Sonntag, 22. Dezember 2013

TRAUMPFAD: AUFBRUCH

TRAUMPFAD die Dritte und bis dato letzte VÖ der bayrischen Rocker. Wieder einen Schritt weiter, den die Band gegangen ist. Ohrenscheinlich hat man sich stärker auf den textlichen Inhalt konzentriert und versteht die Musik eher als Vehikel von Aussagen, die inhaltlich auf alltägliche Situationen und menschliche Befindlichkeiten im politischen und religiös-spirituellen Raum Bezug nehmen. Aber der Reihe nach.
Erster Titel: SOL. Ein Klavierintro, die Gitarre steigt mit ein, der Sonnengesang beginnt mit einer Selbstreflexion des leben-und todspendenden Himmelskörpers. Es wird entsprechend energiegeladen gesungen und instrumentiert. Ein eingängiger Refrain tut sein Übriges. Ein proggiger Instrumentalteil schließt den Song kraftvoll ab. Was auffällt, ist das erfolgreiche Bemühen, gleich beim 1. Titel die Melodie als Stilelement wie beim 2. Werk "Die Kreise schließen sich" mit in den Vordergrund zu stellen. Und damit dem Sänger auch wieder die Chance zu geben zu singen und nicht wie beim Debut rezitierend die Instrumente zu begleiten.
 Ein schöner Einstieg mit leichtem Ohrwurmcharakter.
Der 2.Titel eröffnet mit ähnlichem Keyboardimotiv wie der Vorgänger. Mit dem Einstieg der Gitarre wird es allerdings einen Gang härter. Der Text nimmt den aufmerksamen Hörer gleich inhaltlich gefangen, weil er - der Text - ein uraltes und zugleich brandaktuelles Thema beackert: den "Segen" von Religionen, den diese über die Menschen vergießt. Mit "VERGEBUNG" ist ein kurzes, aber eindringliches Plädoyer gg. die Seelenverführer gelungen. Zitat:"...und in Kirchen und Moscheen beten Menschen...nur dieser eine Glaube, nur dieses eine Lied, nur dieses eine Zeichen, nur dieser eine Gott ist der...der dir vergibt" (Zitatende) - Gänsehaut!
 Dann wird es entspannender. Mit "AUF UNSERER REISE" spürt der Rezensent sich ein wenig an J.Distelmeyers Band  "Blumfeld" erinnert, zumindest textlich ("schließ die Augen zu, wir fahren durch die Nacht...").  Auch die Melodieführung lehnt sich an Blumfelds Stil an. Allerdings wird instrumental die hardrockigere Saite aufgezogen. Locker-kernig wird musiziert. Gefällig.
 Noch einen Gang härter geht's ab in die "ANGSTFABRIK". Man hat den Eindruck, "Deep Purple" hätte im Keller eines Aufnahmestudios einen Titel aus den Frühzeiten der Band  - etwa um "In Rock"-Zeiten - gefunden und entstaubt. Über ein für diese genannte Band typisches Riff versucht ein konsumkritischer Text  Zeichen gegen den Wahn zu setzen. Nur - frage ich mich - wenn auch die Musikfans anfangen umzudenken, wer kauft dann noch die Produkte von TRAUMPFAD et al? -  Der Abschluss des Stückes fällt hier ein wenig simplifiziert aus. Vier langgezogene Gitarrentöne, kurze Keyboardfingerübungen, nochmal Refrain, schrubbschrubbdaddadda - das war's. Schade für eine eigentlich gute Grundidee. Ein kleiner musikalischer Tiefpunkt.
 Besser wird's wieder mit ZU VIEL Ein kantig-hüpfendes Riff, prägnanter Rhythmus und eine eingängige Melodie gehen eine gut zu hörende Symbiose ein. Hinzu kommt ein zeitgeistkritischer Text,
der das Zuhören lohnt. Es geht qualitativ wieder nach Oben.
 Zum Beispiel auch bei VATER & SOHN. Wir sind etwa in der Mitte des Gescheherns und damit persönlicher im Text. Ein Vater verabschiedet sich von seinem Sohn und öffnet sein Herz. Gewandet in eine Ballade trifft die Musik den Geist des Textes und verstärkt die Gefühle des Vaters auf sensible, aber keineswegs kitschige Weise. Auch die auf der ersten CD schon zu bewundernde Anja Lange darf hier gegen Ende ihre tolle Stimme mit einbringen. Gänsehaut zum Zweiten!
DER NEUE WEG beginnt hardrockig und reflektiert die Last des Vergangenen der eigenen Biografie. Hymnisch wird die Möglichkeit eines neuen Weges beschworen. Da sind sie wieder, die Zutaten eines Progstückes wie Keyboardflächen, Gitarrensoli, Breaks,Tempowechsel. Alles gefällig komponiert. Kurz und knackig.
Weiter geht's in frohem Lauf mit DER 100. AFFE, was einer Beschreibung des sog. homo sapiens nahe kommt. Auch hier wird's hymnisch und leicht pathetisch, die Grenze zum Kitsch geschickt umschiffend.
Dann wird's mit dem WINTERSCHLAF naturalistisch und schildert das Werden und Vergehen auf diesem Planeten. Stellenweise gelingt nach meinem Geschmack das Umschiffen des Kitsches textlich nicht ganz. Es trieft zwar nicht gerade aus dem Lautsprecher, aber ein wenig platt hören sich die gefundenen Worte schon an. Musikalisch gestaltet sich das Geschehen solide rockig und durchaus abwechslungsreich ohne sensationelle Einfälle. Mit über 12 Minuten ein Longsong mit proggigem Anspruch, wobei nicht viele Elemente aus anderen Musikkulturen verwendet werden. Man bleibt sich insofern treu, dass man sich zur reinen Rocktradition bekennt. Ein schönes Klavieroutro bildet den Schluss.
Träumerisch-balladesk und mit sanfter Stimme vorgetragen wird der Verwandtschaft zweier Seelen gehuldigt, die in ZWEI SEELEN einen gemeinsamen Weg gehen. Keine Experimente, leichte Anklänge an PinkFloyd (Gitarrensolo) und einem ohrwurmverdächtigen Refrain.
Den Abschluss bildet noch ein Longsong. In OCTOPUSSY ÄTHER wird über ein Pianomotiv von eben diesem, dem Synthie und der Gitarre ganz relaxt und durchaus gekonnt improvisiert. Bassist Jonny Fogetter bringt sich zusammen mit Drummer Rudi Brandl sehr variabel ein.  Ein wenig Walking Bass bringt Leichtigkeit, lässt das Ganze nicht allzu schwer werden. Pink Floyd standen auch hier aweng Pate.

 Was bleibt als Fazit? Nach diesen 3 Werken - TRAUMPFAD, DIE KREISE SCHLIESSEN SICH und AUFBRUCH scheint die Band an einem Scheideweg zu stehen. Der Keyboarder M.Unterhuber hat die Band inzwischen verlassen und seit AUFBRUCH  (2010) gab's auch keine VÖ mehr.
Ich werde die Band weiter beobachten, weil ich denke, dass sie durchaus das Potenzial hat, den deutschsprachigen Progrock weiter zu entwickeln, wenn sie sich auf die Aufgabe konzentriert Text und Musik zu verschmelzen ohne in die Kitschfalle zu tappen. Ich wünsche ihr viel Erfolg dabei.

Anspieltipps: Sol, Vegebung, Octopussy Äther

Erhältlich bei: http://www.traumpfad.info

Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug/Komp.
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang/Komp.
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.


1. Sol 8:12
2. Vergebung 2:44
3. Auf unserer Reise 7:07
4. Angstfabrik 4:04
5. Zu viel 3:40
6. Vater und Sohn 3:40
7. Der neue Weg 5:01
8. Der 100. Affe 3:24
9. Winterschlaf 12:10
10. Zwei Seelen 7:01
11. Octopussy Äther   (Bonus-Titel) 10:55

 http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=11308

Mittwoch, 20. November 2013

TRAUMPFAD: DIE KREISE SCHLIESSEN SICH

Die 2.CD der Bayern wurde 2006 veröffentlicht und zeigt eine Band, die sich weiterentwickelt. Schon der Blick in die Credits sorgt für einen Ahaeffekt dergestalt, dass dort Namen wie Yogi Lang und Kalle Wallner auftauchen, die bei Aufnahme und Mix mehr als nur Hilfe leisteten. Beide sind in der deutschen Art-/Progszene von der Band RPWL wohlbekannt und auch geschätzt. Und ihr Mitwirken hört man auch im Vergleich zum Debutalbum. Die Titel haben mehr "Zug", sind stärker zentriert, es gibt kaum ausufernde Frickeleien wie phasenweise im Vorgänger. Im Gegensatz und als echte Weiterentwicklung darf ich feststellen, dass es in den "Kreisen..."Melodien gibt, die singbar sind, ins Ohr gehen und dort auch ein Weilchen verbleiben. Was auch ein Qualitätsmerkmal ist. Und höre da, der Sänger Flo Huber kann das! Singen nämlich, was ich auf dem Debut so vermisst hatte.
Der Einstieg mit "In Ketten" rollt rockig aus den Boxen. Thematisch geht es um das ewig aktuelle Thema Freiheit. Eine Brise Pop gibt dem Song die Eingängigkeit, die das ganze Album durchzieht. Auisnahme davon bildet das Instrumental "Der goldene Berg", das auf mich wie ein Fremdkörper wirkt.
Es geht weiter mit "Der Kreislauf beginnt" mit Reflektionen über das Leben und den Tod, mit dem das Erstere endet wie man weiß. Keyboardflächen begleiten die hardrockigen Gitarrenriffs. Beeindruckend über die ganze CD das präzise und druckvolle Schlagzeugspiel von Andreas Brandl. Mit dem Bassisten Jonni Forgetter bildet er die mehr als solide Basis, auf der sich die anderen Musiker entwickeln können.
Es wird auich hin und wieder improvisiert, allerdings relativ zum Erstling kurz und knackig.
Schön das Intro und die Passagen der Flöte in "Der heilige Hain", in dem Flo Huber seine Stimme gehen lässt und das entspannteste Stück der Platte darstellt. Hier wird flockig musiziert dass es eine Freude ist. Sehr schön.
Diesen Faden nimmt auch "Im Regen" auf. Es geht inhaltlich um Beziehung(en) und die damit verbundenen seelischen Malässen, die hier und da vorkommen können. Text und Musik bilden hier im Schlussteil einen reizvollen Kontrast.
Das prophetische "Der nächste Winter kommt bestimmt" lotet ebenfalls das Thema Beziehung aus. Wobei der Titel und einige Zeilen etwas banal klingen mögen. Aber die Mucke stimmt und lässt den Hörer milde drüber weghören. Es gibt da das volle Retroprogprogramm mit angeschrägten Passagen, Rhythmus-/Tempowechseln und Wendungen.
 Einen schönen Refrain (Vorsicht:Ohrwurmgefahr!) birgt "Totes Meer", in dem auch das Beziehungdrama den Texter beschäftigt.
Dann folgt mit "Der goldene Berg" das Instrumental des Gesamtwerkes. Es beginnt mit einem oldfieldschen Gitarrenintro, abgelöst durch Keyboardflächen, über die sich Gitarrenriffs legen und diverse Synthiefiguren - höre ich da Wakeman's "Six wives..." raus? Nach 3:42 ist's vorbei. Weiß nicht recht, ob man nicht darauf hätte verzichten sollen.
 "Die Kreise schließen sich" nun es wird wieder schön geprogt, wie's dem Genrefan gefällt ohne allzu gefällig zu sein. Solider Retroprog mit Vintagesynthie (analog?). die Gitarre bleibt im Hintergrund. Mir gefällt das sehr.
"Ein neuer Tag" macht zum Abschluss das Licht richtig an. Man lächelt, ist frei von Ängsten und ähnlichen Bedrängnissen und man genießt die Freiheit, womit sich thematisch die Kreise schließen.
Damit endet ein Album, das sich zu hören lohnt. Sowohl musikalisch als auch textlich hat der Proghörer ein Werk zur Hand (am Ohr?), das den Hörer zum Zuhören verführt. Hinzu kommt die ansprechende Gestaltung des Covers incl. informativen Booklets. Meine ganz dicke Empfehlung.

 Anspieltipp: In Ketten, Der heilige Hain, Ein neuer Tag

Erhältlich bei: http://www.traumpfad.info

Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug/Komp.
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang/Komp.
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.

1.In Ketten6:00
2.Der Kreislauf beginnt6:23
3.Der heilige Hain4:17
4.Im Regen5:22
5.Der nächste Winter kommt bestimmt8:15
6.Totes Meer5:48
7.Der goldene Berg3:42
8.Die Kreise schließen sich8:17
9.Ein neuer Tag6:00

Dienstag, 12. November 2013

TRAUMPFAD: TRAUMPFAD

Jetzt ist Regionalisierung wieder angesagt, d.h. politisch "korrekt": weg von europäischer Großmannssucht, von globaler Gleichmacherei in großem Stil. Die Regionen sollen stärker mit ihren Kulturen in den Fokus rücken. Da soll(te) der Progressive Rock keine Ausnahme machen, dachte sich jemand.
Was hat das mit dieser Seite im Allgemeinen und mit TRAUMPFAD im Speziellen zu tun, fragt sich der geduldige Leser. Womit? Mit Recht.
Hierzu soll kurz zurückgeblendet werden auf die Rezis von ESTHETIC PALE: EP ist eine Band aus der Pfalz, ihr Zentrum Neustadt/Wstr. und damit nur etwa 5 km von meinem derzeitigen Wohnort entfernt. (Ahaaa! - Lokalpatriot, was?! - Jaou!) Allerdings tragen sie ihre Texte in Englisch vor. (Der) TRAUMPFAD jedoch singt(?) in Deutsch(!) und wohnt nicht in der Pfalz, sondern schlängelt sich durch Bayern. Manch Rockjünger(in) wird sich fragen, ob deutsche Texte und (Prog)-Rock denn gut gehen kann. Nach 2- 3 Hördurchgängen darf ich feststellen, es geht recht gut. Das Vorurteil, deutscher Text im Rock sei holprig oder (zu) kantig kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
Aber nun zur Platte - ähh -  CD. Auffällig zunächst ist die Aufmachung der Veröffentlichung . Die CD erscheint - 2003 - in einem stabilen Kartonhardcover, die CD auf dem Mittelteil mittels eines Schaumgummirings festgehalten und das Klappteil hält ein Klettverschluss zusammen. Sehr schön gestaltet von Marko Effenberger (der auch noch im "Nebenjob" die Gitarre bedient und komponiert!) und nachhaltig konzipiert. Dafür schon mal ein Bonuspunkt.
Und weitere Bonuspunkte sammelt die CD mit jedem weiteren Hördurchgang. Das liegt mehr an der instrumentalen Musik als an den Texten. Diese sind zwar recht sinnvoll, berühren Lebensfragen und sind akustisch verständlich von Flo Huber vorgetragen. Aber diese seine eigene Art stellt eine Hürde dar, um mich rundum mit dem Gebotenen zu verbinden. Es ist eine Mischung aus monotonem Sprechgesang und Rezitation. Ausnahme bildet ein gelegentlich eingestreutes "lololooooo...",das durchaus etwas weniger starr ankommt. Die Gesangsmelodien bewegen sich in einem engen Range, es findet keine große Bewegung statt. Keine Ahnung, ob Hr. Huber über keinen größeren Tonumfang verfügt oder die Kompositionen so gewollt wurden. Also "nuancenreich" kann ich die Stimme nicht finden wie andere Rezensenten gehört haben wollen. Schade eigentlich, weil instrumental die Musiker einen sehr beweglichen und kraftvollen Schub in die Angelegenheit bringen. Es wird retrogeprogt ("Epoché"), auch hardgerockt ("Der Baum"), aweng gejazzt (Pianoimpro in "Gefühle"), ein kleines Orgel-versus-Gitarre-Duell gibt es in "Gnade für das Menschenvolk" (Ausgang: Remis). leicht schwebend "Papa Peyotes Tanz" mir filigranem Schlagzeugspiel. Anschließend folgt mein derzeitiger Favorit  mit "Der Pfad". Ein Rocker mit knackigem Refrain und - welch Überraschung - mit stimmlicher Verstärkung: Anja Lang unterstützt mit ihrer bluesigen Rockstimme (erinnert an Julia Neigel!) den doch hier klar unterlegenen Flo. Ich hätte mir mehr von ihr gewünscht. Abwechlungsreich dann "Weit weg", in dem nochmal die prägenden Elemente, wie Keyboard-,Gitarrensoli, sehr präsentes und präzises Schlagzeugspiel dieses Erstlings zusammengetragen wurden.
Als sog. Bonustitel bildet "Glü(i)cklich" den Abschluss. Funkig beginnend entwickelt sich über einen 3/4-Takt ein veritabler Rocktitel. Ein schönes Finale einer - ich sagmal - gut hörbaren Progrockplatte mit deutschen Texten. Sie hat noch Potenzial nach oben, wenn sie öfter läuft auf meinen Playern. Immerhin handelt es sich hierbei um ein Debut, das hohe Erwartungen auf Kommendes dieser Truppe weckt.
Ein kleiner Kritikpunkt noch: es wurden auf der Innenseite des Klappcovers die Texte nur ausschnittsweise abgedruckt und in fast unleserlicher Dünnschrift. Aber vlt. ist das jetzt Dippelschisserei...sorry.

Anspieltipp: Der Pfad (Anjas Stimme!); Weit weg;  auch Glü(i)cklich

 Erhältlich ist das Werk direkt bei : http://www.traumpfad.info (z.Zt. leider ausverkauft)

 Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.

Titel:
1.Intro1:31
2.Epoché9:30
3.Der Baum7:01
4.Gefühle8:50
5.Der jüngste Traum4:26
6.Gnade für das Menschenvolk6:29
7.Papa Peyotes Tanz10:08
8.Der Pfad4:57
9.Weit weg6:34
10.Glü(i)cklich   (Bonustrack)4:25

http://babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=5368&content=review


Sonntag, 27. Oktober 2013

ESTHETIC PALE: LONG FORGOTTEN WORDS

Im Jahre 2005 erschien dieses Werk als Nummer 4 in der Diskographie der pfälzer Progband. Was hatte sich getan seit  " Hope", dem Vorgänger? Nun, es gab einen Wechsel in den Vocals: Claudia Speicher löste Melanie Auer ab. Und ob es sich bei Katrin Litty um dieselbe Katarina Nonhebel wie auf dem Vorgänger, nur nach Familienstandsänderung, handelt, mag der Interessierte nachforschen.. Im Instrumentarium und den es Bedienenden blieb es wie bei "Hope".
Auch keine Änderung am Stilkonzept der Band ist zu konstatieren. Es wird (Neo?-,Retro?-) Prog geboten, angereichert mit 2-stimmigem weiblichem Satzgesang. Gerade diese Vocals prägen das Klangbild der Truppe ungemein. Mir gefällt das sehr. Die Kompositionen sind moderat komplex, für den aufmerksamen Hörer gut zu goutieren. Allerdings so komponiert, dass ein Nebenbeihören an Energieverschwendung grenzt.
 Kein wildes Gefrickel, keine Aggressionen stört den Fluss des musikalischen Geschehens. Der Eine/Andere mag der Band vorwerfen, dass sie allzu sehr auf "Gutmensch" setzen.  Es gibt jedenfalls wieder Melodie und Harmonie satt ohne Plattheiten. Da auf diesem Planeten Stress zuhauf zu beobachten ist, tut eine solche musikalische (Ruhe-)Insel der Hörerseele durchaus gut.
Also kein Unterschied zum Vorgänger? Nach 3-4 Hördurchgängen stelle ich fest, dass die Aufnahmen runder, klarer, exakter klingen als beim Vorgänger. Man hat sich wohl mehr Zeit gelassen beim Recording/ Mixing.
 Einen Favoriten habe ich, den ich nicht unterschlagen möchte, der das Ende und den Höhepunkt der CD bildet. "Ophelia's last word" ist textlich in Teilen Shakespear's "Hamlet" entliehen und musikalisch sensibel gestaltet mit dem einen/anderen Soundszitat aus den '70ern des letzten Jahrhunderts. Ein starkes Stück.

 Wieder eine runde Scheibe aus der Pfalz, bodenständig, dabei nicht anspruchslos . Ein schönes Stück Mucke.

Besetzung:

Katrin Litty                                 voc
Claudia Speicher                         voc
 Matthias Ibelshäuser                   git,composition
 Claus Peter Fuhrmann                 keyb
 Joachim Habernoll                      dr
 Andreas Vöhringer                      b

Titel:
1. Phonecall 4am                             12:02
2. J.C.                                              10:19
3. God's Notion                                 5:40
4. As far as I can tell                          1:48
5. Frozen Phoenix                            10:43
6. Ophelia's last word                         9:11

http://www.estheticpale.de


ESTHETIC PALE: HOPE

ESTETIC PALE ist eine Rockband aus der Provinz, mit Verlaub "Provinz", weil die Pfalz im Bereich "Progressive" eher nicht auf der Landkarte zu finden ist. Nicht zuletzt deshalb ist schon der Mut der Band, seit 1992 bis heute - 2013 -  diesen Abschnitt des Rock zu beackern, sehr zu würdigen. Von der Gründungsformation sind bis dato J.Habernoll (dr) und Gitarist  Matthias Ibelshäuser dabei. Wobei Letzterer der Hauptkompositeur der Truppe ist und so den Stil der Band "grundiert".

"Hope", die 3. CD, erschien 2000. Damals bildeten Melanie Auer und Katarina Nonhebel den 2-stimmigen Satzgesang, was in diesem Genre ein selten zu findendes Stilelement darstellt. Dazu bedient Claus-Peter Fuhrmann die Keyboards, Joachim Habernoll die Drums, wie erwähnt M.Ibelshäuser die Gitarre und Andreas Vöhringer den E-Bass.
Wie dem Booklet zu entnehmen ist, wurde dieses Werk innert 5 Tagen aufgenommen und in 5 Tagen abgemischt. Also ein Schnellschuss? Nach meinen Eindrücken ein klares Nein. Es klingt nach mehreren Hörsitzungen noch immer frisch und unverbraucht, was an den Kompositionen und auch dem 2-stimmigen Satzgesang liegt, von dem man sich bei ihrem aktuellen Werk "Shelter from the storm" leider ein Stück weit entfernt hat. Es ging ein prägendes Stilelement verloren.
 In 6 Longtracks mit Spielzeiten zwischen ca. 7 - maximal 14 Minuten entwerfen sie ein unterhaltsames Klanguniversum, das sich an den 1970ern orientiert ohne zu kopieren. Ohne klangliche Experimente wie Dissonanzen oder metallische Exkursionen warten sie mit Melodien en masse auf. Es wird gerockt, durchaus mal krummtaktig und komplex. Der (das?) Break feiert zwar keine Urstände,  ist aber standesgemäß gut vertreten. Geschmackvolle Soli von Gitarre und Keys werden effektvoll eingestreut  Es gibt Anleihen aus dem Mittelalter ("Laura") und Folk ("Hope"). Die Grundstimmung ist positiv ohne plattes Wir-haben-uns-alle-lieb-Getue. Prog kann durchaus hell und licht klingen um dennoch zuzupacken ("Lifetime"). Schön immer wieder die 2 Stimmen parallel in raffinierten Melodielinien zu hören ("Lifetime","Summer"). Nettes Gimmick am Schluss von "Laura", ein kurzes Glockenspiel...
Wie ich finde, ein schönes Album für den anspruchsvollen Rockhörer, der abseits des Mainstream anregende, aber keine aufdringliche Musik sucht. Ein rundes Werk einer Band, die ihren Weg geht.

Besetzung: siehe Text

Titel:
 1. The Seeds                                              14:49
 2. The Ivory Tower                                      6:56
 3. See you there                                           8:35
 4. Lifetime                                                  13:46
 5. Summer                                                    9:49
 6. Hope                                                        1:53
 7. Laura                                                      13:54

http://www.estheticpale.de

http://www.youtube.com/watch?v=eH-W-Tp7fqA

Mittwoch, 18. September 2013

ESTHETIC PALE: SHELTER FROM THE STORM

Nachdem die internationale Progszene schon durch einige Vetreter hier ihre Spuren hinterlassen hat, wende ich mich nun der deutschen Progseite zu, denn die gibt es auch . Und zwar recht bunt und  - sorry - recht "alt". Deutsche Bands mischten auch schon Ende der '60er Anfang '70er im Gebiet des anspruchsvollen Rock mit, wenn sie auch dem in England "erfundenen" Krautrock zugeordnet wurden/werden. Zu nennen wären AMON DÜÜL I/II, POPOL VUH, GURU GURU, CAN etc.
 Was hat dies mit ESTHETIC PALE zu tun, fragt sich der Leser? Nun, sie tun das, was die Altvorderen auch schon taten.. Ich zitiere B.Halbscheffel, Zitat:" Der Fortschritt in der Rockmusik, die Progression, besteht also aus der immer neuen, freien Kombination des Vorhandenen, des Bekannten. " - Zitatende. (Quelle: B.Halbscheffel - Progressive Rock -Halbscheffelverlag 2012, S.617)
In diesem Sinne findet man in diesem Werk der Pfälzer Elemente des Rock vornehmlich aus den '70ern. Unter der maßgeblichen Federführung von Matthias Ibelshäuser (g), der sich als Kompositeur im eigentlichen Sinne zu vertehen scheint, werden diese Elemente in ein für die gesamte Band stimmiges Konzept gegossen und dem "Zeitgeist" - was immer das auch ist - hier "Retro", angeglichen. Es wird nicht zitiert o. plagiiert, sondern zum Eigenen gemacht. Harmonie ist wichtig, Melodie, getragen von der kraftvollen Stimme Claudia Speichers, ohne die Komplexität, die Progrock nun mal ausmacht, zu vernachlässigen. (Im Gegenteil brauche ich mehrere Hördurchläufe, um mit dieser Art(-)Rock (!) klar zu kommen. Aber das macht den Reiz nun mal aus.)
"Shelter from the storm" ist die 5. CD der Truppe, erschienen in diesem Jahr (2013). Die erste CD erschien unter ihrem Namen im Jahre 1994, also kann man, so man wollte, eine Entwicklung sicher verfolgen.
Es gibt noch 2 ältere CDs zu besprechen und sicher komme ich darauf zurück.
"Number five,number five..." so beginnt aus dem "off" die CD folgerichtig. Der Opener "Not good for me" zeigt gleich, wohin die Reise geht. Keyboardakkorde, Hardrockgitarrenriff, pumpender Bass bilden das Entrée.  Das erste Break mit folgendem Einsetzen von Stimme und das Spiel von Rhythmuswechseln und
harmonischen Wendungen nimmt seinen Lauf. Nicht hektisch, dabei ohne Längen. Mal hört man kurze Oldfieldsoli, etwas CAMELartiges, auch MARILLION (Kayleigh) kommt vorbei ("The word"). Apropos, im Titel "The Word" übernimmt Nadine eine 2.Stimme. Und diese Zweistimmigkeit hat(te) bei EP Tradition.
Was ich schade fand, dass dieses typische Merkmal der 2 Sängerinnen  fehlen sollte. Vlt. gelingt es, dieses Stilmittel wieder fest zu integrieren. Denn das findet man nun doch nicht allzu oft im Art-/Progrock.
In "Emergency exists" wird ziemlich (hard)gerockt und zwar straight und ohne viel Geschnörkels..  Mit "The merchant's revenge" folgt ein Titel, der vor allem von seinen Melodien lebt, die Ohrwurmgefahr bergen.
"How should he find out" beginnt mit einem kurzen, aber effektvollen Gimmik. Man hört eine Nadel in die Spurrille einer LP laufen mit analogtypischen Knaksen und Rauschen. Dann folgt eine Ballade, die von Gitarren und  Keyboardstreichern begleitet  wird und eingeleitet von einem Flötenmotiv (Claudia) in einem flotten Rockteil endet. Sehr schön!.
Mit "The clock" wird auch Claudias Flöte mehr Raum gegeben, was der Musik  mehr Luft zufächelt und einfach gut tut.  Ein solider Progger.
 Den Abschluss bildet der Titelsong "Shelter from the storm" . Wieder partiell mit Zweistimmigkeit im Gesang. Mehr Drama, mehr Pathos als im bisher Gehörten, geschickt arrangiert durch rockige Breaks, Flöten-und Gitarrensoli. Ein Donnerschlag, Regenguss und ein kurzer Lacher beendet diese schöne Scheibe.
 Wer deutschen, handgemachten, geerdeten Prog mag mit Melodien, Harmonien und  - vor allem - gutem, weiblichem Gesang, der kann hier zugreifen. Das sage ich nicht nur aus lokalpatriotischem Antrieb heraus...

 Die Band:
 Andreas Nord                         Bass
 Thomas Römer                        Keyboards,Vocals
 Claudia Speicher                      Vocals,Flute
 Joachim Habernoll                    Drums
 Matthias Ibelshäuser                 Guitars

 Trackliste:

1. Not Good for Me (9:10)
2. The Word (8:59)
3. Emergency Exits (7:07)
4. The Merchant´s Revenge (6:17)
5. How Should He Find Out (8:40)
6. The Clock (7:14)
7. Shelter from the Storm (10:04)

http://www.estheticpale.de
http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=13530

Dienstag, 30. Juli 2013

DAYMOON: FABRIC OF SPACE DIVINE

Das ist nun die 2.CD dieser portugiesischen Band des Berliners Fred Lessing, der nun über 34 Jahre in Portugal lebt. Und sie, die CD, ist selbst nach mehrfachem Anhören nicht einfacher für mich als der Vorgänger ALL TOMORROWS. Im Gegenteil scheint sie sich in Teilen weiter von mir zu entfernen. Es ist - mal wieder - nicht leicht mit DAYMOON. Ob das wohl so beabsichtigt ist? Eines scheint klar zu sein. Es geht in diesem Konzept - denn darum handelt es sich bei einem Konzeptalbum - Witzle gmacht;-) - um das Uni- bzw. Multiversum im Allgemeinen und die Evolution eines fiktiven - nicht zwingend menschlichen -  Wesens in der Zukunft. In der Mitte des beiliegenden Booklets hat der "Vater" (=Schöpfer!) dieses Werkes seine Philosophie in Worten (leider nur in englisch) dargelegt, angeregt von Stephen Baxters Romantriologie Manifold.
Die Grundidee reicht schon mehr als 13 Jahre zurück, denn die ersten Aufnahmen wurden schon zwischen 2000 und 2007 gemacht, 2011 wiederaufgenommen und bis 2013 zum Abschluss gebracht (http://daymoon.bandcamp.com/album/fabric-of-space-divine). Also ein Werk, das reifen durfte. Und so hat es inhaltlich einiges zu bieten, was sich erst nach einigen Hördurchgängen und einer aufmerksamen Lektüre des Booklets erschließt (s.o.). Man kann sie aber einfach zur Unterhaltung hören und hat seinen Spaß dabei ohne nach tieferen Sinn zu suchen. Konsumieren - und das war's.
Damit würde man aber dem geistigen Inhalt nicht gerecht. Booklet (artwork: F.Lessing), Homepage und Musik fast als Gesamtkunstwerk. Was will der anspruchsvolle Proggy mehr?

 Zur Musik, dem hörbaren Teil: Vielschichtigkeit ist die treffendste Bezeichnung des musikalischen Inhaltes. Von Oldfield'scher Gitarre ("beyond") über Gentle Giant ("digital"), Neutönereinschüben ("grasping the fabric"), schlagerhaften Liedgut ("ice prospector"), metalguitars in"twisting the fabric", das wiederum in poppiges Fahrwasser gerät, um dann Jazzgebläse Platz zu machen -  es gibt Vieles zu entdecken in diesem Multiversum. Es startet mit dem "Big Bang", dem eine Art Einführung mit Leitmotiven der CD folgt ("singularity to sol"). Und mit "seed of complexity" ist man schon auf dem Trip durch's Multiversum des (human?-)beings bzw. des Prog oder "Trag"(?- Fred Lessing bezeichnet das Genre, das er musikalisch vertritt, als "transgressive"). Man erkennt verschiedene Einflüsse aus der "progressiven" Vergangenheit.. Und stellt eine Eigenständigkeit fest, wenn man das Erstlingswerk "All Tomorrows" kennt.
Das ist alles mit viel Leidenschaft und Hingabe kompo- und kombiniert und macht nun doch dem Rezensenten, der anfangs seine Probleme hatte, mehr und mehr Spaß.
Und meine Reise durch dieses "All" ist noch lange nicht zu Ende, denke ich...

Wer sich mit Musik ernsthaft auseinanderseztzen mag und auch Spaß mit philosophischem Gedankengut hat, dem möchte ich dieses Album ernstlich empfehlen.

Anspieltipps. ???  Weiß nicht recht, eigentlich alles in einem Rutsch, weil Teile herausbrechen funzt irgendwie nicht.

 http://daymoon.bandcamp.com/album/fabric-of-space-divine

s.a.: http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=13554

DAYMOON - recordings between 2002 and 2007 
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FRED LESSING - production, sings bits here and there, 
plays differently shaped and operated guitars, percussion, 
keyboards, woodwinds and reeds, and of course angklung 
MARK GUERTIN - production, pounded the bass 
DAVIS RABORN (USA) - drums 
JEFF MARKHAM (USA) - vocals 
PAULO CHAGAS (Portugal) - tortures assorted reed and woodwind 
instruments, and plays a fanciful alien as well as assorted 
percussion 
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DAYMOON - recordings between 2011 and 2013 
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FRED LESSING 
ANDRÉ MARQUES - production, main drums, smashes 
bottles, rips cloth, plays some keyboards 
JOANA LESSING (Portugal) - regular and weird percussion on 
Complexity, backing vocals on Ice Prospector, lights the universe 
with a match, holds Beethoven 
ADRIANO PEREIRA (Portugal) - clarinet 
PAULO CATROGA (Portugal) - piano on Beyond Trinity 
BRUNO EVANGELISTA (Portugal) - vocals 

G U E S T S 
...to whom we are eternally grateful: 

MICHAEL DORP (of German prog act Flying Circus) - vocals 
HUGO FLORES (of Portuguese prog act Factory of Dreams) - vocals 
HELENA MADEIRA (Portugal) - celtic harp 
VASCO PATRÍCIO (Portugal) - guitar solo on One 
BEETHOVEN (Portugal) - the deaf (but not mute) cat 


Titel:
1.singularity to sol03:48
2.seed of complexity09:17
3.evolution01:45
4.beyond nature05:29
5.beyond trinity05:26
6.anthropocentrics01:42
7.beyond multiplicity03:30
8.beyond good and evil03:59
9.middle04:30
10.ice prospector03:14
11.digital03:43
12.beyond03:40
13.grasping the fabric02:37
14.twisting the fabric04:12
15.beyond zero kelvin02:30
16.one

Mittwoch, 24. Juli 2013

GOLDEN VOID

Lange hat es nun gedauert bis ich mich wieder mit einer Rezi befassen konnte. Als ich mir diese relativ aktuelle CD zulegte, ließ ich mich von den Rezensionen anderer Musikfreunde hierzu verführen. "CD des Monats" war in einer einschägig bekannten Rockzeitschrift zu lesen. Und die Aussage der Besprechung ließ mich auf dieses Werk neugierig werden.Von druckvoller Orgelei und 70er Sounds war da die Rede. O.k., dachte ich, das könnte passen für meine Gehörgänge. Die CD gekauft und gleich in den Player geschoben. Los ging die wilde Jagd nach vorn - zurück. Zurück in die Spät60/früh70er Jahre als die Rockmusik mit ihrer Dynamik volle Fahrt aufnahm. In einem modernen Tonstudio den Sound dieser Jahre aufleben lassen, geht das überhaupt?
Nun, nach einigen Hördurchgängen kann ich sagen, es funktioniert hervorragend. Obwohl ich zunächst arg enttäuscht war (nervender Hall!). Meine Erwartungen wurden/werden erst nach und nach erfüllt. Wer wird nicht alles genannt in den schon vorliegenden Rezis aus der Zeit der Altvorderen. Von "Uriah Heep" über "Black Sabbath" zu "Steppenwolf" und zurück zu "Deep Purple"und "Hawkwind" ist die Rede. Ich erweitere das Spektrum um  "Titanic" - die Norweger - , "Web" (I Spider!), "Gun", "Ten Years After". Auch den jungen Steve Winwood kann man heraushören. Apropos Sänger:  tierisch genervt fühle ich mich durch den Hall in der Gesangsspur. Das war zwar in den 70ern ein beliebtes Stilmittel, wird aber hier über die ganze CD zu Tode geritten. Ich muss am Gesang quasi "vorbei" hören, um Freude mit der durchaus druckvollen (Orgel,Drums) Musik zu finden.
 Prog ist das allerdings nicht, was hier geboten wird, obwohl man das hin und wieder - mit Befremden -  lesen kann. Es ist Hardrock der guten, alten Sorte, frisch aufgebrüht ohne Kopie zu sein.
Wer einen Ausflug in die 70er in komprimierter Form machen möchte und sich keine dicke, teure Box zulegen will, ist mit dieser Cd bestens bedient. Dafür muss man den Golden Voids sicher allen Respekt zollen wie sie den Geist dieser Zeit getroffen haben.

Anspieltipps: The Curve, Badlands

 Band: Isaah Mitchell - guitar/vocals/perc.
          Aaron Morgan - bass/perc.
          Justin Pinkerton - drums/perc./Hammond/Moog
          Camilla Saufley-Mitchell - Hammond/Rhodes
          https://www.facebook.com/goldenvoid

          http://www.youtube.com/watch?v=NJ2ZNJWPTpU
          http://www.youtube.com/watch?v=m0wqsZ1XvVA

Titel:
1. Art Of Invading
2. Virtue
3. Jetsun Dolma
4. Badlands
5. Shady Grove
6. The Curve
7. Atlantis


Sonntag, 17. März 2013

VARIOUS ARTISTS: ONE WORLD ONE VOICE

Es war 1990. Da erschien diese Aufnahme - noch als Vinyl-Lp in den damals gerade noch so existierenden Plattenläden. Mich interessierten damals die Sachen, an denen ein gewisser Rupert Hine beteiligt war. So war er auch hier zusammen mit Kevin Godley (Ex-10cc) "Drahtzieher" hinter und vor den Kulissen dieses Mammutprojektes. Kevin Godley war wohl der Urheber des Ganzen. Mit einem Bassmotiv von Sting (ex-Police) im Gepäck reiste er  mit seiner Crew quer durch die Welt und ließ Musiker von allen Kontinenten zu diesem "basic" ihre Musik entwickeln. Die Ergebnisse wurden dann mit Kamera und Mikro aufgenommen und dann in London gemixt und  in diese, wie ich finde, einmalige Aufnahme gegossen. So viele unterschiedlichen Stile und Sprachen sind selten in eine solch stringende, weil wie in einem Guss entstehende Musik gegossen worden. Darin sehe ich das Verdienst von Rupert Hine, der, wie auch schon in seinen vorherigen Projekten, eine sehr einfühlsame, aber doch bestimmte "Regie" beweist. Er lässt den Musikern ihre Identität, aber hat doch die Fäden in der Hand.
Auch der paralell gedrehte Film ist ein Augen- und Ohrenschmaus. Meine ganz, ganz dicke Empfehlung!

Track listing

  1. Robbie Robertson - Chief Seattle Speaks
  2. Kevin Godley, Sting, Courtney Pine, Gypsy Kings, Ark - (Instrumental)
  3. Gypsy Kings, Nusrath Fateh Ali Khan - Este Mundo
  4. Laurie Anderson & Pool - (Instrumental)
  5. The Chieftains, Guo Yue, Bagamogyo Players - (Irish Instrumental)
  6. Avelha Guarda Da Portela - Brazilian Party
  7. Steven van Zandt - Foreplay To One Heart
  8. Steven van Zandt, Peter Gabriel & Street-People - One Heart
  9. Dave Stewart And The Spiritual Cowboys - One Music From Another
  10. Junior, Steve Stevens - One World
  11. Michael Rose, Steel Band - One World
  12. Clannad, Chrissy Hynde, Geoffrey Oryema, Ri Na Eruinne, Mari Boine - Gula Gula
  13. Nativ Land & Themba - Oh Ya
  14. Milton Nascimento - De Fira
  15. Peter Gabriel, Suzanne Vega, Geoffrey Oryema - One White Field
  16. Great Muungano Cultural Troup - (Drum Instrumental)
  17. Lou Reed, Richard Guilliano - One World, One Voice
  18. Salif Keita - Nami Watah
  19. Laurie Anderson - The Whale
  20. Johnny Clegg & Savuka, Eddie Grant, Long Shawah - Free World
  21. Christopher Warren-Greene, David Gilmour, Venice, Howard Jones, Bob Geldof, Terence Trent D'Arby - Meet Again (A Hole To Fill)
  22. Kodo-Drummers & Leningrad Symphony Orchestra - Finale

 Zum Einstieg: http://www.youtube.com/watch?v=iLY79P8xvw0 und folgende

Montag, 4. Februar 2013

TRIBUTE: NEW VIEWS

Eine gute Nachricht für alle Vinylfreunde: Vinyl boomt - mal wieder. Einfach nicht "kaputtbar",die schwarze Rille! So hat z.B. der SWR1 an einem Sonntag von 13 - 24h nur Musik von Vinylplatten gespielt!
 Hier also nochmal eine schwarze Scheibe von meinem Plattenteller -
 Die Band : Tribute aus Schweden. Die Aufnahme: 1984 in Münster/Deutschland(!). Ich weiß nicht, was damals 6 Schweden in die "Musikmetropole" Münster getrieben hat. Das Ergebnis jedenfalls nötigt dem geneigten Hörer viel Respekt ab, so er Instrumentalmusik mit "voices" (keine vocals!) mag. Das Ganze erinnert ganz, ganz stark an Mike Oldfield zu Ommadawn/Incantations- Zeiten. Man könnte diese Produktion fast als "Oldfield-Klon" bezeichnen. Das ganze Instrumentarium einer Oldfieldaufnahme ist auch hier zu hören inklusive Tubular Bells. Allerdings "rockt" es hin und wieder ("Icebreaker", mittlerer Teil v. "New Views"). Das Instrumentarium auf die 6 Musiker verteilt. Es klingt sehr luftig, mit leichter Hand produziert und perlt mit viel Heiterkeit aus den Boxen ohne platt oder beliebig zu wirken. Dafür sind die Kompositionen wirklich welche, gelegentlich mit Tiefe. Es groovt, mit Keybord- und Guitarsoli versetzt und durch angenehme, schwebende Solo- und Chorvoices ergänzt. Falls man etwas kritisieren will, dann die Hallabmischung der Drums, was diesen einen leicht synthetischen Anstrich gibt. Aber das war's auch schon.
Eine positive,Optimismus strahlende Musik, wie sie heute in diesem Genre - leider - selten anzutreffen ist.
Dazu passt auch folgende Zeile der Coverrückseite -Zitat:
 "This album is dedicated to everyone who is following his initial visions. Keep the light burning!"

Anspieltipps: keine - die ganze Platte!

PS: es hat doch hin und wieder aweng geknakst und gerauscht - Vinyl eben, aber schön war's;-)

Tracklist


1.Icebreaker5:20
2.Too much at one time5:45
3.A new morning5:00
4.Climbing to the top4:15
5.Unknown destination4:30
6.New views21:45
Gesamtlaufzeit46:35

http://www.youtube.com/watch?v=HuqD75vmKsU

Montag, 14. Januar 2013

SEVENTH WAVE: TIMES TO COME

Ach wie ist das schön: eine LP - Vinyl pur! -  aus ihrem "Innersleeve" sanft und leicht auf die weit geöffnete Hand gleiten zu lassen um sie dann ganz behutsam auf den Plattenteller des Plattenspielers abzulegen. Den Tonarm vorsichtig anheben, über die Einlaufrille führen, den Tonarm mit dem Tonarmhebel sanft auf die Platte aufsetzen lassen. Dann dieser Klang: Knacks,Rausch - Stille - dann doch die ersten Töne, der erste Titel beginnt.
Seit X Jahren habe ich meine Analogader mal wieder verspürt und diese Platte aufgelegt. Ein Werk von 1974 (die Platte ist top in Ordnung - rauschfrei und nur 2,3 leise Knackser!) einer Gruppe, das meines Wissens nie im deutschen Radio etc. gespielt wurde. Was die Frage aufwirft: wie kam ich damals gerade auf diese? Doch,da, ich erinnere mich. Ein Wühltisch war's damals bei K....f, alle LPs 5,-DM. Und da hat mich die Besetzung - Keyboards & Schlagzeug - und die Physiognomie der Akteure auf der Rückseite des Covers motiviert zuzugreifen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist den beiden Musikern, die sich SEVENTH WAVE nannten , mit dem damals viel berühmteren Keith Emerson nicht abzusprechen. Aber auch musikalisch und technisch stehen die beiden dem Tastenrastelli von dunnemals in fast nichts nach. Ken Elliott bedient primär die Tasten von MOOG-Synth über Piano bis zum Glockenspiel, während Kieran O'Connor diverses Schlagwerk bis zu Xylo- und Vibraphon zum Grooven bringt. Der Hr. Elliott trägt dazu auch noch die Texte mit einer Stimme vor, die heutzutags etwas unkonventionell klingt, aber nicht wirklich schlecht, es gibt bessere Sänger im Prog. Das ist allerdings das einzige, was ich zu mäkeln habe an dieser Platte. 
Das Duo schüttelt hier einen leichtgewichtigen, aber gehaltvollen Keyboardprog in die Rillen, dass es eine wahre Freude ist. Mit federleichter Hand luftig - es fehlt der E-Bass - arrangiert, lässt sich dieses Werk auch heute noch - fast 40 Jahre nach Entstehung - mit viel Spass an der Musik hören.  Nach etwas mehr als 34 Minuten ist allerdings der Spass recht schnell vorbei, es sei denn, man beginnt wieder von vorne. Was beim Vinyl ein ganz besonderes Vergnügen ist...s.o.
Wer auf keyboardlastigen, aber dennoch luftigen Progrock der "alten" Schule steht, sollte bei CD-Vertrieben danach suchen. 2011 hat Market Square Records dieses und das 2.Werk (Psi-Fi) wieder aufgelegt.
 Anspieltipp: keiner, die ganze Platte!
 Titelliste:
1.Sky scraper2:18
2.Metropolis4:25
3.Intercity water rat0:31
4.Escalator0:17
5.Old dog song4:38
6.Smog, fog and sunset3:09
7.Fail to see4:07
8.Premonition3:15
9.Festival2:04
10.Eversolightly4:32
11.Communication skyways2:45
12.Things to come1:43
13.1999 1/21:08
14.Dance of the Eloi1:59