Dienstag, 30. Juli 2013

DAYMOON: FABRIC OF SPACE DIVINE

Das ist nun die 2.CD dieser portugiesischen Band des Berliners Fred Lessing, der nun über 34 Jahre in Portugal lebt. Und sie, die CD, ist selbst nach mehrfachem Anhören nicht einfacher für mich als der Vorgänger ALL TOMORROWS. Im Gegenteil scheint sie sich in Teilen weiter von mir zu entfernen. Es ist - mal wieder - nicht leicht mit DAYMOON. Ob das wohl so beabsichtigt ist? Eines scheint klar zu sein. Es geht in diesem Konzept - denn darum handelt es sich bei einem Konzeptalbum - Witzle gmacht;-) - um das Uni- bzw. Multiversum im Allgemeinen und die Evolution eines fiktiven - nicht zwingend menschlichen -  Wesens in der Zukunft. In der Mitte des beiliegenden Booklets hat der "Vater" (=Schöpfer!) dieses Werkes seine Philosophie in Worten (leider nur in englisch) dargelegt, angeregt von Stephen Baxters Romantriologie Manifold.
Die Grundidee reicht schon mehr als 13 Jahre zurück, denn die ersten Aufnahmen wurden schon zwischen 2000 und 2007 gemacht, 2011 wiederaufgenommen und bis 2013 zum Abschluss gebracht (http://daymoon.bandcamp.com/album/fabric-of-space-divine). Also ein Werk, das reifen durfte. Und so hat es inhaltlich einiges zu bieten, was sich erst nach einigen Hördurchgängen und einer aufmerksamen Lektüre des Booklets erschließt (s.o.). Man kann sie aber einfach zur Unterhaltung hören und hat seinen Spaß dabei ohne nach tieferen Sinn zu suchen. Konsumieren - und das war's.
Damit würde man aber dem geistigen Inhalt nicht gerecht. Booklet (artwork: F.Lessing), Homepage und Musik fast als Gesamtkunstwerk. Was will der anspruchsvolle Proggy mehr?

 Zur Musik, dem hörbaren Teil: Vielschichtigkeit ist die treffendste Bezeichnung des musikalischen Inhaltes. Von Oldfield'scher Gitarre ("beyond") über Gentle Giant ("digital"), Neutönereinschüben ("grasping the fabric"), schlagerhaften Liedgut ("ice prospector"), metalguitars in"twisting the fabric", das wiederum in poppiges Fahrwasser gerät, um dann Jazzgebläse Platz zu machen -  es gibt Vieles zu entdecken in diesem Multiversum. Es startet mit dem "Big Bang", dem eine Art Einführung mit Leitmotiven der CD folgt ("singularity to sol"). Und mit "seed of complexity" ist man schon auf dem Trip durch's Multiversum des (human?-)beings bzw. des Prog oder "Trag"(?- Fred Lessing bezeichnet das Genre, das er musikalisch vertritt, als "transgressive"). Man erkennt verschiedene Einflüsse aus der "progressiven" Vergangenheit.. Und stellt eine Eigenständigkeit fest, wenn man das Erstlingswerk "All Tomorrows" kennt.
Das ist alles mit viel Leidenschaft und Hingabe kompo- und kombiniert und macht nun doch dem Rezensenten, der anfangs seine Probleme hatte, mehr und mehr Spaß.
Und meine Reise durch dieses "All" ist noch lange nicht zu Ende, denke ich...

Wer sich mit Musik ernsthaft auseinanderseztzen mag und auch Spaß mit philosophischem Gedankengut hat, dem möchte ich dieses Album ernstlich empfehlen.

Anspieltipps. ???  Weiß nicht recht, eigentlich alles in einem Rutsch, weil Teile herausbrechen funzt irgendwie nicht.

 http://daymoon.bandcamp.com/album/fabric-of-space-divine

s.a.: http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=13554

DAYMOON - recordings between 2002 and 2007 
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FRED LESSING - production, sings bits here and there, 
plays differently shaped and operated guitars, percussion, 
keyboards, woodwinds and reeds, and of course angklung 
MARK GUERTIN - production, pounded the bass 
DAVIS RABORN (USA) - drums 
JEFF MARKHAM (USA) - vocals 
PAULO CHAGAS (Portugal) - tortures assorted reed and woodwind 
instruments, and plays a fanciful alien as well as assorted 
percussion 
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DAYMOON - recordings between 2011 and 2013 
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FRED LESSING 
ANDRÉ MARQUES - production, main drums, smashes 
bottles, rips cloth, plays some keyboards 
JOANA LESSING (Portugal) - regular and weird percussion on 
Complexity, backing vocals on Ice Prospector, lights the universe 
with a match, holds Beethoven 
ADRIANO PEREIRA (Portugal) - clarinet 
PAULO CATROGA (Portugal) - piano on Beyond Trinity 
BRUNO EVANGELISTA (Portugal) - vocals 

G U E S T S 
...to whom we are eternally grateful: 

MICHAEL DORP (of German prog act Flying Circus) - vocals 
HUGO FLORES (of Portuguese prog act Factory of Dreams) - vocals 
HELENA MADEIRA (Portugal) - celtic harp 
VASCO PATRÍCIO (Portugal) - guitar solo on One 
BEETHOVEN (Portugal) - the deaf (but not mute) cat 


Titel:
1.singularity to sol03:48
2.seed of complexity09:17
3.evolution01:45
4.beyond nature05:29
5.beyond trinity05:26
6.anthropocentrics01:42
7.beyond multiplicity03:30
8.beyond good and evil03:59
9.middle04:30
10.ice prospector03:14
11.digital03:43
12.beyond03:40
13.grasping the fabric02:37
14.twisting the fabric04:12
15.beyond zero kelvin02:30
16.one

Mittwoch, 24. Juli 2013

GOLDEN VOID

Lange hat es nun gedauert bis ich mich wieder mit einer Rezi befassen konnte. Als ich mir diese relativ aktuelle CD zulegte, ließ ich mich von den Rezensionen anderer Musikfreunde hierzu verführen. "CD des Monats" war in einer einschägig bekannten Rockzeitschrift zu lesen. Und die Aussage der Besprechung ließ mich auf dieses Werk neugierig werden.Von druckvoller Orgelei und 70er Sounds war da die Rede. O.k., dachte ich, das könnte passen für meine Gehörgänge. Die CD gekauft und gleich in den Player geschoben. Los ging die wilde Jagd nach vorn - zurück. Zurück in die Spät60/früh70er Jahre als die Rockmusik mit ihrer Dynamik volle Fahrt aufnahm. In einem modernen Tonstudio den Sound dieser Jahre aufleben lassen, geht das überhaupt?
Nun, nach einigen Hördurchgängen kann ich sagen, es funktioniert hervorragend. Obwohl ich zunächst arg enttäuscht war (nervender Hall!). Meine Erwartungen wurden/werden erst nach und nach erfüllt. Wer wird nicht alles genannt in den schon vorliegenden Rezis aus der Zeit der Altvorderen. Von "Uriah Heep" über "Black Sabbath" zu "Steppenwolf" und zurück zu "Deep Purple"und "Hawkwind" ist die Rede. Ich erweitere das Spektrum um  "Titanic" - die Norweger - , "Web" (I Spider!), "Gun", "Ten Years After". Auch den jungen Steve Winwood kann man heraushören. Apropos Sänger:  tierisch genervt fühle ich mich durch den Hall in der Gesangsspur. Das war zwar in den 70ern ein beliebtes Stilmittel, wird aber hier über die ganze CD zu Tode geritten. Ich muss am Gesang quasi "vorbei" hören, um Freude mit der durchaus druckvollen (Orgel,Drums) Musik zu finden.
 Prog ist das allerdings nicht, was hier geboten wird, obwohl man das hin und wieder - mit Befremden -  lesen kann. Es ist Hardrock der guten, alten Sorte, frisch aufgebrüht ohne Kopie zu sein.
Wer einen Ausflug in die 70er in komprimierter Form machen möchte und sich keine dicke, teure Box zulegen will, ist mit dieser Cd bestens bedient. Dafür muss man den Golden Voids sicher allen Respekt zollen wie sie den Geist dieser Zeit getroffen haben.

Anspieltipps: The Curve, Badlands

 Band: Isaah Mitchell - guitar/vocals/perc.
          Aaron Morgan - bass/perc.
          Justin Pinkerton - drums/perc./Hammond/Moog
          Camilla Saufley-Mitchell - Hammond/Rhodes
          https://www.facebook.com/goldenvoid

          http://www.youtube.com/watch?v=NJ2ZNJWPTpU
          http://www.youtube.com/watch?v=m0wqsZ1XvVA

Titel:
1. Art Of Invading
2. Virtue
3. Jetsun Dolma
4. Badlands
5. Shady Grove
6. The Curve
7. Atlantis