Licht, das durchscheint, diffus und läßt die Schleier nur noch düsterer erscheinen.
Technisch und klanglich allerdings liegt ein hervorragendes Album vor, das musikalisch - melodisch Einiges vermissen lässt. Wer Steven Wilson's Ansatz mag und seine Leidenschaft für Melancholisches hegt, liegt hier richtig.

http://kaukasus.no/

Die Band:

Ketil Vestrum Einarsenflutes,tenor horn,hulusi,electric piano,saxxy,spektrals,EWI synthesizer
Rhys Marshvoices,electric guitar,acoustic piano,bass guitar,Fender Rhodes,Mellotron,drum machine,pedal steel guitar
Mattias Olssondrums,percussion,Mellotron,Orchestron,Moog Taurus,VCS3 & Mother modular system,baritone guitar,bass marimba

Titel:

1. 'The Ending Of The Open Sky' [5:34] 
2. 'Lift The Memory' [8:53] 
3. 'In The Stillness Of Time' [5:57] 
4. 'Starlit Motion' [5:21] 
5. 'Reptilian' [9:10] 
6. 'The Witness' [4:18] 
7. 'The Skies Give Meaning' [8:06]

Sonntag, 9. November 2014

CARAVAN: CARAVAN LIVE at RoSFEST GETTYSBURG USA (DVD)

Nach PARADISE FILTER hatte ich ein wenig Bedenken, ob des fortgeschrittenen Alters der Herren wegen das Liveevent so lebendig werden kann wie Livegigs in aller Regel eben ablaufen. Spätestens beim 2.Titel "HEADLOSS" sind diese Bedenken über Bord geworfen. Es wird von der Truppe relaxt, gekonnt mit britischem Understatement, dennoch selbstbewusst durch fast 46 Jahre CARAVAN-Musik geführt. Und das von Titel zu Titel mit großer Freude wie man den Gesichtern ansehen kann. Vor allem Drummer Mark Walker reißt von Anfang an mit und läßt keine Durchhänger aufkommen.
Pye Hastings' Stimme hört man das Alter schon an, was wenig wundert. Sie klingt auch in ihrer Reife angenehm und unaufdringlich. Geoff Richardson übernimmt auch immer mal wieder die Leadvocals. Nicht nur hiermit, sondern er überzeugt als Multiinstrumentalist an Löffeln(!), Flöte, Gitarre und Mandoline. Sein Violaspiel gehört mit zum Markenzeichen der Band.
Dieses Konzert belegt, dass die Viola mit ihrem dunkleren Klang besser in diese Art von Musik passt als die (verstärkt) grellere Violine. Warum dies nicht schon mehr Bands getestet haben, erschließt sich mir nicht. Aber dies nur am Rande.
Auffallend bei diesem Auftritt einer in die Jahre gekommenen Band ist, dass diese Würde ausstrahlt. Sie kommen ohne peinliches Kokettieren mit der schon lange vergangenen Jugend aus, wie man es bei anderen altvorderen Bands - leider - beobachten muss.
Die Titel der letzten Studioarbeit betten sich überraschend gut in das Repertoire der Band ein. Die "alten" Titel klingen frisch wie die "neuen" oder umgekehrt. Da gibt es keine Ausfälle. In "PARADISE FILTER" wird ähnlich frei von der Leber weg improvisiert wie in "GOLF GIRL"(inkl. geniales Löffelsolo von Geoff & Waschbrett!).
CARAVAN machen Musik und keine Show. Sie brauchen das Stargehabe, die Egotripps nicht um zu überzeugen. Sie musizieren mit Spaß und - ich sag' es nochmal, weil dieser Begriff im Rock so selten auftaucht - mit Würde. Das unterscheidet sie von jüngst auffällig gewordenen Urgesteinen, die es verpasst haben, den rechten Zeitpunkt des Absprungs von den Bühnen dieser Welt zu erwischen und so zwischen "Himmel und Erde" hängen.
Das diesjährige RoSFEST fand vom 2.- 4.Mai in Gettysburg/USA statt. Dabei waren solche illustren Gäste wie Subsignal, Beardfish, Clepsydra. Und eben CARAVAN als Dinos des Genres. Sie zeigen den Nachfahren, wie man einen lockeren, interessanten und unterhaltsamen Gig hinlegt.
Nach der leichten Entäuschung durch das letzte Studioalbum gelingt es ihnen mit diesem Liveauftritt, "verlorenes" Terrain wieder zurück zu gewinnen. Chapeau!

http://officialcaravan.co.uk/

Pye Hastingsg,voc,comp
Geoffrey Richardsong,viola,cello,mandolin,voc,fl
Jan Schelhaaskeys,voc
Jim Levertonb,voc
Mark Walkerdr,perc

Titel:
1.All this could be yours
2.Headloss
3.Land of Grey and Pink
4.Gol Girlf
5.Paradise Filter
6.Trust me I’m a doctor
7.Nightmare
8.Farewell my old friend
9.For Richard
10.This is what we are
11.Dead man walking
12.I’ll be there for you
13.Nine feet underground

Encore:
14.Memory lain Hugh
15.I’m on my way.

http://www.youtube.com/watch?v=i8wGQtf0Ng4
http://www.youtube.com/watch?v=Ob7EZeJfZv4

Sonntag, 26. Oktober 2014

FLYING COLORS: SECOND NATURE

FC 2.N - könnte fast ein Kürzel für ein Fußballclub sein. Ist aber nicht. Sondern die 2. CD der amerikanischen "Supergruppe", die sich aus den Progrockerpromis Neal Morse, Mike Portnoy (TRANSATLANTIC) und Steve Morse (DEEP PURPLE), Dave LaRue (DIXIE DREGS), Casey McPherson (ALPHA REV) zusammen gefunden hat
Nach dem Debut von 2012 liegt nun also die Zweite vor. Dass diese schwierig werden würde, war angesichts der Akteure nicht wirklich zu erwarten. Oder ist nach der schrecklichen Erfahrung mit Heaven & Earth (YES) etwa doch ein Absturz möglich? Nein, nicht mit diesen Profis. 
Die CD kommt in einem chiquen Digipac bzw. in Do-Vinyl in ebensolchem Klappcover. Schön anzuschauen und inspirierend für den Betrachter wurde das Outfit von Hugh Syme  ( bekannt durch seine Zusammenarbeit mit RUSH) sehr ästhetisch und ansprechend gestaltet.
Der Albumöffner "OPEN UP YOUR EYES" scheint die Richtung dieses Werkes vorzugeben. Von Anfang bis Ende ein Stück, das so klingt, als sei es für "TRANSATLANTIC", der Band von Portnoy/Morse, geschrieben. Was den Verdacht nährt, bei FC handele es sich um "TRANSATLANTIC light". Aber schon bei "MASK MACHINE" wird dieser als solcher entlarvt. Bei jedem folgenden Titel wird der Unterschied zwischen beiden Bands klar. Der Ansatz von FC geht stärker in Richtung Rock mit (Art-)Popausflügen. Auch "purpliger" Hardrock mit Kansas-Geige findet sich im Angebot (BOMBS AWAY). Beim Soloeinstieg der Gitarre glaubt man zunächst Blackmore sei zurück. Aber mit dem weiteren Fortgang entdeckt man doch mehr und mehr Morse'sche Kunst. Ein großer Retrorocktitel, der jeder DP-LP in den `70ern zur Ehre gereicht hätte.
Das folgende balladesk-hymnische "THE FURY OF MY LOVE" hat an die "FAB FOUR" erinnernde Melodiewendungen zu bieten ohne zu plagiieren.
Ein Midtemporocksong schließt sich mit "A PLACE IN YOUR WORLD" an, wie ihn nicht nur ein Neal Morse schreiben kann. Ein typisch amerikanischer Song eben. Geht ins Ohr, klingt nett. Da muss schon ein Steve Morse her um durch ein Solo die Chause aufzupeppen. Ein Schwachpunkt im Songreigen.
"LOST WITHOUT YOU" ist ein gefälliger Poprocksong mit schönem mehrstimmigem Refrain, dem Casey mit seiner beweglichen Stimme seinen Stempel aufdrücken kann. Apropos McPherson: mit diesem Album scheint er nun ganz in der Band angekommen zu sein. Denn seine Stimme kann man sich aus dem Gesamtsound der Band kaum mehr weghören. Wie täte FC klingen, wenn nur Neal singen würde? Ich verweise auf den Song zuvor...
"ONE LOVE FOREVER" beginnt mit folkiger Geige und entsprechendem akustischer Begleitung, um in einen veritablem Folkrocker mit Mitgröl - pardon- Mitsingrefrain einzubiegen. Wieder ist Steve's Solo ohne Makel und ein Stadionrockfinale beschließt die Gaudi. Dies ist durchaus ernst und positiv gemeint.
Dann wird's - Kontrast! - ruhig und besinnlich. Eine Hymne auf die Liebe, die uns in den "PEACEFUL HARBOR" bläst. Die Melodie geht wieder runter wie Öl, was für fast das ganze Album gilt, was wiederum von hoher Kompetenz der beteiligten Komponisten zeugt. Das Finale ist vielleicht zwangsläufug so bombastisch ausgefallen, wie es ausgefallen ist. Aber der Grenze zum Kitsch wird hier mit dem Gospelchor sehr nah gekommen. Ein schlichteres Ende wäre mehr gewesen.
Das  Finale Grande folgt mit "COSMIC SYMPHONY", ein Longsong (11:46), der in 3 klar unterscheidbare Teile nicht zerfällt, sondern sich  - teilt. Eben. Ein Donnergrollen, ein einfacher Drumrhythmus und ein ebensolches Keyboardriff eröffnet Part 1 "Still life of the world" um McPherson die Basis für seine Stimme zu bieten. Auch Dave LaRue darf seine Basskunst effektvoll und prägnant vorstellen. Part II "Searching for the air" bietet mehrstimmigen Gesang à la CS&N, unterstützt durch jazziges Keyboard. Hier darf auch Steve wieder in schon gewohnt kultivierter Weise solieren, bevor es in Part III "Pound for pound" seinen stimmungsvollen Höhepunkt findet.
Eine Hymne auf das menschliche Leben, die berührt und ein Album abschließt, das man nicht unterschätzen sollte in seiner Wirkung auf den Hörer. Es hat trotz Schwächen, Popnähe und Radiokompatibilität Tiefgang und Aussagekraft. Es wirkt nachhaltiger als sein Vorgänger. Davon kann sich der Hörer überzeugen.
Ein Album für den Freund anspruchsvoller, aber unterhaltsamer Rockmusik, der den Blick Richtung Prog richten möchte. Ganz,ganz dicke Empfehlung!

http://flyingcolorsmusic.com/home

Die Band:
Neal MorseKeyboards, Vocals
Steve MorseLead Guitar
Mike PortnoyDrums, Percussion
Casey McPhersonVocals, Rythm Guitar
Dave LaRueBass

Disc 1
1.Open Up Your Eyes12:24
2.Mask Machine6:07
3.Bombs Away5:02
4.The Fury Of My Love5:12
5.A Place In Your World6:32
6.Lost Without You4:40
7.One Love Forever7:21
8.Peaceful Harbor7:14
9.Cosmic Symphony
1. Still Life Of The World
2. Searching For The Air
3. Pound For Pound 
http://babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=14540&content=review

Dienstag, 23. September 2014

ROBERT REED: SANCTUARY

Robert wer? wird sich manche/r fragen, der/die glaubt, das Genre einigermaßen zu kennen. Und dann hört er/sie sich mal ein, was dieser Musikus zu bieten hat. Man wird sich zuerst die Ohren reiben, nochmals die Hülle bzw. das Booklet sich vornehmen, lesen - und nochmals lesen...und sich wundern. Neee, von Mike Oldfield steht nix drauf, null, nada, niente, kein Oldfield bei. Mhmmhmmmm, wie kommt trotzdem Oldfield drauf, auf diese CD? Denn diese Mucke ist Oldfield - oder doch nicht?
 Rob Reed (Magenta; Cyan, Kompendium) versteht es perfectemente, aus den Zutaten eines MO und mit dem Talent des Multiinstrumentalisten eine Nicht-Kopie zu komponieren. Das macht er dergestalt, dass er immer am Plagiat so knapp vorbeischramm(el)t, dass es dem kundigen Hörer einen Heidenspass macht. O.k., er hatte Unterstützung von Tom Newman und Simon Heyworth, die dunnemals beim Original "Tubular Bells" auch schon mitgemischt hatten.

Als Beleg für den Spaßfaktor verweise ich auf die Passage ab Minute 13:14 mit der typischen Bassfigur beginnend, dem  Ohrwurmchor, anschließendem Holzschuhtanz inklusive 80er-Discobass bis zum Xylophonmotiv plus Chorhymne, getoppt durch die Jubelgitarre. Das ist einfach grandios! Wer da keine Gänsehaut bekommt...

Reed bleibt aber nicht in den  "Tubular Bells" hängen, sondern nimmt sich auch aus der Zutatenliste bis zu "Incantations" das, was auch Hr.Altfeld benutzt hat. Deutlich wird dies besonders in Part2. Darin gibt es auch Anklänge an "Platinum" und "QE2". Im Gegensatz zu Oldfields TB 1 fällt Reed's "Part2"  nicht ab, sondern hält das hohe Niveau des ersten Teils und klingt herrlich akustisch aus. Man bleibt zurück mit dem Gefühl bzw. mit der Ahnung: "Ja, so ist DAS!"

Das ganze Werk ist so fein komponiert und austariert, dass dem Harmoniesuchenden nur die Repeattaste bleibt. Oder zufrieden spazieren geht (keinen Klettersteig!), den Vögeln nachschaut, die Wolken zählt etc.

Schön, dass Hr.Reed den Mut hatte, dies so zu veröffentlichen. Gibt es irgendwelche Äußerungen hierzu von Mr.Oldfield? Man hört nix, liest nix, also alles o.k.

http://tmr-web.co.uk/robreedsancturay/Blank.html

Robert ReedGrand Piano, Electric Guitars, Acoustic Guitar, Nylon Guitar, 12 String Guitar, Bass Guitar, Mandolin, Glockenspiel, Vibraphone, Marimba, Timpani, Gran Cassa, Recorders, Solina String Ensemble, Roland Sh200, Farfisa Organ, Sleigh Bells, Orchestral Sn

1.Part I20:41
2.Part II18:09

http://babyblaue-seiten.de/album_14386.html#22929

Sonntag, 31. August 2014

UTOPIANISTI:II

Ja,was ist DAS denn? BrassProg? Gibt es das nicht schon?

 Es dämmert dem Altvorderen, dem Post68er. Da gab's seinerzeit eine Band, die nannte sich "Mothers of Invention" und deren Boss hieß Frank Zappa. Das ist die eine Quelle, aus der der Finne Markus Pajakkala seine Inspiration zieht. Dazu gesellt sich als weiteren Impuls aus fernen Zeiten ein gewisser Alexis Korner, der mit seinem Projekt CCS Ähnliches versuchte, nur bodenständiger,bluesiger. Man höre nur das vorliegende "Spanking time": CCS-typischer geht's fast nicht. Selbst die Stimme des Herrn Korner ist sowas von geil  nachempfunden....

 Das sind die Urquellen, aus denen der Finne schöpft.

Dazu mixt er gekonntes Opernmetalgeknödel mit Gejazze, schräges Tangogeschiebe auf der imaginierten Opernbühne und Orgelvolldröhnung, dass es eine wahre Freude ist. Der Beelzebub im tiefen Selbst des ach so zeitgeistigen Gutmenschen hat endlich mal wieder was zu feiern!

Zum Ablauf und Inhalt des Gebotenen hat Kollege Nik schon das Wesentliche trefflichst herausgearbeitet (http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=14425). Diesem ist nicht viel hinzuzufügen, außer dass es ab dem Titel 9 "The sundays..." bis zum Titel Nr.12 "Derelicts...". - dem Teil, der ursprünglich als EP veröffentlicht wurde/werden sollte(?) - mir doch zu puritanisch jazzig wird. Da klappen die Ohren irgendwann zu bzw. der Finger zuckt in Richtung NEXT-Taste auf der Fernbedienung. Aber das ist rein subjektiv empfunden. Der Jazzaffine wird diese Passage mit Wonnen genießen - denk' ich mal.

Richtig fetzig-schräg wird's zum Ende mit dem als Bonustrack bezeichneten "U.L.J.C.", das auch wieder passagenweise leicht an CCS erinnert. Aufgepeppt mit Tiergeräuschen an überraschenden Stellen, kurzen "Wort"beiträgen, in denen verschiedenen Instrumenten(gruppen?) ehemalige Kriegsparteien zugeordnet werden, sorgen für skurile Momente ohne dem musikalischen Feuerwerk, das hier nochmals abgebrannt wird, irgendwie zu schaden.

Von Nr 1 - Nr. 8 ist das Gebotene feinstschräger BrassProgJazzRock mit Bestoftheyear-Potenzial. Mit dem Jazzpart (9-12) hat der Rezensent sein Problem, aber die 13 reißt's Ruder nochmal herum in Richtung Mehrvon.

Das Album kann hier: http://utopianisti.bandcamp.com/album/utopianisti-ii-utopianisti-meets-black-motor-jon-ballantyne gehört und geordert werden.

 Die Band:
Markus Pajakkaladrums, percussion, soprano- tenor & baritone saxophones, flute & alto flute, bass clarinet, mellotron, various ethnic instruments, programming (only in 2, 6 & 13!!), additional keyboards & vibraphone

Gastmusiker

Jaan Wessmanelectric bass (1, 3, 5, 6, 8)
Ville Rauhalaupright bass (4, 7, 9-12 + 13)
Mika Tyyskäguitar (1)
Antero Mentuguitar (3, 5, 6, 8 right channel, 13), sitar (13)
Anssi Salminenguitar (7, 8 left channel, 13)
Juha Savelaguitar (4)
Kalle Elkomaaorgan (1, 3, 5), electric piano (3)
Tuomas Marttilamarimba (4), vibraphone (3, 6), congas (3)
Harri Kuusijärviaccordion (4, 7)
Tero Hyväluomafiddle (7)
Waltteri Torikkavocals (2, 4)
Suvi Väyrynenvocals (2)
Pharaoh Pirttikangasvocals (8)
Tommi Kolunentrumpet (1, 3, 6, 8)
Olli "Trumpenator" Helintrumpet (1, 3, 6, 8)
Jussi Toivonentrumpet (1, 3, 6, 8)
Antti Hirvonentrombone (1, 3, 6, 8)
Petri Juutilainentrombone (1, 3, 6, 8)
Ulla Ahonentrombone (1, 3, 6, 8)
Aulis Pöyhönenbass trombone (1, 3, 6, 8)
Kasper Haikonenalto sax (1, 3, 6, 8)
Masa Orpanaalto sax (1, 3, 6, 8)
Petri Nieminentenor sax (1, 3, 6, 8)
Maiju Virtanentenor sax (1, 3, 6, 8)
Jon Ballantyneelectric & grand piano (tracks 9-12 + 13)
Sami Sippolatenor saxophone (tracks 9-12 + 13)
Simo Laihonendrums (tracks 9-12 + 13)

Titel:
1.Mekonium fist   (Utopianisti II)3:51
2.The Vultures were hungry   (Utopianisti II)2:56
3.Pohjola   (Utopianisti II)8:09
4.Tango Succubus pt. 2   (Utopianisti II)5:10
5.The Forest of the Bald Witch   (Utopianisti II)6:47
6.Bisphenol A   (Utopianisti II)4:11
7.Kynttilöitäkin vain yksi   (Utopianisti II)6:16
8.Spanking time   (Utopianisti II)6:01
9.The Sundays of love and peace   (Utopianisti meets Black Motor & Jon Ballantyne)5:14
10.Mechanoid makeout music   (Utopianisti meets Black Motor & Jon Ballantyne)4:53
11.Too many eyeholes   (Utopianisti meets Black Motor & Jon Ballantyne)4:07
12.Derelicts in space   (Utopianisti meets Black Motor & Jon Ballantyne)11:35
13.U.L.J.C. (The Unnecessary Leftover Jam Compilation)   (Utopianisti II/Utopianisti meets Black Motor & Jon Ballantyne)9:38

DAAU (DIE ANARCHISTISCHE ABENDUNTERHALTUNG):TUB GURNARD GOODNESS

DAAU ist die Abkürzung für eine Band, die sich vollständig DIE ANARCHISTISCHE ABENDUNTERHALTUNG nennt. Die Inspiration für diesen ungewöhnlichen Bandnamen holten sich die Gründer bei Hermann Hesses "Steppenwolf":

"Im Licht der nächsten Laterne versuchte ich seine Standarte zu lesen, sein rotes Plakat an der Stange, aber es schwankte hin und her, ich konnte nichts entziffern. Da rief ich ihn an und bat ihn, mir das Plakat zu zeigen. Er blieb stehen und hielt seine Stange etwas gerader, da konnte ich tanzende, taumelnde Buchstaben lesen:
Anarchistische Abendunterhaltung!
Magisches Theater!Eintritt nicht für jed..."
"Hermann Hesse: Der Steppenwolf. In: Hermann Hesse: Die großen Romane und Erzählungen. Frankfurt 1985. S.44"

 Wenn man nun aus dem Bandnamen auf eine deutsche Band tippt, dann liegt man falsch. DAAU sind Belgier aus Antwerpen und wurden 1992 gegründet. Sie ist auch keine typische Rockband mit E-Gitarre(n), Bass,Schlagzeug evtl.Keyboard(s) etc.. Sie spielt Instrumente, die nicht typischer Weise eine Rockband auszeichnen. Ihr Hauptinstrumentarium besteht aus Akkordeon, Violoncello, Violine und Klarinette. Und entsprechend klingt auch ihre Tonwelt. Der Sammelbegriff Fusion trifft am ehesten das, was sie zu Gehör bringt.. Sie verschmelzen Salonmusik mit Klassik,Folk und Klezmer. Auch Reggae kommt vor. Unterstützt werden sie bei Bedarf durch eine Sängerin, Schlagzeug/Percussion und E-Baß.

Bemerkenswert ist, dass es keine Dominante in ihrem Instrumentarium gibt. Die Führung in den Motiven und Melodien wechselt immer wieder. Mal sorgen die beiden Streicher für das rhythmische Fundament und Akkordeon/Klarinette lassen sich in den Melodien und Improvisationen gehen -  und umgekehrt. Lautmalerisches wechselt mit Lied, 2 Reggaes werden von einer Gastsängerin sehr einnehmend vorgetragen. Hier in "A funny little feeling" - und später in " In my midnight skies" -  stimmt auch die Struktur ganz mit den Konventionen überein im Gegensatz zu 10 von den 12 Stücken des Albums. Was aber nicht heißt, dass der Rest im Chaos versingt. Im Gegenteil sind die 10 Titel wohl strukturiert und gut zu hören. Es ist dieses Spiel mit den Wechseln in der Stimmführung, was den Hörer einnimmt.Auch die gelegentliche Attacke setzt immer wieder Spannungsmomente.

Ein Covertitel ist auch dabei. Man hat sich für "2+2=5" von RADIOHEAD  entschieden und in "Of  r*d*h*d" umbenannt. Da ich das Original nicht kenne, kann ich zur Art der Interpretation wenig aussagen. Außer, dass ich diese Interpretation für interessanter halte als alles, was ich von RADIOHEAD bis dato gehört habe (OK.Computer/ Kid A - wonach diese Band als Superlangweiler aus meinem Interessenfeld gestrichen wurde).

DAAU gelingt es mit dieser CD, das Gehör des Rockkonsumenten für andere Klänge zu interessieren und leisten damit einen Beitrag zur Horizonterweiterung. Mit jedem Hördurchgang kann man neue Details entdecken, wenn es den manchesmal etwas aufdringlichen Klezmersound der Klarinette zu umschiffen gelingt.

http://www.daau.com/

Die Band:

Simon Lenski                              Violoncello
Buni Lenski                                 Violin
Han Stubbe                                 Klarinette
Raul van Camp                           Akkordeon

Gäste:
Angelique Willkie                        voc
Roel Poriau                                 dr
Mirko Banovic                            b

Titel

1. My Goodness! Poetry (7:19)
2. Off the Record (5:30)
3. Is This It? (2:26) 
4. Raw Like Milk (5:13) 
5. The Guts (4:50) 
6. Of R*D*H*D (2+2=5) (3:34)
7. A Funny Little Feeling (3:54)
8. Catfish Blues (1:54) 
9. A Shortcut to the Edge (3:18)
10. Even More Lost Souls (2:57) 
11. In My Midnight Skies (6:16) 
12. Two Fast Dreams (5:10)

Sonntag, 3. August 2014

THREE MONKS: THE LEGEND OF THE HOLY CIRCLE

Da sind sie wieder, die 3(4) Mönche aus Italien:: "Julius" Paolo Lazzeri, der Derwisch an den Keyboards, "Bozorius" Maurizio Bozzi am Bass und die 2 Schlagwerker "Ursinius" und "Placdus". Wobei in den Stücken jeder als Einzelkünstler ran darf.

Was hat sich getan seit dem Debut NEOGOTHIC PROGRESSIVE TOCCATAS"?
Der Synthie tritt stärker in den Vordergrund. Die Sounds lehnen sich stärker an die Vorlage ELP an. Gleich im Opener "THE HOLY CIRCLE" wird dies sehr deutlich.
Auch die Motivik erinnert stark an K.Emersons Kompositionsweise(n).Die imaginisierte Kathedrale aus dem Debut kann man nur mehr erahnen.

Mit einem trägen Walkingbass eröffnet "INTO MYSTERY". Auch hier übernimmt mächtiger Synthieeinsatz in gewohnter Manier. Die Orgel improvisiert neoklassisch abwechselnd mit dem Synthie. DasWalkingmotiv des Bass trägt das Stück bis zum Ende - mystisch, aber nicht zu arg.

"THE BATTLE OF MARDUK" schließt direkt an den Erstling an und hätte auf "NEOGOTHIC...." eine gute Figur gemacht. Farbtupfer bringen die glockigen Töne ins Geschehen, schön begleitet von Bass und von Ferne klingender Orgel. Danach wird das Tempo und die Energie erhöht bei einem jazzigen Impromptu, das sich zu einem Progstück für Orgeltrio auswächst mit pompösem Finale.

Dann kommt mein Lieblingsstück auf diesem Album. Ich will es das "Lied ohne Worte" nennen in Anlehnung an Mendelssohns Klavierwerk. Hier für Orgel solo komponiert erinnert es an die Motive mancher PROCOL HARUM- Komposition."THE REST OF THE SACRED SWARM" ist für mich das Highlight des Albums und leider nach 4:47 schon zu Ende! Ein starkes, weil auch schlichtes Stück.

Der Walkingbass des 2. Stückes erlebt in höherem Tempo seine Rückkehr beim Intro von "RIEGER". Die Orgel übernimmt mit Drums mächtig das Verfahren, der Synthie mischt sich in den Vordergrund. Viel mehr als in den Titeln 1-3 passiert nicht. Der Midtempodrive bleibt erhalten, der Synthie steht mit der Orgel side-by-side. Mit diesem Titel wird wohl die Rieger Orgelbau in Österreich gemeint sein, die seit 1845 Orgeln für die ganze Welt baut.

Mit dem Beginn von "THE STRIFE OF SOULS"  übernimmt K.Emerson die Regie in der Inkarnation Lazzeris. Typischer geht's wohl nicht, was die Anleihen betreffen. Auch der ruhige Teil erinnert an ELPs Umsetzung von "The great gates of Kiev". Das ganze Stück ist eine  gelungene Verneigung vor den Progurgesteinen.

Den Abschluss bildet "TOCCATA NEOGOTICA N.5", bei der man die Rückkehr in die Kathedrale des Debutalbums feiern kann. Hier entsteht nochmals dessen Erhabenheit, auch weil der Synthie außen vor bleibt und nur gegen Ende das begleitende Geglöckel ein wenig mehr Licht in die kathedralische Schattenwürfe bringt.

Das 2. Album der Mönche versucht, einen etwas anderen Akzent zu setzen durch die stärkere Verwendung des Synthesizers. Diese Stücke wirken verspielter und folglich weniger stringend als die "reinen" Orgelstücke des Debuts. Nun wäre es spannend zu hören, wie sie denn das 3. Werk angehen wollen. Aber wie es scheint, gibt es in diesem Projekt zur Zeit wenig Leben.

Die Band

 Paolo Lazzeri                              pipe organ, composition
 Maurizio Bozzi                             bass, sound engineer
  Roberto Bichi                             drums(3,6,7)
  Claudio Cuseri                          dr (1,2,5)


Titelliste:

1. The Holy Circle - 7:48
2. Int Mystery - 5:58
3. The Battle of Marduk - 4:48
4. The Rest of the Sacred Swarm - 9:53
5. Rieger - 5:09
6. The Strife of Souls - 10:01
7. Toccata Neogotica n5 - 9:43

http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=14051

Dienstag, 29. Juli 2014

THREE MONKS: NEOGOTHIC PROGRESSIVE TOCCATAS

Welch ein Name für eine Progband! Und welch ein Titel für ein Debut! Da sprießen die Erwartungen des neugierigen Musikkonsumenten in Höhen, in denen man Monumente wie ELP, The Nice, Triumvirat u.ä. ansiedelt. THREE gibt den Hinweis auf 3 Instrumente, die da sind: Drums (2 Drummer incl.), Bass und Orgel. Wobei die Orgel keine Kirchenorgel(n) meint, sondern die Aufnahme komplett im Studio mit entsprechendem Keyboardequipment eingespielt wurde.
Das Ergebnis ist erstaunlich, denn von den ersten Tönen ab wähnt der Hörer sich mitten in einer ihm gefälligen Kathedrale. Vor ihm - im Altarraum vlt. -  ein Drummer hinter seinem Werkzeug, rechts von ihm der Bassist, mit den tiefen Registern der Orgel ein Fundament schaffend, auf dem der Organist sich wohl geerdet austoben kann.
Die MONKS stehen für Julius (= Paolo Lazzeri) der Organist  und Kompositeur, Bozorius (=Maurizio Bozzi) der Bassist und Soundingenieur, Placidus (= Roberto Bichi) der Drummer der Titel 2,4,5,6 und Ursinus (= Claudio Cuseri), der das Schlagwerk in den Titeln 1 und 7 bedient.

PROGRESSIVE MAGDEBURG ist der 2009 in Magdeburgs Kathedrale neu eingeweihten Orgel gewidmet und zeigt auf bombastisch-spätromantische Weise, was an Tonwelten dieses auch als Königin der Instrumente bezeichnete Klangmonument erschaffen kann. Beeindruckend.

Nicht weniger imponierent kommt die TOCCATA NEOGOTICA N.1 (Merseburg). Für Lazzeri befindet sich in Merseburg eine der wichtigsten Orgeln in D. Sie hat ihn zu dieser gigantischen Toccata animiert. Man kann diesen Tongebirgen nur erfurchtsvoll zuhören und ...schweigen.

Ein dunkelmysteriöser Mönchschor, der seine Künstlichkeit nicht ganz verbergen kann, bildet den Eingangspart von NEOGOTHIC PEDAL SOLO. Der Bass übernimmt mit etüdenhaften Motiven bis die Orgel eingreift bzw. das Stück übernimmt. Ein kleiner Ruhepunkt im Klanguniversum der Italiener.

Georg Jann ist ein deutscher Orgelbauer, der u.a. die Orgel zu Waldsassen baute (1989). Diese Orgel muss auch Hrn. Lazzeri so beeindruckt haben, dass er den nächsten Titel HERR(n) JANN widmete. Von spätromantisch bis neoklassisch könnte man den Charakter dieses Stück bezeichnen. Es kommen hier Bass und Schlagzeug etwas stärker zur Geltung als in der ersten Hälfte des Albums. Der Rockduktus setzt stärkere Akzente.

DEEP RED/PROFONDO GOTICO stellt eine Variation eines Soundtracks von  Goblin dar, welchen diese italienische Band für den Film "Profondo Rosso" eingespielt hatten. Großartige Rockorgelmusik aus den 70ern für den Bombastfreund.

Dann wird's mit der TOCCATA NEOGOTICA N.7 (St.Florian) nochmals spätromantisch als Reminiszenz an A.Bruckner, der Florianer Sängerknabe war, der Abtei immer sehr verbunden war und unter der Orgel in der Gruft begraben ist.. Nochmals fassen Bruder Julius und seine Mitbrüder Bozorius und Ursinus alles zusammen und formen ein Klanggebilde, wie es die Zeitgenossen Bruckners wohl auch getan hätten, hätte ihnen ähnliches Equipment zur Verfügung gestanden. Aber wer weiß das schon...

Fazit. der Orgelfan mit Rockvorliebe - oder umgekehrt -  bekommt mit diesem Album genau das, was er sich wünscht. Bombast und Pomp voll auf die 12. Mehr geht kaum. Dafür ärgste Empfehlung. Achtung: Suchtgefahr!

https://www.youtube.com/watch?v=Q9pS-ekHCaQ

Die Band:

  Paolo Lazzeri                              pipe organ, composition
  Maurizio Bozzi                             bass, sound engineer
  Roberto Bichi                               drums (2,4,5,6)
  Claudio Cuseri                            dr(1,7)

Titel:

1. Progressive Magdeburg         (8:22) 
2. Toccata Neogotica # 1           (11:25) 
3. Neogothic Pedal Solo             (5:03) 
4. Herr Jann                                   (6:33) 
5. Deep Red (profondo Rosso) (4:22) 
6. Profondo Gotico                       (4:07) 
7. Toccata Neogotica # 7           (10:14)

Freitag, 25. Juli 2014

PHOENIX AGAIN: LOOK OUT

Man stöbert so herum, um zu schauen, was es im Musikbetrieb Neues gibt und stößt auf diese italienische Band namens PHOENIX AGAIN(!). Claudio Lorandi (lead guitar & vocal), Antonio Lorandi (bass guitar), Sergio Lorandi (acoustic & electric guitar), Silvano Silva (drums & percussions) treffen sich im Studio im Oktober 1981 um Musik zu machen zwischen KC, Genesis, Jethro Tull, Gentle Giant, Pink Floyd, Van Der Graaf Gen., Banco Mutuo Soccorso, PFM etc..(http://www.phoenixagain.it/).

Nach einem harten Schicksalsschlag - Gitarrist und Sänger Claudio Lorandi verstarb 2007 - erscheint mit THREEFOUR eine Art Reminiszenz-CD für den verstorbenen Bandgründer, auf der Mitmusiker der vergangenen Jahre mittun.
Im Februar 2014 erschien nun die 2.CD "LOOK OUT" unter Mithilfe junger Musiker.
 Der Opener "Adso de Melk" eröffnet mit kurzem Mönchschoral, um in ein akustisches Motiv mit Gitarren und Xylophon überzuleiten. Es entwickelt sich über das Motiv zu einem Instrumentalstück ohne heavy Riffs. Es wird kurz geswingt,  locker und leicht improvisiert. Ein RollingStones-artiges Riff löst ab, ein Baßmotiv leitet zu einem Rockteil über, indem es nun zwar etwas heftiger zugeht, aber immer noch auf italienisch entspannte Weise. Keyboards legen einen kurzen Break ein, dann wird wieder akustisch improvisiert. Das Tempo wird zurück genommen, die E-Gitarre stellt ein neues Motiv vor, das Cello begleitet, wieder die akustische Gitarre, bevor unisono die elektrifizierten Instrumente das Thema übernehmen und zu einem unspektakulären Schluss kommen. Entspannt ohne Flachheiten.
"Oigres" wirkt zupackender, leicht düster ohne Schwere. Melodiös wird improvisiert, wobei sich Gitarre(n) und Keyboards - Akkordeon inklusive -  den Ball zuwerfen. Es läuft ohne Aufregung und unterhaltsam ab. Was will man mehr?
Ein Gitarrenriff läutet das Titelstück "Look out" ein. Zunächst wird im Vergleich zum bisher Gehörten gerockt im Stil der Spät60er und über die Rockbasis gejamt. Mit allem, was das Equipment so bietet.
Es geht nicht nur straight geradeaus, es wird auch mal die eine/andere komplexere Wendung eingefügt.  Crimson-floydsche Keyboards finden hier auch ihren Platz. Die Rockbasis bleibt, die Soloinstrumente toben sich aus. Das Versprechen des Openers wird hier eingelöst, der Höhepunkt des ganzen Albums.
Der ruhig beginnende "Summer" lebt von Tempowechseln und zum Ende von swingendem Gitarrensolo.
 Keith Relf's Armageddon ("Buzzard") stand Pate  von "Endless Battle". Der Phönix kommt allerdings ohne Gesang aus, das Tempo ist etwas zurückgenommen gegenüber der Vorlage. Aber die Parallelen sind unverkennbar. Der Hardrock ist die Basis, die E-Gitarre das Instrument des Stückes, das durchaus virtuos bearbeitet wird.
 Bis hierher handelt es sich um eine reine Instrumentalarbeit und die fiel recht gefällig aus. Mit "Invisible shame" kommen nun Stimmen zum Einsatz. Und der gute Eindruck ist weg. Wer hatte nur diese unsägliche Idee? Einen Song, der fast Schlagerniveau erreicht, vorgetragen von einer dünnen Männerstimme, versucht man durch Soundverschönerung - Fretlessbass- und Improeinschüben -  zu retten. Was die Sache fast noch verschlimmert. Schade, wirklich schade.
Und wie wenn nichts passiert wäre, geht's im "Winter" gerade so weiter, wie es im "Endless battle" aufgehört hatte. Auf Hardrockbasis wird fröhlich gejamt und locker improvisiert. Percussions sorgen für leichten Latinoflair, auch dem Funk wird kurz die Ehre erwiesen. Man erinnert sich an Traffic's "On the Road"...
Akustisch - Flöte, Gitarre und Cello - beginnt der Tanz der 3 Clowns, wobei jedem Clown 1 Instrument zugeordnet ist. Eine schöne Idee wird bis zum Walzerende schön umgesetzt. Sie können's doch!
 So findet ein Album sein Ende, das in toto den Hörer entspannt und heiter zurücklässt. Er fühlte sich gut und kurzweilig unterhalten. Die Band spielt einen soliden Retroprog ohne Experimente mit lockeren Jameinlagen.

Die gesamte Aufnahme kann man hier hören und bei Gefallen den Download oder die Hardcopy bestellen: http://phoenixagain.bandcamp.com/album/look-out

 Die Band:

Sergio Lorandi:      lead guitar
Antonio Lorandi:   bass guitar
Silvano Silva:        drums & percussion
Andrea Piccinelli:  keyboards & cello
Marco Lorandi:      rythm guitars
Giorgio Lorandi:    percussions        

Titel:
  1. Adso da Melk
  2. Oigres
  3. Look Out
  4. Summer
  5. The Endless Battle
  6. Invisible Shame
  7. Winter
  8. Dance of Three Clowns
    





 

Mittwoch, 16. Juli 2014

ENCORES,LEGENDS & PARADOX: A TRIBUTE TO THE MUSIC OF ELP

Der Untertitel "A tribute to the music of ELP"  lässt auf den ersten Blick vermuten, dass sich einige Musiker der 2. Reihe an ausgewählten , dem Insider wohlbekannte Stücken der Progurgesteine EMERSON,LAKE & PALMER  versuchen. Die Erfahrung mit solchen Tribute-Produktionen fällt meist zwiespältig aus, was das Ergebnis betrifft. Hier aber - surprise,surprise! - ist das Erstaunen groß, denn erstens handelt es sich bei den Akteuren durchweg um im Genre allseits wohlbekannte Größen. Und zweitens gewinnen diese den ELP-Gassenhauern  neue Aspekte ab.  Durchweg wirken alle Stücke rockiger, vor allem durch die verstärkte Hinzunahme von E-Gitarre und die Mitwirkung verschiedener Drummer, die durch ihre unterschiedlichen Energien das Rhythmusgeflecht effektvoll zu variieren verstehen. Die Stücke gewinnen an knackiger Frische.
Belege dafür liefern "HOEDOWN", bei dem Jerry Goodman's Violinbeitrag besonders hervorsticht. Ein Marc Bonilla braucht sich vor keinem etablierten Gitarrenheroen verstecken. Ein, wenn nicht der Höhepunkt dieses Albums.
 Auch "BITCHES CRYSTAL" gewinnt  durch das neue Arrangement an Format. Mit der Einschränkung, dass der Gesang Wetton's nicht ganz dem Lake's im Original gewachsen ist.
"THE BARBARIAN" gibt sich als starkes Stück zu erkennen. Dem Original am Nächsten kommt der Einsteiger "KARN EVIL 9(1st Impression)", wirkt aber noch ein Quantum rockiger als dieses. Beeindruckend hier  J.Rudess' rasendes Tastentempo.
Erstaunlich frei wird in "TOCCATA" das vorhandene musikalische Material ver- und bearbeitet und es entsteht ein nahezu neues Stück -  mit hohem Wiedererkennungswert. Sehr spannend und hochenergetisch!
"KNIFE EDGE" - ein 3-Töne-Stück mit einem Barockinterludium, so das Original. Hier schaffen es Glenn Hughes mit seiner Stimme und Marc Bonilla (g) dem Hardrock zu seinem Recht zu verhelfen. Nett das barocke Akustiksolo in der Mitte.
Mit "A TIME AND A PLACE" folgt ein DREAM THEATER-Stück. Mmhhhmm, klar ist das eine ELP- Kompostion. Aber LaBrie schafft es, daß der Hörer sich leicht verunsichern läßt. Geht als guter Rocksong durch. Auch dank Barre's punktgenauer Gitarrenarbeit.
Mit dem auf Singlelänge eingedampften "TARKUS" findet ein frischklingendes Album sein großes Finale.
Insgesamt ein schönes, frisches Retroprogalbum mit "Zeitlos"-Attribut. Jedenfalls sehr empfehlenswert für den Genrefreund.

http://www.magnacarta.net/tributetoelp/
https://www.youtube.com/watch?v=V6O75uxwkfs
https://www.youtube.com/watch?v=VEI0H7nTsRc  ---  u.a.

Die Band:
Robert Berrybass, guitar, vocals
Simon Phillipsdrums
Trent Gardnerkeyboards
Pat Mastelottodrums, percussion
Wayne Gardnerbass
 Gastmusiker:
Jordan Rudesskeyboards
Mark Woodviolin
John Wettonvocals
Igor Khoroshevpiano
Peter Banksguitar
Matt GuillorySynthesizer
Glenn Hughesvocals
Marc Bonillaguitar
Erik Norlanderkeyboards
Martin Barreguitars
John Novelleorgan
Doane Perrydrums
James La Brievocals
Mike Portnoydrums
Mark Robertsonhammond organ
Geoff Downessynthesizer
Derek Sheriniankeyboards
Tracklist:
1.Karn Evil 9 1st impression8:47
2.Bitches crystal4:38
3.Toccata8:04
4.Knife edge5:15
5.A time and a place6:11
6.Hoedown3:43
7.The sheriff5:55
8.The endless enigma10:16
9.The barbarian4:40
10.Tarkus6:43

Freitag, 30. Mai 2014

EMERSON,LAKE & PALMER:..WELCOME BACK MY FRIENDS HIGH VOLTAGE FESTIVAL 2010 (DVD)

Es fällt schwer eine "objektive" Rezension zu schreiben über eine Band, die einem ans Herz gewachsen ist seit den Tagen, in denen man sich für Musik zu begeistern begann. So zu begeistern, dass man jede freie Minute nur vor der heimischen Anlage verbringen und in den Sounds, Rhythmen und Melodien eben nur dieser Band zu baden bestrebt war. Und dies auch tat...Schule hin, Pflichten sonstiger Art her. Bei ELP war's "Lucky man" und die erste LP. Und die 2."Tarkus" und die 3."Pictures..." etc. bis zu "Brain salad surgery". Dazu kamen noch die Konzerte anfangs der 70er. Dunnemals absolute Musses - oder so. Bis heute sind die o.g. LPs/CDs immer wieder schöne Rückzugsgebiete im Alltag.
Soweit die persönliche Befindlichkeiten des Rezensenten zum Thema ELP.
Nach jahrelangen Irrungen und Wirrungen - auch auf diesen Seiten dokumentiert -  in und um dieses Projekt ELP trafen sich die Protagonisten im Sommer 2010 in London auf dem HighVoltageFestival zum vielleicht letzten Mal. auf einer Bühne. Was war zu erwarten? Keith Emerson war physisch angeschlagen, Greg Lake machte ebenfalls seine Gesundheit zu schaffen, einzig Carl Palmer schien fit wie ein Jungspund zu sein. Und dies bekommt der Zuschauer per DVD dokumentiert. Die Band stolpert mehr in die einzelnen Titel als dass sie präzise beginnt. Die Aufnahmetechnik schien auch nicht ihren besten Tag erwischt zu haben. Gleich beim Opener "Karn evil 9:1st Impression -Part 2" muss Palmer sein vorgelegtes Tempo zurücknehmen, damit seine Kombatanten noch mitkamen. Auch bei "The Barbarian" wird ein Midtempo angeschlagen. Das "Ala Turka"-Zwischenspiel geht fast unter; es vergeht einige Zeit bis die Technik das Pianokeyboard auf dem Schirm hat. Dann haben sie sich gefunden, der Titel geht kraftvoll auf die Zielgerade. "Bitches crystal" beginnt mit 2,3 Verspielern, aber Mr.Lake hat seine anfängliche Kurzatmigkeit abgelegt, Keith Emerson soliert  solide und bekommt sein reichhaltiges Equipment in seinen Griff. "Knife edge" kommt energiereich von der Bühne. Einzig das barocke Zwischenspiel muss im Tempo etwas reduziert werden, was als Zugeständnis an Keith's Einschränkung in seiner rechten (?) Hand zugerechnet werden mag.
 Die Routine ist's, die dieses Konzert und letztendlich auch den Ruf der Band gerade noch vor dem Desaster rettet. Es werden keine Experimente gewagt, das seit Jahrzehnten Bewährte muss genügen. Man mag das als Fan im besten Sinne mit Wehmut zur Kenntnis nehmen. Die Nostalgie feiert beim Zusehen/Zuhören fröhliche Urständ.
Diese DVD zeigt einen Querschnitt des Schaffens einer Band, die die 70er so stark geprägt wie wenige aus dieser Dekade. Und gleichzeitig, wie wichtig das rechte Timing für das Ziehen des Schlussstriches sein kann.

http://www.emersonlakepalmer.com/
https://www.youtube.com/watch?v=69COX41VbBw

Die Band:

Keith Emerson               keys
Greg Lake                     b,voc,acoustic g
Carl Palmer                   dr,perc

Titel:

01 Karn Evil 9: 1st Impression - Part 2
02 The Barbarian
03 Bitches Crystal
04 Knife Edge
05 From The Beginning
06 Touch And Go
07 Take A Pebble/Tarkus
08 Farewell To Arms
09 Lucky Man
10 Pictures At An Exhibition
11 Fanfare For The Common Man/Drum Solo/rondo

http://babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=10997&content=review

Montag, 12. Mai 2014

GREEN CARNATION: ACOUSTIC VERSES

Es ist nicht mein bevorzugtes Genre aus dem diese norwegische
Band ursprünglich stammt. Im Jahre 1990 gegründet, aufgelöst und 1998 wiedergegründet bespielten sie die Death-,Doom- und Thrashmetalfreaks. Im Laufe ihrer Karriere machten sie eine ihr eigene Entwicklung durch. Besonders das Schicksal ihres Gründers Terje Vik Schei, der sich Tchort nannte/nennen ließ (slawisch für: Teufel) scheint darauf starken Einfluss genommen zu haben.

Nach 4 elektrifizierten Werken fand Tchort es 2006 an der Zeit, ein weitgehend akustisches Album aufzunehmen. Wenig überraschend ist die dunkelnebelige Atmosphäre, in der der Hörer sich findet. Schon der Opener "Sweet leaf" gibt eindeutig die Richtung vor, in die der Songreigen folgt. Keine Aggressionen akustischer Art, Wohlklang in melancholischer Stimmung, Melodien zu Mitsummen, hier und da ein wenig, aber dann sehr effektvolles Drumming. Reizvoll die Verwendung von Violine, zurückhaltender,fast zärtlicher Keyboards und des Theremin ("Maybe?").

Bei "Alone" handelt es sich um ein Poem von E.A Poe, das sehr gefühlvoll akustisch umgesetzt wird. Leicht folkloristische Akzente setzt die Violine, das Drumming begleitet songdienlich zurückhaltend.

Mit "9-29-045" ist das Opus magnum dieses Werkes überschrieben, teilt sich in 3 Abschnitte und weist die beachtliche Länge von 15:29 Min. auf. Was schon progmäßige Ausmaße annimmt. Ist es deshalb schon "Prog"? Ich weiß es nicht... Die vokale Melodieführung im ersten Abschnitt "My greater cause" erinnert an The Boomers (25000 Days). Teil 2 "Home coming" beginnt mit akustischer Gitarre und sphärischen Keys. Diese übernehmen ein Motiv, darüber spricht verfremdet eine männliche Stimme. Die Texte liegen leider - zumindest in der mir vorliegenden Ausgabe -  nicht vor. Ansonsten hätte sich das Geheimnis der Zahlenkombination des Titels eher entschlüsseln lassen. Sehr schön heimelig beginnt der 3.Teil "House of cards" und findet auch einen schönen Refrain zum Träumen. Die Ausblende als Schluss findet hier ausnahmsweise meine Zustimmung.Passt.

Fröhlich scheint das Kind in "Childs play III" nicht zu sein. Die Gitarren und verhallten Pianoklänge lassen eher auf leicht dramatisch-düstere Seelenzustände schließen.

Ein Dreivierteltakt muss nicht zwingend auf Jubel,Trubel,Heiterkeit hinweisen wie "High tide waves"
uns zeigt. Im Gegenteil klingt auch hier Düsternis durch den wabernden Nebel. Zur Stimmung tragen auch einige entfernt klingende Glockenschläge als Begleitung des Refrains bei. Ein elektrifiziertes und anschließendes akustisches Gitarrensolo bringen etwas Entspannung. Zum Schluss 3 ruhige Akkorde. Es ist alles gut.., oder doch nicht?

Es sind auf dieser hervorragend klingenden CD Akustiksongs versammelt, die weit über den radiokompatiblen Songeinheitsbrei hinausgehen und den ganzen Zuhörer erfordern.

Fazit: Wie schon eingangs erwähnt, ist diese Seite des "Mondes" nicht meine priorisierte. Aber... diese Art und Weise des Musizierens lässt nicht kalt. Sie berührt und greift an auf einer zerbrechlichen Ebene. Sie bewegt aus dem akustisch-sphärischen Nebel heraus. Wenn es einem zu gut geht,  kann diese Arbeit helfen, wieder zu sich zu kommen. Für Metalaffine, die den Blick über den Tellerrand nicht scheuen.

http://green-carnation.com/

Die Band:

Tchort (Terje Vik Schei)                g
Tommy Jackson                             d,perc
Kjetil Nordhus                                voc
Kenneth Silden                               keyb
Bjoern Harstad                               g
Stein Roger Sordal                         b,voc,ebow
Michael S Krumins                        g,theremin

 Titel:

1. Sweet Leaf (4:38)
2. The Burden Is Mine... Alone (3:15)
3. Maybe? (5:02)
4. Alone (3:43)
5. 9-29-045 (15:29)
      i) My Greater Cause
      ii) Home Coming
      iii) House of Cards
6. Childsplay Part III (3:32)
7. High Tide Waves (7:49)