Freitag, 27. November 2015

BAROCK PROJECT: COFFEE IN NEUKÖLLN

Sie haben ihren musikalischen Horizont erweitert, die 3 jungen Italiener Luca Pancaldi (voc), Luca Zabbini, der Mastermind und Keyboardzampano (keys) und Bassist GB (Giambattista) Giorgi. Sie haben personell abgespeckt und sich von Max Scarcia (g) getrennt.
Wie in ihren beiden bisherigen Arbeiten - "misteriosevoci" und "REBUS" - bildet die sog. "klassische" oder "E"-Musik das Rückgrad ihrer Kompositionen. Mit Ausnahmen, die die Horizonterweiterung nachweisen. So stößt spätestens beim 2. Hören des Titels "Streets of Berlin" der Name TOTO ins Bewusstsein und "Starfull Jack" lässt in den jazzigen Passagen an STEELY DAN denken. In den beiden Titeln  geht's  eben mal mehr in Richtung ArtPop als in die klassische Ecke. Das können sie halt auch. Was aber die Spielfreude und das mediterrane Temperament nicht einengt, sondern befeuert (Flöte O.Zabbini in "Streets...").

In "Coffee in Neukölln" tauchen dann Orffsche Chorklänge neben J.F.Kennedy's legendärem Berlinzitat auf, getrieben von heftigem Pianomotiv und abgeschlossen durch einen markerschütternden Schrei (wonach aber auch?). Der Song allein ist schon das Geld wert.

Und das anschließende "Fools Epilogue" erst recht - das"Kyrie" zuvor ist ein Prelude des Epilog. Hier lebt vom Vorgängeralbum "REBUS" der mozartsche Geist aus "Don Giovanni" wieder auf.
 Man hat immer den Eindruck, dass er spielt, spielt im besten Sinne, nämlich im Sinne der Musik. Das atmet, lebt, stirbt und steht wieder auf. So fällt es schwer, wenn man die CD startet, diese vor ihrem Ende irgendwo zu stoppen. Es entwickelt sich ein Fluß der Ideen, die sinn- und effektvoll komponiert werden. Er - Zabbini - verbindet Pop ("Streets of Berlin") mit Klassik mit Rock und Jazziges darf auch mal sein ("Inside my dreamers eyes" ) ebenso wie Pathos queenscher Art.

Sie drehen schon ein recht großes Rad, diese 3 Jungs aus Italien und das tun sie auf erstaunlich lockere Art. Sie beherrschen ihre eigenen Ansprüche und liefern dem  (Retro-)Progger eine sehr feine Kost, an der er immerzu seine Freude haben kann.

https://vimeo.com/145295815
http://www.barockproject.net/

Die Band:

 
Luca PancaldiVocals
Luca Zabbinialle Tasteninstrumente, Gitarren, Sax
GB GiorgiBass, Gitarre Track 6

  Titel:

1.Back to You07:16
2.Coffee in Neukölln08:20
3.Kyrie01:14
4.Fool's Epilogue10:43
5.Streets of Berlin07:06
6.Starfull Jack06:55
7.Inside My Dreamer's Eyes Part 104:54
8.Inside My Dreamer's Eyes Part 206:26
9.The Lives of Others11:10

Sonntag, 1. November 2015

BAROCK PROJECT : REBUS

Das Debut "misteriosevoci" ließ schon die Prog-/Artrockszene aufhorchen durch die durchgängig hörbare Freude am Musizieren der jungen Italiener. So kommt beim 2. Album, das im September 2009 erschien, noch die Virtuosität hinzu, die Keyboarder Luca Zabbini befeuert und dadurch seine Mitstreiter zu einem Mehr an Spielfreude animiert.
Schon im Opener "Corsa elettronica" tritt er ordentlich auf's Gaspedal und alle müssen mit. Ihm gelingt es mit seinen Keyboardsounds Druck aufzubauen, den er im weiteren Verlauf der CD immer wieder aufnimmt, sodass es nie allzu ruhig wird.
Auch in der mozart'schen "Don Giovanni"- Adaption nicht, das sehr musikantisch verspielt aus den Boxen tänzelt und stark an die leider nicht mehr aktive MOZARTBAND erinnert. Auch QUEEN klingt bohemianisch durch.
Mit "Save your soul" wird das Italienisch sprachlich auf die Seite gestellt und Sänger Luca Pangaldi versucht sich in Englisch, was ihm sehr gut gelingt. Der Titel bietet einen Parforceritt durch Stilarten, die zunächst nicht zusammenzupassen scheinen. Beginnend mit einem Keyboardintro, das an das "fahrende" Volk Mitteleuropas erinnert. Darauf folgt Hardrock der druckvollen Art - man höre die DEEP PURPLE-Hammond! - , abgelöst durch ein Synthiesolo (ein wenig zu lang), dem sich als Schlussteil nochmals das Intromotiv anschließt. Ein nächster Höhepunkt der CD.
"Akery" beginnt mit einem zarten Pianomotiv, dem sich Luca Pangaldi wieder in Italienisch näher annimmt und dem "belcanto" recht nahe kommt. Ein Fanfarenmotiv eröffnet den 2.Teil, die Gitarre übernimmt kurz die Führung, das Tempo nimmt zu, die Keys machen wieder Druck. Man denkt an Manfred Mann's Eartband und auch an PFM. Alles hat Melodie und ist deshalb sehr "cantabile".
Ein rockiger Longsong stellt "Polvere di stelle" dar mit Latino- und jazzigem Baßzwischenspiel. Der Refrain ist stadiontauglich und erinnert an die üblichen Italorockverdächtigen.
Auch der nächste Titel "Duellum" geht druckvoll los mit einem Synthieriff, das antreibt und die ganze Sauße in Schwung bringt. Bis ab 3:05 Hr. Zabbini das Zepter fast alleine übernimmt und den Titel bis zum Ende so furios gestaltet, daß es den Herren Emerson, Wakeman et al sicher auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Chapeau!
Man wähnt sich eingangs im falschen Film bei "My enemy"- wieder in englisch gesungen! - , das heavyrockig rüber kommt und einen - was Wunder - singbaren Refrain mitbringt. Mit einem Gitarrensolo klingt der kurze Titel aus. Hei, da haben wir den Gitarristen, auf dem Debut so schmerzlich vermisst - Max Scarcia sein Name. Klingt doch nicht so schlecht, sein Name wie sein Spiel, als dass man ihn auf "misteriosevoci" verstecken musste?
Auch auf "Veleno" darf er zu hören sein, wo er sich solistisch mit Luca Zabbini ablöst. Ein abwechslungsreicher Titel, der mit diversen Stimmungen aufwartet.
"Orione" rockt mainstreamig aus den Boxen ohne dass es peinlich wirkt, aber dennoch nicht gerade ein Highlight des Albums darstellt.
Der Titel "Nostradamus" verspricht mehr Dramatik und die folgt zumindest musikalisch. Nach einem dräuend-ruhigen Intro bricht ein drumbefeuertes Bandgewitter los, in dem noch einmal alles das aufgeboten wird, was das Album bis dahin ausgezeichnet hat.
In "unnamed track" wird geflötet und englisch gesungen zu akustischer Gitarre und kleinem Schlagwerk. Ruhig und gelassen klingt die Scheibe aus. Nunja, ob es da keine Alternative zur Ausblende gegeben hätte...
So findet ein Album sein Ende, das ein Fortschritt zum Debut darstellt, was Eigenständigkeit und Virtuosität betrifft. Luca Zabbini sticht aus der Band heraus, ohne zum Egomanen zu mutieren. Er stellt sich mit allem, was er hat/kann in den Dienst der Band, die ihm willig folgt, wo er die Führung übernimmt. Die Entwicklung der Band bleibt spannend, schaun..ääähh..hören mermal.

Die Veröffentlichung kann auf https://mellowrecords.bandcamp.com/album/barock-project-rebus
in Gänze gehört und heruntergeladen werden gg. einen geringen Beitrag.

https://mellowrecords.bandcamp.com/album/barock-project-rebus

Die Band:
 Giambattista Giorgi           bass

 Giacomo Calabria             drums 

 Luca Pancaldi                    vocals 

 Luca Zabbini                      keyboards, backing vocals, guitars on 4,6,8,10 

 Max Scarcia                       guitars 

 Gastmusiker:

 Simone Sitti                       guitars on 7 

 Onelio Zabbini                   flute on 4