Sonntag, 1. November 2015

BAROCK PROJECT : REBUS

Das Debut "misteriosevoci" ließ schon die Prog-/Artrockszene aufhorchen durch die durchgängig hörbare Freude am Musizieren der jungen Italiener. So kommt beim 2. Album, das im September 2009 erschien, noch die Virtuosität hinzu, die Keyboarder Luca Zabbini befeuert und dadurch seine Mitstreiter zu einem Mehr an Spielfreude animiert.
Schon im Opener "Corsa elettronica" tritt er ordentlich auf's Gaspedal und alle müssen mit. Ihm gelingt es mit seinen Keyboardsounds Druck aufzubauen, den er im weiteren Verlauf der CD immer wieder aufnimmt, sodass es nie allzu ruhig wird.
Auch in der mozart'schen "Don Giovanni"- Adaption nicht, das sehr musikantisch verspielt aus den Boxen tänzelt und stark an die leider nicht mehr aktive MOZARTBAND erinnert. Auch QUEEN klingt bohemianisch durch.
Mit "Save your soul" wird das Italienisch sprachlich auf die Seite gestellt und Sänger Luca Pangaldi versucht sich in Englisch, was ihm sehr gut gelingt. Der Titel bietet einen Parforceritt durch Stilarten, die zunächst nicht zusammenzupassen scheinen. Beginnend mit einem Keyboardintro, das an das "fahrende" Volk Mitteleuropas erinnert. Darauf folgt Hardrock der druckvollen Art - man höre die DEEP PURPLE-Hammond! - , abgelöst durch ein Synthiesolo (ein wenig zu lang), dem sich als Schlussteil nochmals das Intromotiv anschließt. Ein nächster Höhepunkt der CD.
"Akery" beginnt mit einem zarten Pianomotiv, dem sich Luca Pangaldi wieder in Italienisch näher annimmt und dem "belcanto" recht nahe kommt. Ein Fanfarenmotiv eröffnet den 2.Teil, die Gitarre übernimmt kurz die Führung, das Tempo nimmt zu, die Keys machen wieder Druck. Man denkt an Manfred Mann's Eartband und auch an PFM. Alles hat Melodie und ist deshalb sehr "cantabile".
Ein rockiger Longsong stellt "Polvere di stelle" dar mit Latino- und jazzigem Baßzwischenspiel. Der Refrain ist stadiontauglich und erinnert an die üblichen Italorockverdächtigen.
Auch der nächste Titel "Duellum" geht druckvoll los mit einem Synthieriff, das antreibt und die ganze Sauße in Schwung bringt. Bis ab 3:05 Hr. Zabbini das Zepter fast alleine übernimmt und den Titel bis zum Ende so furios gestaltet, daß es den Herren Emerson, Wakeman et al sicher auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Chapeau!
Man wähnt sich eingangs im falschen Film bei "My enemy"- wieder in englisch gesungen! - , das heavyrockig rüber kommt und einen - was Wunder - singbaren Refrain mitbringt. Mit einem Gitarrensolo klingt der kurze Titel aus. Hei, da haben wir den Gitarristen, auf dem Debut so schmerzlich vermisst - Max Scarcia sein Name. Klingt doch nicht so schlecht, sein Name wie sein Spiel, als dass man ihn auf "misteriosevoci" verstecken musste?
Auch auf "Veleno" darf er zu hören sein, wo er sich solistisch mit Luca Zabbini ablöst. Ein abwechslungsreicher Titel, der mit diversen Stimmungen aufwartet.
"Orione" rockt mainstreamig aus den Boxen ohne dass es peinlich wirkt, aber dennoch nicht gerade ein Highlight des Albums darstellt.
Der Titel "Nostradamus" verspricht mehr Dramatik und die folgt zumindest musikalisch. Nach einem dräuend-ruhigen Intro bricht ein drumbefeuertes Bandgewitter los, in dem noch einmal alles das aufgeboten wird, was das Album bis dahin ausgezeichnet hat.
In "unnamed track" wird geflötet und englisch gesungen zu akustischer Gitarre und kleinem Schlagwerk. Ruhig und gelassen klingt die Scheibe aus. Nunja, ob es da keine Alternative zur Ausblende gegeben hätte...
So findet ein Album sein Ende, das ein Fortschritt zum Debut darstellt, was Eigenständigkeit und Virtuosität betrifft. Luca Zabbini sticht aus der Band heraus, ohne zum Egomanen zu mutieren. Er stellt sich mit allem, was er hat/kann in den Dienst der Band, die ihm willig folgt, wo er die Führung übernimmt. Die Entwicklung der Band bleibt spannend, schaun..ääähh..hören mermal.

Die Veröffentlichung kann auf https://mellowrecords.bandcamp.com/album/barock-project-rebus
in Gänze gehört und heruntergeladen werden gg. einen geringen Beitrag.

https://mellowrecords.bandcamp.com/album/barock-project-rebus

Die Band:
 Giambattista Giorgi           bass

 Giacomo Calabria             drums 

 Luca Pancaldi                    vocals 

 Luca Zabbini                      keyboards, backing vocals, guitars on 4,6,8,10 

 Max Scarcia                       guitars 

 Gastmusiker:

 Simone Sitti                       guitars on 7 

 Onelio Zabbini                   flute on 4

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