Montag, 24. September 2012

DAYMOON: ALL TOMORROWS

Ein Deutscher in Sintra/Portugal - Fred Lessing - ist der "spiritus rector" dieses Projektes DAYMOON und damit auch Kompositeur und Texter der meisten der Titel, die sich über mehrere Jahre bei ihm angesammelt hatten und nun im Kontext einer CD der Veröffentlichung harrten ohne den Eindruck eines Flickenteppichs beim Hörer zu hinterlassen. Ein schwieriges Unterfangen. Aber dank seiner guten Kontakte in der internationalen Musikszene bekam er Unterstützung von solch illustren Musikern wie Andy Tillison (THE TANGENT), Mats Johansson und Thomas Olsson (ISILDURS BANE) u.a. aus Übersee und Europa. -
 Ich muss gestehen, dass ich mit der Rezension meine Schwierigkeiten hatte, wobei mir die Ursachen bis dato nicht ganz klar sind. - Aber steige ich mal ein:

 ALL TOMORROWS, das Titelstück eröffnet den Reigen dieser Sammlung, ein Rocksong mit eingängigem Aufbau, sehr zupackend und rockig arrangiert. Endend mit einem Zitat aus der Welt der sog. E-Musik, der "Lustigen Witwe" von F.Lehar. Ein humoriger Schluss, der jedoch andeutet, dass Humor und Ironie eine Rolle spielen in der Welt des F.Lessing.

Das zweite Stück ist eine musikalische Kurzbeschreibung eines Lieblingsfilms des Autoren: TRANSZENDENZ der Titel des Stückes, ExistenZ der Filmtitel, mir unbekannt. Ein wilder Ausbruch von Sax, Gitarre auf solidem Rockrhythmus. Ein wenig King Crimson der frühen Jahre assoziiere ich hier. Als 3. folgt der erste "richtige" Progsong  mit "HUMAN AGAIN", der fast alles das mitbringt, was ein "gut abgehangener" Retroprogsong braucht. So z.B. eine akustische Einleitung, Bridges, Bombast, Melodien,  Mitsingrefrains, ein bißchen Italoprog (PFM) und ein schönes Akkordeonende. Fred's Affinität zur islamischen Kultur in Verbindung mit seinem speziellen Humor kommt bei "MARRAKESH" als nächstem Titel zum Ausdruck, mit orienttypischem Instrumentarium und passender Rhythmussection. Dann wird's stimmungsmäßig etwas "depro", wie Fred's Gitarrenfreund Paolo gerne lästert. Etwas ruhiger, mit 6/8-Rhythmus beginnt "SORRY - a theatre play" - ach so -Theaterstück, o.k. Da komme ich mit meinem 50 Jahre altem Schulenglisch beim Text nicht mehr mit. Also versuche ich über die Musik hinter den Sinn zu kommen. Ergebnis: Fehlanzeige. Vielleicht erwarte ich mehr als gute Musik, denn dies ist das Stück allemal. Es bleibt nicht bei "depro", sondern es geht auch schon mal das Licht an und ein Ohrwurm ist der Refrain zweifellos mit anschließendem G-Solo von Th. Ollson wohl begleitet  mit schweren Keyboardsounds (Mats Johannson). "When they smile at you on the TV-show does anything mean anything at all?" sind die letzten Worte des Helden des Stückes. Vlt. helfen dem Interessierten einige Klicks auf die DAYMOON-HP http://www.daymoon-music.com/ zu größerem Verständnis des Gehörten.
Stimmungsmäßig auf gleichem Niveau geht es mit "BELL JAR" weiter, ein Titel, der mich an die Werke eines Rupert Hine (THINKMAN) erinnert, der Miite der 80er mit Synthierhythmusteppichen dieser Art einiges vorwegnahm, was dann in den 90ern mit zum "Mainstream"-Sound wurde.
Stimmungswechsel: akustische Gitarre mit  viel Raum eröffnet ein Stimmungsbild Sintras im November, wohl nach einem heißen Sommer, FIRST RAIN eben. Ein fast schon meditatives Stück.Schön.
Fast ohne Pause und mit einem bombastischen orientalischen Intro beginnt mit "ARKLOW" ein weiteres Ortsportrait, nur befinden wir uns laut Booklet in Irland in der Näher Dublins. Ein weiterer Progtitel, bei dem auch das Fegefeuer irgendeine Rolle zu spielen scheint (ogott, mein Englisch!!!). Ruhiges Gitarrenspiel mit Flöten im Hintergrund wird abgelöst von einem rockigen Songteil, Keyboards begleiten mehrstimmigen Gesang zum Ende.
Ein schlichtes Synthiethema bildet den Beginn eines ruhig fließenden Songs mit leicht verfremdeten Vocals, einfach strukturiert und eingängig arrangiert. Geht gut in die Gehörgänge: NEWS FROM THE OUTSIDE.
Dann bin ich auch schon beim "Finale Grande", das bezeichnenderweise "THE SUM" betitelt ist. Also die Summe der gesamten CD zusammengefasst könnte man meinen, was nicht so ganz falsch ist. Hier sind nochmal fast alle Elemente des Prog- oder doch Reg(ressiv?) - konzepts von DAYMOON zusammengefasst ohne Wiederholung des Vorherigen. Textlich wohl eine Liebeserklärung an/ für seine Frau Inès, wenn mich mein rudimentäres Englisch nicht ganz im Stich läßt. Ein starkes Stück Musik also zum grandiosen Ende dieser - für mich -  nicht einfach zu rezensierenden CD. Aber die Mühe hat sich gelohnt.
Gespannt bin ich auf die anstehenden nächsten Werke von DAYMOON,  von denen eine  - soweit ich weiß - kurz vor der Veröffentlichung steht. Ich freue mich darauf.