Dienstag, 28. November 2017

KING GIZZARD & THE WIZARD LIZARD - POLYGONDWANALAND

Schon der Name der Band in Kombination mit diesem knallbunt, motivig schrägen, dennoch aufgeräumten Cover macht neugierig.

KING GIZZARD & THE WIZARD LIZARD kommen aus Australien.

 Soweit,so gut.

Das könnte als erste Orientierungshilfe reichen um das zu Erwartende zunächst ganz grob einzusortieren. Nach dem ersten Hör kann man schon sagen: Jou, 's ist australisch - typisch - irgendwie.

Die Band selbst lässt sich bei bandcamp unter den tags alternative - garage - soul - surf(!) verorten.

Die Band, die sich 2010 in Melbourne gründete, begann 2012 mit der Veröffentlichung von full-length Alben. Davon gibt's bis heute 12 - in Worten: zwölf. Das hier besprochene 12. Album bietet als Bonus den Charme, dass es frei verfügbar ist. 's kostet also nix,lau,nada (per download).

Die Musik darauf weist einen Trend zum Archaisch-exotischen auf, die Melodien sind einfach-eingängig, werden begleitet bzw. getragen von einem reichen Instrumentarium, teilweise akustischer Natur, aber auch elektronisches wie Synthies sind zu hören. Der Opener "Crumbling Castle" groovt schon mal los mit einem fließendem Gitarrenriff und dem schon erwähnten einfachen Gesang, meist mehrstimmig, der einen Hang zum Obertongesang aufweist, wie man ihn aus Fernostgefilden kennt. Kombiniert mit ruhigen Flötenpassagen ergibt sich ein Hörsog (geht das?Jepp, das geht!), dem man sich kaum entziehen kann. Das Ganze endet in einer Kakophonie, die von der Mundharmonika eingeleitet wird und unter gütiger Mithilfe von Metalgitarren den griffigen Refrain zu Ende reitet.

Etwas Aufatmen ist angesagt nach diesem energischen Einstieg. Dieses Aufatmen bietet der Titelsong des Albums "Polygondwanaland". Wer denkt da nicht gleich an's Outback, das (B)innenland des australischen Kontinents? Akustische Instrumente wie Gitarre stehen im Vordergrund zusammen mit E-Bass, der die Grundlage bietet. Im Mittelteil wird auch geflötet, wobei nicht klar hörbar ist, ob's dabei Unterstützung durch mellotronics gibt. Markant ist auch der zurückgenommene,aber mehrstimmige Gesang, der dennoch soviel Präsens entwickelt, dass er sich uhrwurmartig in die Gehörgänge bohrt.
Ohne Pause schließt "The Castle in The Air" an, die Stimmung bleibt gleich, etwas Geheimnisvolles schwebt zwischen den Tönen, auch hier bleibt die Akustische im Vordergrund, Elektronics füllen auf, die Stimmen sind wieder mehrere, der Groove treibt, es geht vorwärts.
"Deserted Dunes..." wird eingeleitet durch ein Bassriff, in das die E-Gitarre einsteigen bis die gesungene Mehrstimmigkeit deutlich die Führung auf prägnante Weise übernimmt. Elektronische Spiele - ich schreibe bewusst nicht Spielerei - übernehmen. Sie verweisen deutlich soundtechnisch auf Floyd'sche Einflüsse aus der "Dark side"-Phase.
Die Titel 2-4 hängen stimmungs- und arrangementmäßig so zusammen, dass man sie auch als ein (Long-)song hören kann.
Mit "Inner cell" ändert sich die Stimmung nicht, auch die Instrumentierung bleibt wie gehabt. Wird's deshalb langweilig? Nein, der Soundmix fesselt noch immer. Das ändert sich auch bei den nächsten Titeln nicht. Wie sie das schaffen? Durch Spiel- und sachte Experimentierfreude , die den/die HörerIn wach bleiben lässt.
Das Finale bildet "The Forth Colour" mit Tempo, Gruppengesang, Mundharmonika, achja und durch 2 Schlagzeuge(r), die diesen durchweg über das ganze Album federnden Drumsound besorgen. Die letzte Minute wird dann nochmals abgerockt, was das Equipement hergibt. So muss das sein!

Sie sind sympathisch-seltsam, diese Aussies. Sie lassen sich nicht in eine Schublade packen. Mich erinnern sie in ihrem Anderssein an die Esperantofinnen DOLCXAMAR. Die Aussies scheinen musikalisch des gleichen Geistes Kinder zu sein. Sie entwickeln ihren eigenen Soundkosmos und nisten sich nachhaltig in die Gehörwindungen ein. Von daher haben sie einen Fuß mindestens in der Progtür und sind für einen Lauschtest empfohlen.

https://kinggizzard.bandcamp.com/album/polygondwanaland

Die Band:

Stu Mackenzie – vocals, lead guitar, flute, keyboards, clarinet, sitar, double bass, bass guitar, zurna
Ambrose Kenny Smith – harmonica, keyboards, synthesizer, organ, vocals, percussion, guitar
Joey Walker – lead guitar, setar, keyboards, bass guitar, vocals
Cook Craig – rhythm guitar, keyboards, bass guitar, vocals
Lucas Skinner – bass guitar, keyboards
Michael Cavanagh – drums, percussion
Eric Moore – drums, percussion, theremin

Titel:

1. Crumbling Castle 
2. Polygondwanaland 
3. The Castle In The Air 
4. Deserted Dunes Welcome Weary Feet 
5. Inner Cell 
6. Loyalty 
7. Horology 
8. Tetrachromacy 
9. Searching… 
10. The Fourth Colour 

Sonntag, 26. November 2017

I AM THE MANIC WHALE - GATHERING THE WATERS

Michael Whiteman veröffentlichte 2014 auf bandcamp (wo sonst?) mit "Open your eyes" einen ersten Song. Dabei half ihm David Addis mit diversen Gitarren aus. Das war wohl die Geburtsstunde des Projektes "I AM THE MANIC WHALE" - welch ein Bandname!

Im Jahre 2015 folgte in Reading/England die offizielle Gründung. Im Dezember des gleichen Jahres veröffentlichen sie mit "Everything Beautiful in Time" ihr Debutalbum. Auf ihrer HP nennen sie Neal Morse,Genesis,BBT und die Flower Kings als ihre Vorbilder. Für ihr zweites, nun vorliegendes Album "Gathering the Waters" möchte ich den Kreis um die Namen Kansas, Styx ( Opener "The man with many faces") und vor allem Barock Project erweitern. Kompositorisch und bezüglich der Gesangsarrangements sind die Italiener nicht allzu weit weg. Wobei den Engländern die Klassik als Motivlieferantin nicht so sehr als Quelle dient wie den Italienern.

Wie schon erwähnt eröffnet "The Man With Many Faces" das Album mit unüberhörbaren Bezügen zu Kansas und Styx ohne zu plagiieren. Der Refrain geht sofort ins Gehör und verschraubt sich in den
Windungen. Es wird hier schon deutlich, dass die Band wie aus einem Guss musiziert, locker und flüssig schüttelt sie die Songteile aus den Ärmeln. Den Spaß bei den Aufnahmen geben sie an die Hörer weiter. Das ist schon mal ein Qualitätsmerkmal und eine der Parallelen zu den oben genannten Italienern. Auch die Soli von David Addis(g) können sich hören lassen. Es wird nicht wild herumgekniedelt, sondern songdienlich (so heißt das,gell?) improvisiert.

Während der Opener eher gitarrenbetont daherkommt, übernehmen die Keys (Piano,Orgel,Synt) die Führung im Instrumentalbereich in weiten Teilen von "The Milgram Experiment". Der Gesang liegt eh' über allem und gefällt zunehmend, sowohl was die solistischen als auch die mehrstimmigen Passagen betrifft.
Klavier,Akustikgitarre und Flöte eröffnen ruhig "Lifeboatman" bevor man wieder die Bezüge auf die amerikanischen AOR-Bands aufnimmt. Einflüsse von Bärten / Morse kann ich bisher nicht entdecken, was aber nicht an der Musik liegen muss. Sie bringen dieses Material allerdings so frisch und souverän auf die Rille, dass man die Altvorderen nicht misst. Bombast können sie auch wie dieser Titel mit der Anreicherung von TubularBells, Glockenspiel und großem Melodiegestus beweist. Einfach schön - ein Höhepunkt des Albums, der nicht allzu hoch aus dem eh' schon hohen Niveau herausragt.

"Strandbeest" ist von Beginn an so nah' bei Barock Project, dass man fast an ein Cover denken könnte. Aber nein, der Titel ist original von den Briten, könnte allerdings bei BP etwa auf "Cafè in Neukölln" passen. Sehr schön wirkt das Xylophonsolo gesetzt, das Drummer Ben Harley beisteuert. Der ganze Titel atmet Retro(prog) in einer Art, dass man wegen Suchtgefahr davor warnen müsste. Noch ein Highlight!
Dass sie auch souverän Longsong können, beweisen sie mit "Stand Up", indem sie die Spannung in einem großen Bogen zu  halten vermögen. Sie packen nochmals alle ihre Talente hinein ohne zu überfrachten. Dass die einzelnen Musiker ihre Instrumente beherrschen, wird spätestens in diesem Stück klar.
Großartig wie auf dem ganzen Album sind im Schlusstitel "One (Hopeful Song)" die Gesangsarrangements und die Komposition angelegt. Das Stück ist kein Abgang der leichtgewichtigen Art, sondern nimmt das Thema - musikalisch wie textlich - des Openers wieder auf und rundet so dieses Werk eindrucksvoll ab.

 So findet der/die dem Retro(prog) zugeneigte HörerIn mit diesem Album eine sehr unterhaltsame Musik der frischen und entspannten Art.



https://iamthemanicwhale.bandcamp.com/album/gathering-the-waters

Die Band:

Ben Hartley:                                            drums, percussion, strandbeest xylophone, backing                                                                 vocals 
Jon Murphy:                                            keyboards, murphatron, backing vocals, 2nd lead                                                                     vocal on track 1 
David Addis:                                            electric and acoustic guitars, backing vocals 
Michael Whiteman:                                  bass guitar, bass pedals, 12 string electric and                                                                         acoustic guitars, lead and backing                                                                                             vocals, percussion, strombelief 
Titel:


1.The Man with many Faces7.32
2.The Milgram Experiment7.53
3.The Lifeboatmen11.22
4.Strandbeest13.32
5.I'll Interlude you in a Minute1.25
6.Stand Up18.30
7.One (Hopeful Song)7.49

Mittwoch, 15. November 2017

LUMENS - LUMENS

LUMENS - ist eine argentinische Gruppe, über die ich wenig bis nada an Biographischem in Erfahrung bringen konnte. Jedenfalls kann man auf bandcamp 1.) die Musik anhören, und 2.) bekommt man rudimentäre Infos zu den Musikern. Die da wären:
Rodrigo López Dato - Teclado (keys?)
Läro Bärto - Bajo (bass)
Leandro Caffarino - Batería (drums)
Juan Martín Sesali Maydana -Guitarra. 
Pablo Bianchi - Guitarra 

Damit zurück zu 1 Frage: welche Musik machen denn die Südamerikaner? Sie selbst verorten sich im Rock instrumentale und Mathrock. Kann man nachvollziehen bis zum Mathrock. Der ist eher im Ansatz vorhanden, da manche Stücke zumindest rhythmisch nicht geradeaus rocken, sondern Ecken und Kanten haben. Auch motivisch laufen manche Intros neben der Spur, sprich gegenläufig (CRYSTAL MATH). An anderer Stelle nennen sie die 8 Stücke auch "canciones", also "Gesänge". Diese werden oft mit einem funky(!) Riff eingeleitet (CABLE) und die Gruppe steigt ein und arbeitet - nein,spielt - das Stück mit Impros und Soli aus. Das gelingt ihnen sehr locker und mit Gefühl für Musik, die klingen und unterhalten soll ohne flach zu werden. Immer wieder ziehen sie das Tempo an (BOKEH gegen Ende) oder verschleppen den Schluss (LUMINICA). Um dann die Komplexität anzuheben und den Hörer zu fordern und dessen Konzentration zu fördern (HOJAS ...). Sie überfordern jedoch nicht, denn es gelingt ihnen zu jeder Zeit die schwierige Balance zwischen Ambition und Gefälligkeit zu halten.

Die beiden Gitarren übernehmen den Hauptteil der Arbeit. Wobei - nach Arbeit hört sich das Album nicht an, sondern sehr nach Spielfreude und Spaß an Musik. Die Drums klöpfeln federleicht, der Baß ist sehr beweglich und erinnert oft an den Baßsound von THE RENAISSANCE der '70er. Die Keyboards sind effizient eingesetzt, da gibt es keinen Ton zuviel. Nichts wirkt bombastisch, sondern sehr ausgewogen und klar.

Das Debut der Argentinier überzeugt auch den Komplexrockskeptiker mit seiner Leichtigkeit und klugen Mischung. LUMENS ist eine spannende Truppe und jedenfalls einige Hörs wert - bei bandcamp. LUMENS machen/bringen Spaß, deshalb bekommen sie eine große Empfehlung.

https://lumenslumens.bandcamp.com/releases

Die Band:

Rodrigo López Dato                   Teclado (keys?)
Läro Bärto                                  Bajo (bass)
Leandro Caffarino -                    Batería (drums)
Juan Martín Sesali Maydana     Guitarra. 
Pablo Bianchi                             Guitarra 

Titel:
 1. Cable
 2 Crystal Math
 3. Arbol
 4.
 5. Bokeh
 6.Luminica
 7. Hojas que caen del suelo
 8. Octurno


Sonntag, 15. Oktober 2017

SOUP - REMEDIES

Beeindruckend, nein -  sehr beeindruckend: Das Cover - das Gesicht - der Hochglanz - das Glühen. Die Verpackung ist schon mal gelungen - chapeau!
Hören wir, ob der musikalische inhalt das Versprechen der Verpackung halten kann.
 Der Opener "Going Somewhere" beginnt mit akustischer Gitarre und einer zurückgenommenen Singstimme männlicher Natur, deren Melodieführung und Akkordbegleitung  MOTORPSYCHO um die Ecke blicken lässt. Diesen Eindruck ändert auch das Mellotronikinterludium nicht. Die Energie und Intensität nimmt zu, der Bombast kommt in Fahrt. Die Becken zische(l)n, das Schlagwerk rumpelt ( kein Ruhmesblatt für die Abmischung), das Mellotron dräut und die Gitarren riffen bis sich im Mellotron eine Mitsingmelodie herauswagt und über den beschriebenen Unterbau legt. Es werden einige Harmoniewechsel eingestreut ohne den entstandenen Fluss zu stören. Zum Ende hin leiten wie aus dem tönenden Jenseits einzelne Keyboardperlen aus dem Song hinaus.

Beeindruckend ist auch dieser klangliche Einstieg, dieser Sound (=Klang!). Es ist der Klang, der gefangen nimmt.
Im Grunde ist das ganze Album damit schon beschrieben. In den restlichen Tracks ist die Reihenfolge der Grundelemente etwas abgewandelt, aber die Grundstruktur bleibt: ruhiger Beginn, zunehmende Klangfülle durch Schichtung und zunehmender Lautstärke. Die reine musikalische Substanz ist recht einfach. Es reichen wohlig-warme Mollakkorde und ein soundproduzierendes Studioarsenal, um die Ohren zu  verführen.

Atmosphärisch ist das Album gut arrangiert und hinterlässt Wirkung. Man kann in den Klängen akustisch wohlig baden. Alles ganz prima - aber es fehlt das progressive Element bzw. die sinnenöffnende Momente.

Übrigens: die Schlussmelodie von "Nothing like home" klingt verd...ächtig nach M.Oldfield!

Wer Retro im neuen Gewand braucht und Walls of Sounds liebt, ist hiermit gut bedient. Progressives finde ich hier nicht.


https://soupsound.bandcamp.com/album/remedies

Die Band:
Erlend Aastad Vikenvocals, keyboards, samples
Orjan Saurguitars
Jan Tore Megardbass
Espen Bergedrums, percussion
Tracks:
1.Going somewhere8.14
2.The Boy and the Snow11.33
3.Audion2.07
4.Sleepers13.35
5.Nothing like Home6.43


Samstag, 7. Oktober 2017

MOTORPSYCHO - THE TOWER

Nein, sie hatten's nach dem Mammutwerk "The death defying unicorn" nicht leicht bei den Proggies, die bei jenen in höchsten Höhen schwebenden Erwartungen zu erfüllen. Die folgenden Alben wurden gnadenlos am "Einhorn" gemessen. Was zwar nachvollziehbar war, aber der Band und ihren Arbeiten dannach nicht wirklich gerecht wurde.

Personell gab es eine Veränderung an den Drums, wo Kenneth Kapstad fertig hatte und Tomas Järmyr Platz machte.
Dies hat(te) auf dem Turm zumindest vordergründig keinen großen Einfluß auf den Gruppensound. Vlt. trommelt Tomas etwas geradliniger als Kenneth. Aber nur in Nuancen - oder auch nicht.

Je öfter ich dieses Album höre je mehr verfestigt sich der Eindruck, dass es sich beim "Turm" um das reguläre Folgealbum des "Einhorn" handelt. Die Band schafft es die gelegentlich bombastische Atmosphäre des besagten Opus magnum mit herüberzunehmen und geschmeidig einzubauen.

 Denn es bleibt nicht beim angestammten Instrumentarium g,b,dr, sondern es werden reichlich Mellotrone und hammondartige Samples klanglich unter- oder drübergelegt. Das sorgt für den großsymphonischen Gestus, in und auf dem es sich trefflich "berserkern" lässt. Die Musik kommt ins Fließen und man vergisst Zeit und Raum ("Ships of fools").

"Berserker-Rock" hatte ein Rezensentenkollege vor längerem die Mucke der Norweger insgesamt benannt. Das trifft auch Jahre später immer noch und immer stärker zu. Sie scheinen noch immer drauflos zu lärmen und rocken und jammen, wie's ihnen gerade passt. Und es passt. Und warum passt's? Weil sie's können.
Aber sie können's auch ruhig und schön-harmonisch wie im Folksong "The Maypole" und der ersten Hälfte des folgenden "A Pacific Sonata", das sich im 2.Teil in eine fast meditative Jamorgie weitet. Der Bass tut das Seinige dazu, dass die Improvisation geerdet bleibt. Bevor es dann zu berserkerhaft wird, klemmt sich ein mehrstimmiges Outro rein und macht Schluss. Apropos vocals:  hier haben sie inzwischen eine Eigenständigkeit sich ersungen, die sie nahezu unverwechselbar macht.

Des Beste kommt dann am Ende; auf der mir vorliegenden Vinylausgabe auf Seite 4 mit dem psycho-atmosphärischen "The Cuckoo" und dem absoluten Brocken "Ships of Fools". Womit die Norweger jeden Zweifel an der Tatsache beseitigen, dass sie eine (Berserker-)Progband sind.

Noch einige Worte zur (Vinyl-)Verpackung . Nach Entfernung der Folie sollte man aufpassen, dass die Innersleeves nicht durchrutschen, denn die beiden Covertaschen sind keine, da sie auf 2 Seiten offen sind. Das hat den Grund, dass man das Gesamtkonstrukt ganz aufklappen und damit das beeindruckende Gemälde von Hakon Gullvag, das - wer hätt's geahnt -  "Der Turm von Babel" heißt, bewundern kann.  Kann man gut finden, muss man aber nicht. 

MOTORPSYCHO machen auch mit "The Tower" mal wieder ihr Ding. Die Mischung aus Berserkerrock, Melodie und akustischem Feintuning ist inzwischen ihr Metier- auf ihre Art in bestem Sinne monolithisch. Entweder der Hörer geht mit -  oder er lässt's. Ich empfehle dringendst mitzugehen.

Die Band:


Tomas Järmyrdrums,percussion,vocals
Hans Magnus Ryanguitars,vocals,keyboards
Bent Sætherbass,vocals,guitar,keyboards

Gast:
Alain Johannesvocals (3), messenger guitar (4,7),cigar box guitar (4),flute (6)

Titel:

  1. The Tower
  2. Bartok Of The Universe
  3. A.S.F.E.
  4. Intrepid Explorer
  5. Stardust
  6. In Every Dream Home (There's A Dream Of Something Else)
  7. The Maypole
  8. A Pacific Sonata
  9. The Cuckoo
10. Ship Of Fools

https://www.youtube.com/watch?v=uDYII20YbXQ

Freitag, 15. September 2017

PURE REASON REVOLUTION - HAMMER AND ANVIL

In letzter Zeit ist - zum wiederholten Male - die Frage allenthalben in der Expertenszene (oder die sich dafür hält) zu vernehmen: Ist das noch/schon Prog oder nicht? Dazu gesellt sich aktuell das Statement, dass sich der Progbegriff "unheimlich erweitert" habe. Kann man ja machen, wenn es einem hilft. Aber Beliebigkeit ist kein dauerhaftes Mittel für Erfolg.
Die Schublade, auf der PROG steht, ist eingestandenermaßen schon verd... groß. Jetzt aber hinzugehen und jede Mucke, die über 5 Minuten andauert und mehr als 3 Akkorde umfasst als "Prog" zu bezeichnen, überfrachtet auf Dauer den Begriff und wird mittel- und langfristig diese "Strategie" als billigen Marketingtrick entlarven.

Was hat das mit PRR und diesem Album zu tun? Die Band ist mit DARK THIRD stark in der Welt des Rock gestartet und wurde gleich in die des Prog verortet. Das durchaus zu Recht, weil sie es mit ihrem Debut schaffte Genres wie Industrial, Pop und Riffrock mit Melodien zu verbinden. Und dies mit einer  Leichtigkeit und Spielfreude. Sie schienen zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

 Im Jahre 2009 folgte dann der Tiefgang mit "Amor Vincit Omnia", einem Album, das all dies vermissen ließ, was das Debut versprochen hatte. Man vollzog eine Wende in die '80er mit uninspirierten, einfachen Songs, die sehr angestrengt , bemüht und dennoch kraftlos klangen.

Im Jahre darauf erschien vorliegendes Werk "Hammer and Anvil". Nach dem Intro "Fight fire", das den Hörer mit einfacher Struktur, aber voller Power und lärmig anspringt, versuchen sie wieder in die Spur des 1.Albums zu gelangen, was hier und da zwar gelingt. Aber es fehlt die Leichtigkeit des Erstlings und die Spielfreude. Das Bemühen kann man ihnen nicht absprechen. Auch vermisst man die großen Bögen und damit die Spannung. Was geblieben ist, sind die Stimmen und Refrains, die auch wie im Vorgänger in den '80ern ihre Wurzeln haben ("Black Mourning"). "Patriarch" plätschert vor sich hin mit nettem Poprefrain. So zieht es sich weiter durch die 80er, zwar modern aufgemöbelt, aber das Geschehen bleibt rückwärts gewandt. Das ist komplett - zugegebenermaßen -  gut hörbar arrangiert und unterhaltsam. Die fehlende Komplexität der Kompositionen allerdings reicht nicht für die Progschublade. Dafür ist das musikalische Material recht leichtgewichtig. Moderne Studiogimmiks und Powerdrums wie in "Open Insurrection" reißen das Ruder auch nicht mehr in Richtung Prog.

2011 war dann Schluss mit dem Unternehmen Pure Reason Revolution. Man löste sich auf aus Gründen, die von außen eh' nicht zu beurteilen sind. Jon Courtney zog's nach Berlin, wo er mit einer amerikanischen Sängerin das Projekt "Bullet Height" aus der Taufe hob und eine CD veröffentlichte(2017).

Ein Debutalbum, das ohne großen Widerspruch als "Progressiv" bezeichnet werden darf und 2 Folgealben, die sich in trip-poppigen Gefilden wiederfinden, bleiben bis dato das Vermächtnis dieser Band. Ist sie deshalb eine Progband? Ich habe starke Zweifel. Dieses Album hier jedenfalls ist kein Prog und bleibt deshalb ohne Wertung als Progalbum (als Popalbum 11). 
Aber vielleicht ist auch alles ganz anders...

 Die Band:
Jon Courtney               voc,g,keyb
Chloe Alper                 voc,keyb,bass
Jamie Willcox               g,keyb,voc
Paul Clover                 dr

Titel:

1) Fight fire
2) Black Mourning
3) Patriarch
4) Last man,last round
5) Valour
6) Over the top
7) Never divide
8) Blitzkrieg
9) Open insurrection
10) Armistice

https://www.youtube.com/playlist?list=PLiTuqW7OFnbJ1DLfGVpUEIwn3IAnjk-wo
https://de.wikipedia.org/wiki/Pure_Reason_Revolution

Donnerstag, 20. Juli 2017

PURE REASON REVOLUTION - THE DARK THIRD

Schade,schade,schade - nur 3 Alben und 8 Jahre gemeinsames Schaffen war dieser englischen Band vergönnt. Im Jahr 2011 zog sie die Reißleine und löste sich auf. Dabei sind sie mit diesem vorliegenden 1 1/2-Album als Debut sehr vielversprechend gestartet - vielversprechend in Sachen Arrangement bzw. Kom-Position, Klang und vor allen Dingen im Bereich Melodienstärke.

Das Intro "AEROPAUSE" kommt floydig-freudig aus den Lautsprechern geschwebt und geht fast unmerklich in den 2.Titel "GOSHENS REMAINS" über. Was ein Merkmal dieses Albums ist, dass man ohne den Blick auf das Abspielgerät vermeintlich ein durchgängiges Werk zu hören glaubt. Es gibt zwischen den einzelnen Stücken kaum Brüche. Die überraschen im Verlauf immer mal wieder in den Tracks selbst.

Was sich musikalisch aus den Speakern entwickelt ist am Ende Pop. Allerdings in ganz anderer Güte als der Mainstreammüll, der sich über den Hörer an vielen Stellen des Alltags entleert,entwickelt die Band ihre Stücke mit Können und Enthusiasmus.

 Da gespickt mit metallischen Riffs,Elektronics, druckvoller Rhythmus-/Bassarbeit und vor allem sehr ausgefeilten Gesangsarrangements (APPRENTICE OF THE UNIVERSE) kann man das Geschehen mit dem  Etikett "PowerArtpop" versehen.  Auch wie die Truppe den Popduktus erweitert und mit Härte und Energie (z.B.Track VIII!) vorantreibt und die Songs entwickelt ist als fortschrittlich zu bezeichnen.

Beeindruckend ist die Songentwicklung hin zu den Refrains - so als solche erkennbar - die durch tolle Mehrstimmigkeit unterstützt mit harten Riffs und vorwärtstreibendem Schlagzeug den Hörer in ihren Bann schlägt. Das ist und bleibt großartige Musik.

Für ein Debut ein ganz großer Wurf, der Hoffnung auf ein Mehr oder noch Größeres machte. Doch die Gruppe scheiterte wohl am eigenen Anspruch, wie die nächsten Jahre zeigten.
Dennoch ein Muss für den Proggy, der auch poppige Ansätze nicht verabscheut. Ganz dicke Empfehlung!

https://www.youtube.com/watch?v=DFsr_f6Ymb4&list=PLocJSKiJHjoeTLqJ2wVLnftqL-A-ZbMh_

Die Band:

Chloe AlperBass, Vocals
Andrew CourtneyDrums, Percussion
John CourtneyVocals, Guitars, Programming, Keyboards, Bass
Jamie WilcoxGuitars, Vocals
James DobsonKeyboards, Violin, Programming, Vocals, Bass
Gregory JongGuitars, Vocals, Keyboards
Titel: Disc 1
1.Aeropause5.07
2.Goshen's Remains5.45
3.Apprentice Of The Universe4.17
4.The Bright Ambassadors Of Morning11.57
5.Nimos & Tambos3.45
6.Voices In Winter / In The Realms Of The Divine6.35
7.Bullits Dominae5.23
8.Arrival / The Intention Craft8.54
9.He Tried To Show Them Magic / Ambassadors Return   (Secret Track)13.16
Disc 2
1.In Aurelia3.59
2.Borgens Vor4.17
3.The Exact Colour4.05
4.-
1. The Twyngyn
2. Trembling Willows 
7.17
5.Golden Clothes7.31


Montag, 12. Juni 2017

KYLVER - THE ISLAND

Im Jahre 2016 ließen die vier Briten ihr 2. Werk nach "The Mountain Ghost" folgen. Es soll sich wiederum um ein wort- also auch gesangloses Konzeptalbum handeln wie bei seinem Vorgänger. In "The Island" geht's dem Vernehmen nach um eine Seereise, die manch Abenteuer bietet. Der geneigte Hörer möge diese per eigenem Hörpotenzial herausarbeiten.
Von den ersten Takten des Einstiegstracks an trifft man auf eine veränderte Band, wenn man das Debut "The Mountain Ghost" als Maßstab nimmt. Die Basiselemente sind zwar die gleichen geblieben wie die Gitarrenriffs, die druckvolle Orgel, das solide Schlagwerk und der massive Bass, aber die Energie und vor allem das Tempo haben reichlich zugelegt. Die Jungs sind aus ihre Puschen gekommen und haben kräftig auf's Gaspedal gedrückt. Auch die Produktion klingt frisch und nach Leben. Es wird gerockt, was das Zeug hält (Hy-Brasil), wenn auch mit ruhigeren, getragenen Passagen (Monolith), was das Gesamtgeschehen kurzweilig macht. Und es gibt wieder Riffs, die sich ins Gehör fräsen wie im Opener "The Great Storm..." ab Minute 9. Da fällt es schwer die Extremitäten ruhig zu halten.
Wieder zählt das Gruppenbild, das Team also, nicht allzu sehr der Solist. Das macht den Ansatz der Band - oder kann man von Philosophie sprechen? - in meinen Ohren so sympathisch.
Man darf gespannt sein, was diese Band als nächstes anbieten wird. Dieses Album jedenfalls sei allen offenen Ohren empfohlen.

Die Band:

Barry Micheson           dr
James Bowmaker        b
Jonny Scott                  g
Neil Elliot                     org,keyb

Titel:

1) The Great Storm of 1703         13:41
2) Hy-Brasil                                   5:11
3) Monolith                                    9:28
4) TheAbyss                                   6:37
5) The Great Race                          6:54

https://kylver.bandcamp.com/

Montag, 5. Juni 2017

KYLVER : THE MOUNTAIN GHOST


In Nordengland, genauer in Newcastle upon Tyne, gegründet von Drummer Barry Micheson, Bassist James Bowmaker, Gitarrist Jonny Scott and Organist Neil Elliot. veröffentlichen die 4 im Mai 2015 ihr Debut THE MOUNTAIN GHOST. Ein Konzeptalbum ohne Text, was dem Hörer ohne Kenntnis des "Konzepts" die Freiheit lässt, das Klanggeschehen auf sich ohne Vor-Urteil wirken zu lassen. Wobei die Titel dieses Vierteilers schon Hinweise geben, worum es sich bei dem Konzept drehen könnte.
Den Hörer empfängt nach einem schlichten Intro Soundwände aus Metal-Doomgitarren und '70er-Orgel, gestützt von knurrigem Bass und solidem, erdigem Schlagzeug. Gesungen wird nicht, obwohl man hie und da eine Cantilene vermisst. Es gründet alles auf Riffs, die mal mehr oder weniger komplex ausfallen. Einzeldarstellung ist nicht, es zählt nur das Team, will heißen, dass Jonny Scott  am Ende des ersten Tracks seine Solokunst auf ein tolles Riff aufsetzen darf. Ansonsten gibt es seltene Fills von Gitarre und Orgel.
Das Ganze wird mit viel Druck, reduziertem Tempo und einigen Wiederholungen gespielt, wobei es KYLVER gelingt vor dem Nervpunkt die Kurve zu kriegen und die Riffs ändern. Sie selbst beschreiben ihr musikalisches Konzept als instrumental-progressiven Postrock mit metal-doomen  Riffs und "classic hammond". Hinter dem "progressiv" möchte ich ein Fragezeichen setzen, denn Vieles des Gehörten kommt dem alterfahrenen Hörer als sehr bekannt vor. Aber das gilt auch für einige Veröffentlichungen neueren Datums, denen dann das Etikett "Retro" angepappt wird.
Zurück zu KYLVER: sie schaffen es dennoch eine Spannung aufrecht zu halten, die durch das ganze Album trägt, wozu der pure Klang erheblich beiträgt. Die musikalischen Wendungen sind oft einfach gehalten, lösen dennoch einen Sog aus, der den Hörer beim 2.,3. Durchgang gefangennimmt und schwer wieder loslässt. Also Vorsicht, es ergibt sich eine gewisse Suchtgefahr!
Für den Proggy, der es gerne zwischendurch mal härter, aber eingängig liebt ohne auf Texte achten zu müssen. Und den Hardrocker, der es instrumental mag.

Anspieltipp: The death of the mountain ghost

 Die Band:
 Barry Micheson         dr
 James Bowmaker       b
 Jonny Scott                 g
 Neil Elliot                   org,keyb

Titel:
1) The Mountain has ghosts                     14:13
2)The Feast of The Mountain Ghost        10:18
3)The dance of the Mountain Ghost          6:06
4)The Death of the Mountain Ghost          8:10

https://kylver.bandcamp.com/album/the-mountain-ghost