Nun also im Jahre 2019 eine Neuauflage mit dem Zusatz "extended", welche auch nur ein Teil des Boxsets "Ultimate Collectors Edition" darstellt; quasi eine Drittvermarktung des gleichen Artikels. CD 1 eröffnet mit "Night after night", einem Song mit gestolpertem Intro, was die Rhythmik betrifft - nein, ich bin zu faul zum Mitzählen, um gleich allen Fragen zuvor zu kommen - aber eingängigem Refrain und schönem Orgelsolo von Jobson, das musikalisch mehr hergibt als die etüdenhaften Tonleiterfingerübungen, die die meisten Keyboarder als Soli anbieten.
"Danger Money" eröffnet mit dunkel dräuenden Keyboardakkorden, die nix Gutes verheißen. Der Song beginnt dann auch mit mehrstimmigem Refrain, dem die typische Liveatmosphäre anhaftet. Die Mehrstimmigkeit klingt roh und ungeschönt. Der Instrumentalpart - aus heutiger Sicht wenig spektakulär, damals in den End70ern, war dies schon ein starkes Statement für eine Keyboarder - 3-Mann-Kapelle.
Auch könnte man diesen Titel als Aufwärmer für das komplexere "The only thing ..." verstehen, indem vertrackt musiziert wird und John Wetton - nicht zum einzigen Mal - an seine stimmliche Grenze gerät. Hier glänzt Jobson mit diversen Keyboardklängen und Soli. Die Violine wird hauptsächlich als Soundinstrument und weniger als Soloinstrument verwendet. Wettons treibender Bass sorgt für Tempo und Drängen.
"Nothing to lose" ist eine Reverenz an Wettons Popaffinität. Ich erinnere mich an manche Radiosendung damals, in der dieser Titel lief. Jobsons Violinsolo klingt gut, ist aber inhaltlich sehr sparsam. Ebenso der Tastenteil. Insgesamt nothing fancy.
Als ehemaliger Bassist war ich natürlich gespannt auf das so titulierte Basssolo. Es beeindruckt durch Tempo und Beweglichkeit auf dem Griffbrett.
Synthieklänge begleiten die ersten Worte von "Thirty years". Nach ruhigem Beginn entwickelt sich ein typischer Progsong der damaligen Zeit. Auf eine Keyboard-Bass-Hookline setzt sich eine gesungene Tonfolge - das Wort Melodie scheint mir unpassend - der folgt wieder eine Hookline mit einem refrainartigen - jetzt passt's - Melodie.
Mit in der Melodieführung, den Keyboardsounds und dem verschleppten Rhythmus stark an King Crimson erinnernden "Carrying no cross" geht die Reise weiter in die Welt des '70er- Progs. Nach KC folgt eine Hommage an ELP's "Tarkus" ohne daraus direkt zu zitieren. Aber die Anleihen sind mehr als deutlich. Sicher ein Höhepunkt des Auftritts und dieses Albums.
"Rendezvous 6:02" gilt für Fans ebenso als ein Höhepunkt im Schaffen der Band, war dunnemals öfter in den Hitparaden des Rundfunks anno Endsiebziger zu hören, wenn auch nicht auf vorderen Plätzen. Ohrwurmqualität ist dem Liedchen nicht abzusprechen live mit Keyboardsounds etwas aufgemöbelt.
"As long as you want me here" bildet den Abschluss der 1.CD und ist ab Minute 2 nicht wirklich spannend mit seinem schlagerhaften Refrain, da rettet auch der ruhigere Mittelteil und die unterlegten Keyboards nicht mehr viel.
Mit dunklen Synthiesounds eröffnet "Alaska" die 2.CD. Eine Keyboardernummer Emersonscher Prägung ergießt sich über den Hörer, die unvermittelt in "Time to Kill" übergeht, ein Song, der sperrig wirkt, mit Tempo nicht geizt und ein echtes Violinsolo preisgibt, das über reine Fingerübungen hinausgeht. Nicht nachvollziehbar, dass der Titel "Violinsolo" nicht direkt anschließt, sondern eine Kunstpause eingeschoben ist. Wobei dieses "Solo" eher einem Klanggemälde mittels Fingerübungen ähnelt als einem musikalisch fundiertem Solo, indem es um Variation bzw. Improvisation gehen sollte. So bleibt der Eindruck, dass Mr. Jobson unter seinen Möglichkeiten bleibt, die er in "Time..." allerdings angedeutet hat.
"By the light of day -Part II" und "Presto Vivace " zeigen Eddie Jobson als exzellenten Keyboarder, der den damaligen Tastenlöwen im Spieltchnischen sicher in Nichts nachstand. Das Drum solo im Anschluss - so what, dem Zeitgeist damals geschuldet.
Ja,"In the dead of night" beginnt nicht nur krummtaktig, der Krummtakt trägt auch durch das ganze Stück; nein, ich habe als 2,3,4/4 geeichter Hörer nicht mitgezählt. Aber gespürt(!), dass das Stück anders getaktet ist. Allerdings wird heute die Tragik der Situation, in der der Prog damals sich befand. hörbar. Cheesy Sounds der Keyboards und poppige, ja fast schon schlagerartige Refrains zeigten die Grenzen der Kreativität im damaligen Progrock auf. Da war man gefangen im Zwang, gefallen zu müssen um Quote zu machen. Die 80er kündigten sich schon an.
"Ceasar's palace Blues" lässt's nochmals richtig rocken, Jobsons Dopplelgriffe auf der Geige bestimmen den Sound und lassen den Hörer mit der Erkenntnis zurück, dass die 70er zwar am Ende der Dekade eine Zäsur progmusikalisch erfahren, aber nicht das Ende des Prog bedeutet haben.
Die Band
|
|
Titel
|
|
Disc 2 | ||
---|---|---|
1. | Alaska (Remixed from the original multitrack master tapes) | 4:18 |
2. | Time To Kill | 4:20 |
3. | Violin Solo | 4:32 |
4. | Time To Kill - Reprise | 2:21 |
5. | By The Light Of Day - Part II | 1:36 |
6. | Presto Vivace | 1:05 |
7. | Drum Solo | 3:45 |
8. | In The Dead Of Night | 6:22 |
9. | Caesar's Palace Blues | 5:02 |
Disc 3 | ||
---|---|---|
1. | Night After Night (BluRay (2.0 Stereo & 5.1 Surround)) | 5:09 |
2. | Danger Money | 8:08 |
3. | The Only Thing She Needs | 9:14 |
4. | Nothing To Lose | 5:12 |
5. | Bass Solo | 5:15 |
6. | Thirty Years | 6:16 |
7. | Carrying No Cross | 13:27 |
8. | Rendezvous 6:02 | 5:32 |
9. | As Long As You Want Me Here | 5:02 |
10. | Alaska | 4:18 |
11. | Time To Kill | 4:20 |
12. | Violin Solo | 4:32 |
13. | Time To Kill - Reprise | 2:21 |
14. | By The Light Of Day - Part II | 1:36 |
15. | Presto Vivace | 1:05 |
16. | Drum Solo | 3:45 |
17. | In The Dead Of Night | 6:22 |
18. | Caesar's Palace Blues | 5:02 |