Sonntag, 2. Februar 2014

GRAND FUNK RAILROAD: CAUGHT IN THE ACT

Hiermit verlassen wir die Prog- bzw. prognahen Pfade und wenden uns den roots zu. Mal eine Auszeit nehmen und die Genregrenzen verlassen. Schlicht: es mal krachen zu lassen. Einer der uramerikanischen Bands ever nähern wir uns  - mit Nostalgie im Herzen. Ach, wie haben wir damals debattiert in den '70ern: ist das "gute" Musik oder nur "Geschrammel" und aufgeblasene Muskelspielerei? GRAND FUNK RAILROAD war eine dieser Bands, die polarisierten.
Da gab es die sattsam bekannten Art-/Progrocker, die Blueser, die Hippies, Folk, Funk und Soul, die Palette war breit. Die Meinungen waren - durchaus jugendlich emotional - entsprechend sehr geteilt. Für den Folkie war das nur Lärm, der Blueser lächelte milde, der Art-/Progrocker tippte sich verständnislos an die Stirn. Der Rezensent wollte es sich mit seinem damaligen Freund nicht verderben und übte sich zaghaft im damals beginnenden Headbangig-Sport. Man konnte es sich zeitweise anhören. Es hatte was Gigantisches, was man um diese Band hören und lesen konnte: größte/lauteste PA, größte Massen an Menschen, die damals zu Einzelgigs und Festivals strömten. Eine Aura von Größenwahn waberte um Mark Farner (g,voc) und seine Mannen. Auch was die musikalische Kompetenz betraf, ließ die Kritik kaum bis wenig Positives verlauten.
Zunächst als Trio gegründet (1968 - wann sonst? http://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Funk_Railroad) holten sie 1972 Craig Frost als Keyboarder in die Gruppe und nahmen mit ihm  1975 CAUGHT IN THE ACT live auf, zusammengesetzt aus Konzertmitschnitten aus 3 Städten. Durchweg lässt sich feststellen, dass die Band nicht nur groovt, sondern durchweg rockt. Und das manchesmal wie "d'Sau"! Gleich ob sie sich dem Funk annähert wie beim Einsteiger "FOOTSTOMPIN' MUSIK" - wer bei diesem Teil die Gliedmaßen still halten kann, hört entweder nix oder ist gerade sediert - oder beim Schlussteil von "HEARTBREAKER", in dem die Band nochmal mächtig Gas gibt. Mein Favorit ist und bleibt neben "FOOTSTOMPIN' MUSIK"  "INSIDE LOOKING OUT" . Das alberne "T.N.U.C." hätte man sich sparen können für die CD. Im Konzert hat ein Drumsolo noch einen optischen Aspekt, aber musikalisch...?
 Es ergibt sich über alle Titel hinweg eine Mischung von Hardrock und Soul/FunkPop("LOCO-MOTION"!), wobei das Verhältnis gefühlt 70:30 ist. Diesen Mix boten seinerzeit wenige weiße Bands und von daher wirkten sie in die Zukunft hinein. Was den Hardrockanteil betrifft, bereiteten sie hiermit den Prozess hin zu Heavy/Metal vor. GUNS N'ROSES wären ohne GRAND FUNK nicht so denkbar, wie Axl & Co. auftraten.
Die Häme, die über GFR ausgegossen wurde, konnte ich damals und kann sie auch heute im Rückblick nicht nachvollziehen. Sie haben im Rock aus meiner Sicht ihren Teil zu einer Weiterentwicklung beigetragen.
Und dafür ist diese CD ein Dokument. Sie klingt wg. des Einsatzes der Keys nicht mehr so knochentrocken wie die ersten LPs, die noch als Trio aufgenommen wurden. Mit den Keyboards boten sich Möglichkeiten für neue Impulse. Und eröffnete dem Stadionrock Tür und Tor, der zum Ende der 70er  dem Progrock das Leben zunehmend schwer machte. Auch hierzu trugen GRAND FUNK ihr Scherflein bei.
Was bleibt ist ein Livealbum, das diesen Namen verdient, da es sehr lebendig rockend rüberkommt und einfach Spaß macht. Eingeschränkt empfohlen für den Progpuristen.

http://www.grandfunkrailroad.com/
http://www.youtube.com/watch?v=0x6chChxzV0
http://www.youtube.com/watch?v=uW3nPqPPBDw&list=RD0x6chChxzV0

Die Band:
 Mark Farner                        g,voc
 Don Brewer                         dr,voc
 Mel Schacher                       b
 Craig Frost                           keys

 1.Footstompin' music                                    4:07
 2.Rock'n Roll Soul                                        4:04
 3.I'm your captain/Closer to home                 7:08
 4.Heartbreaker                                             7:22
 5.Some kind of wonderful                             4:14
 6.Shinin' on                                                   5:31
 7. Loco-Motion                                            3:21
 8.Black Licorice                                           4:27
 9.The Railroad                                              6:13
10.We're an american band                            3:38
11.T.N.U.C.                                                  9:32
12.Inside looking out                                     12:24
13.Gimme shelter                                            7:00



Samstag, 1. Februar 2014

CARAVAN: PARADISE FILTER

Pressfrisch liegt diese neue CD nun im Player. Neugierig bin ich darauf, was die Urgesteine des der Canterbury-Szene zugeordneten Progzweiges nach 11 Jahren des Wartens - The Unauthorised Breakfast item war 2003 erschienen - Neues zu bieten haben. In Unkenntnis der letztgenannten CD muss ich nach wenigen Hördurchgängen feststellen, dass es nix Neues, will heißen, es nichts gibt, was man nicht schon von CARAVAN gehört hätte. Irgendwo zwischen For Girls who...(1973) und dem von der Kritik nicht gerade euphorisch aufgenommenen The Album (1980) scheint für die neue der Ausgangspunkt zu liegen.  Das Gründungsmitglied Pye Hastings (g,voc) hat die Sache im Griff, er komponierte 9 der 10 Songs, führt die Gesangsstimme mit den backing vocals, spielt die Rhythmusgitarre, die insgesamt ziemlich in den Vordergrund gemischt ist, und die Soli. Es könnte sich auch um eine PyeHastings-SoloCD handeln.
Los geht's mit ALL THIS COULD BE YOURS, das stark an  FOR GIRLS... erinnert mit der vordergründigen rhythmguitar und Geoffrey Richardson's viola. Gerade davon wünscht man sich mehr. Strammes Tempo zwar wird angeschlagen - die "Jungs" sind nun auch schon stark um/über 60! - , aber ohne Hektik; mit einer spürbaren Lässigkeit fließt dieser Song ins Gehör. Schöner Ohröffner!
Dann wird's mit I'M ON MY WAY eine Spur poppiger und überschaubarer. Einfache Melodieführung und simpler Refrain, mehrstimmig aufgepeppt, ein Dire-Straits-Solo, Refrain, Strophe, Keyboardsolo, das war's. Enttäuschend. Was soll man mehr Worte machen?
Es kann nur besser werden. FINGERS IN THE TILL ist schon etwas anspruchsvoller gestrickt. Der Song beginnt balladesk mit Keyboardflächen und ruhig gespielten Gitarrenakkorden über die Pye seine Strophe singt. Der Refrain trägt schonmal Ohrwurmcharakter in sich, wie sich unschwer feststellen lässt. Ein Song, der sich ins Ohr legt und nur schwer zu löschen ist. Etwas in Richtung Edelpop.
Eine Rhythmusfigur der etwas härteren Art beginnt THIS IS WHAT WE ARE, ein Song, der sich offenbar mit dem menschlichen Wesen in der heutigen Welt auseinander zu setzen scheint. Leider liegen mir die Lyrics nicht vor und mein Englisch... naja, lassen wir das. Bis dato der beste Titel, da etwas heftiger zugepackt und soliert (Pye Hastings,g, wer sonst?) wird.
Akustische Gitarren eröffnen DEAD MAN WALKING, gepaart mit einer Mundharmonika und wenigen Violatönen macht sich eine leichte Krimiatmosphäre breit. Aber um den Hörer wirklich das Fürchten zu lehren, ist das Ganze doch zu harmonisch komponiert. Ein Klaviersolo bringt den Rest der Band ein wenig zum Grooven, was zwar nett zu hören ist, aber wenig bis nichts wirklich Aufregendes anbietet.
Ein letztes  FAREWELL MY OLD FRIEND ist wohl die Abschiedshymne der Band für den kürzlich verstorbenen Richard Coughlan, der von der Gründung der Band 1968 bis 2010(?) die Drums schlug. Eine Ballade, wie man sie zu diesem Anlass erwarten darf; mit einem schönen Violasolo und ebensolchem Refrain.
Stilvoll, mit Würde.

Jetzt wird's funky! Aber nicht zu hastig, sonst...PAIN IN THE ARSE! Der Text ist wohl typisch canterbury. Es klingt alles sehr auf Sparflamme oder, wenn man es positiv ausdrücken möchte, relaxt. Es fehlt das Feuer, wenn man nicht selbst den Kamin anzündet und den Abend mit einem Glas Rotwein genießt oder womit auch immer.
Mit TRUST ME I'M A DOCTOR gibt's nun auch noch ein Shanty nach Hasting'scher Art. Ok, who cares?
Dass er Soli spielen kann, wissemer nun auch.
 Dem Ende zu geht's nun langsam mit Mandoline (G.Richardson) und einem Ohrwurmrefrain in  I'LL BE THERE FOR YOU. Wieder nett, sehr nett.
Das "furiose" Finale beginnen sie ganz ruhig mit paradiesischem Flair bis sie dann wieder kurz ihre Vergangenheit aufblitzen lassen als Hastings einige typische Riffs ins Geschehen schickt. Geoffrey Richardson darf seine angenehme Stimme vorstellen. Vlt. etwas dünn, aber sympathisch.
Und so plätschert sie dahin, die Neue von CARAVAN.
Keine Experimente, gediegen, teilweise softpoppig, kein Prog, kein Rock, Songs relaxed. Nicht mehr, nicht weniger.

http://officialcaravan.co.uk/home/
http://officialcaravan.co.uk/blog/2011/10/08/concertlive-shepherdsbushempire-2011-imonmyway/

Die Band:
 Pye Hastings                         g,voc,comp
 Geoffrey Richardson            g,viola,cello,mandolin,voc,fl,
 Jan Schelhaas                       keys,voc
 Jim Leverton                         b,voc
 Mark Walker                        dr,perc


  1. All This Could Be Yours                    4:30
  2. I’m On My Way                                   4:27
  3. Fingers in The Till                              4:45
  4. This Is What We Are                           4:10
  5. Dead Man Walking                             5:59
  6. Farewell, My Old Friend                     4:06
  7. Pain In The Arse                                 4:30
  8. Trust Me I’m a Doctor                         4:28
  9. I’ll Be There for You                           6:14
  10. The Paradise Filter                             6:00
http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=leitfaden&leitfaden=6#35
http://de.wikipedia.org/wiki/Caravan_(Band)