Mittwoch, 28. Februar 2018

HADAL SHERPA - dto.

Der Bandname allein führt den Hörer womöglich in eine Region, der die agierenden Musiker nicht entstammen. Die Band setzt sich nicht mit Musikern aus dem näheren oder mittleren Orient zusammen, sondern sie kommen aus dem nordöstlichen Teil Europas, aus Finnland. Das von ihnen bespielte Rockinstrumentarium (keys,dr,g,b) ist ergänzt mit Bouzouki,Flöte,Trompete und Cello. Das Album ist gänzlich instrumental, man braucht sich keine Botschaften anhören, sondern kann dem Lauf der Töne, Rhythmen und Melodien folgen. Was auch einen Freiraum beim Hören eröffnet.

Die ersten beiden Tracks "Nautilus I" und "Nautilus II" tragen nicht nur den gleichen Namen, sondern im Teil II finden sich Motive aus "I" in Variation(en) wieder. Die Melodieführung und das eine oder andere Arrangementelement wie doppelte Flöte, Baßriff z.B.erinnert hier an Mike Oldfield. Auch sind immmer wieder Reminiszensen an andere "Altvordere" des Prog zu vernehmen. So verneigt man sich vor "Camel" in "Nautilus I". im Teil II lugen Caravan um die Ecke, in "Abyss" sind Pink Floyd nicht zu überhören.

Finnland hin oder her - der 2.Track "Chapa Azeno" trägt starke balkanesk-orientalische Melodie- und Rhythmuselemente mit sich. Die Gitarren übernehmen das Kommando. Im Klang und Melodie tauchen 60er Jahre auf. Kurz klingen Ventures und Shadows an (wer kennt sie noch?). Später gibt's mehr davon. Einige Takte später wechselt das Bild zu einem Balkantanz.

"Black Elk" entwickelt sich zu einem fiktiven Soundtrack, in dem sogar geschossen wird (kugelsichere Weste nicht vergessen!). Zum Showdown kommen nochmal The Ventures/Shadows zu Wort? Nee, dann lieber zum Ton.

Es wird eine Brücke geschlagen von den frühen 1960ern zu den mittleren '70ern. In diesen Regionen verharrt die Band allerdings nicht dogmatisch, sondern transportiert diesen Gehalt in die Jetztzeit indem man die Arrangements modern gestaltet und entsprechend die Studiotechnik nutzt.

So entsteht beim Hörer ein Gefühl der Zeitlosigkeit, die dieser Musik innewohnt. Die Musik klingt frisch, lebendig; es gibt keine Längen, die Zeit verfliegt wie im Flug ("Ikarus"). Am Ende angekommen, drückt man die Repeattaste... Mehr geht - fast - nicht. Ein ganzganz starkes Debut!

https://hadalsherpa.bandcamp.com/releases

Die Band:

Vesa PasanenGuitars, Bouzouki, Percussion
Ville KainulainenGuitar
Sauli MarilaBass, Cello
Matti ElsinenKeyboards
Ilja JuutilainenDrums, Percussion
Gastmusiker.
Pi KiviharjuFlute
Arttu MuhonenPercussion
Olli RautianenTrumpet


Tracks:
1.Nautilus Part 17:54
2.Nautilus Part 27:57
3.Chafa Azeno9:07
4.Ikaros7:51
5.Heracleion11:15
6.Marracech7:24
7.Abyss9:31
8.Black Elk7:20