Mittwoch, 19. November 2014

KAUKASUS: I

Es gibt Musiken, die berühren. Jede/n, immer. Diese sind erfahrungsgemäß selten, weil jede Wahrnehmung subjektiv ist und folglich auch deren Wirkung.
Es gibt Musiken, die sind produziert um Wirkung zu erzielen. Welche Wirkung wird sogleich bei den drei Norwegern klar. Der Labelname Autumnsongs Records ist gleich zu setzen mit dem Stimmungsprogramm. Es geht in Richtung Melancholie, es ist grau, die Nebel wabern, Irrlichter sorgen für diffuses Licht.
Ein passendes Klangwerk zur aktuellen Jahreszeit also. Ebenso passend, dass die Klangerzeuger aus norwegischen Gefilden kommen und somit das Fachpersonal dafür ist, darzustellen, was  Dämmerung und Dunkelheit mit dem Menschen macht.
Nun, was hört man denn aus dem hohen Norden? Viel Klang, viel Soundgemälde mit den Farben, die das Instrumentarium, das man bedient, liefert. Flöten erzeugen die Irrlichter, Synthies und Mellotrone die Schatten und eine tiefe männliche Stimme den menschlichen Part.
Große Melodievielfalt und kompositorische Finesse(n) sucht man vergebens. Es wird diesbezüglich recht sparsam umgegangen. Durchaus geschickt wird das Instrumentarium zur Stimmungsmache eingesetzt. Sie beherrschen ihre Instrumente so weit, wie sie sie zur Ausgestaltung ihrer Soundgemälde brauchen. Rocken ist nicht so ihr Ding, obwohl Motorpsycho  geisterhaft im Nebel mitschwebt, allerdings im Zustand gleich einer Tranquilizer-Orgie. Ein gelegentlich krachendes Schlagzeug und ein heftiger Ausbruch in Titel 7, was den Hörer daran erinnert, dass er sich im Rockgefilde befindet.
Es ist schon seltsam, dieses Werk, verschlossen und nur gelegentlich die Nebel ein wenig aufbrechen lassend. Allerdings ist das Licht, das durchscheint, diffus und läßt die Schleier nur noch düsterer erscheinen.
Technisch und klanglich allerdings liegt ein hervorragendes Album vor, das musikalisch - melodisch Einiges vermissen lässt. Wer Steven Wilson's Ansatz mag und seine Leidenschaft für Melancholisches hegt, liegt hier richtig.

http://kaukasus.no/

Die Band:

Ketil Vestrum Einarsenflutes,tenor horn,hulusi,electric piano,saxxy,spektrals,EWI synthesizer
Rhys Marshvoices,electric guitar,acoustic piano,bass guitar,Fender Rhodes,Mellotron,drum machine,pedal steel guitar
Mattias Olssondrums,percussion,Mellotron,Orchestron,Moog Taurus,VCS3 & Mother modular system,baritone guitar,bass marimba

Titel:

1. 'The Ending Of The Open Sky' [5:34] 
2. 'Lift The Memory' [8:53] 
3. 'In The Stillness Of Time' [5:57] 
4. 'Starlit Motion' [5:21] 
5. 'Reptilian' [9:10] 
6. 'The Witness' [4:18] 
7. 'The Skies Give Meaning' [8:06]

Sonntag, 9. November 2014

CARAVAN: CARAVAN LIVE at RoSFEST GETTYSBURG USA (DVD)

Nach PARADISE FILTER hatte ich ein wenig Bedenken, ob des fortgeschrittenen Alters der Herren wegen das Liveevent so lebendig werden kann wie Livegigs in aller Regel eben ablaufen. Spätestens beim 2.Titel "HEADLOSS" sind diese Bedenken über Bord geworfen. Es wird von der Truppe relaxt, gekonnt mit britischem Understatement, dennoch selbstbewusst durch fast 46 Jahre CARAVAN-Musik geführt. Und das von Titel zu Titel mit großer Freude wie man den Gesichtern ansehen kann. Vor allem Drummer Mark Walker reißt von Anfang an mit und läßt keine Durchhänger aufkommen.
Pye Hastings' Stimme hört man das Alter schon an, was wenig wundert. Sie klingt auch in ihrer Reife angenehm und unaufdringlich. Geoff Richardson übernimmt auch immer mal wieder die Leadvocals. Nicht nur hiermit, sondern er überzeugt als Multiinstrumentalist an Löffeln(!), Flöte, Gitarre und Mandoline. Sein Violaspiel gehört mit zum Markenzeichen der Band.
Dieses Konzert belegt, dass die Viola mit ihrem dunkleren Klang besser in diese Art von Musik passt als die (verstärkt) grellere Violine. Warum dies nicht schon mehr Bands getestet haben, erschließt sich mir nicht. Aber dies nur am Rande.
Auffallend bei diesem Auftritt einer in die Jahre gekommenen Band ist, dass diese Würde ausstrahlt. Sie kommen ohne peinliches Kokettieren mit der schon lange vergangenen Jugend aus, wie man es bei anderen altvorderen Bands - leider - beobachten muss.
Die Titel der letzten Studioarbeit betten sich überraschend gut in das Repertoire der Band ein. Die "alten" Titel klingen frisch wie die "neuen" oder umgekehrt. Da gibt es keine Ausfälle. In "PARADISE FILTER" wird ähnlich frei von der Leber weg improvisiert wie in "GOLF GIRL"(inkl. geniales Löffelsolo von Geoff & Waschbrett!).
CARAVAN machen Musik und keine Show. Sie brauchen das Stargehabe, die Egotripps nicht um zu überzeugen. Sie musizieren mit Spaß und - ich sag' es nochmal, weil dieser Begriff im Rock so selten auftaucht - mit Würde. Das unterscheidet sie von jüngst auffällig gewordenen Urgesteinen, die es verpasst haben, den rechten Zeitpunkt des Absprungs von den Bühnen dieser Welt zu erwischen und so zwischen "Himmel und Erde" hängen.
Das diesjährige RoSFEST fand vom 2.- 4.Mai in Gettysburg/USA statt. Dabei waren solche illustren Gäste wie Subsignal, Beardfish, Clepsydra. Und eben CARAVAN als Dinos des Genres. Sie zeigen den Nachfahren, wie man einen lockeren, interessanten und unterhaltsamen Gig hinlegt.
Nach der leichten Entäuschung durch das letzte Studioalbum gelingt es ihnen mit diesem Liveauftritt, "verlorenes" Terrain wieder zurück zu gewinnen. Chapeau!

http://officialcaravan.co.uk/

Pye Hastingsg,voc,comp
Geoffrey Richardsong,viola,cello,mandolin,voc,fl
Jan Schelhaaskeys,voc
Jim Levertonb,voc
Mark Walkerdr,perc

Titel:
1.All this could be yours
2.Headloss
3.Land of Grey and Pink
4.Gol Girlf
5.Paradise Filter
6.Trust me I’m a doctor
7.Nightmare
8.Farewell my old friend
9.For Richard
10.This is what we are
11.Dead man walking
12.I’ll be there for you
13.Nine feet underground

Encore:
14.Memory lain Hugh
15.I’m on my way.

http://www.youtube.com/watch?v=i8wGQtf0Ng4
http://www.youtube.com/watch?v=Ob7EZeJfZv4