Mittwoch, 20. November 2013

TRAUMPFAD: DIE KREISE SCHLIESSEN SICH

Die 2.CD der Bayern wurde 2006 veröffentlicht und zeigt eine Band, die sich weiterentwickelt. Schon der Blick in die Credits sorgt für einen Ahaeffekt dergestalt, dass dort Namen wie Yogi Lang und Kalle Wallner auftauchen, die bei Aufnahme und Mix mehr als nur Hilfe leisteten. Beide sind in der deutschen Art-/Progszene von der Band RPWL wohlbekannt und auch geschätzt. Und ihr Mitwirken hört man auch im Vergleich zum Debutalbum. Die Titel haben mehr "Zug", sind stärker zentriert, es gibt kaum ausufernde Frickeleien wie phasenweise im Vorgänger. Im Gegensatz und als echte Weiterentwicklung darf ich feststellen, dass es in den "Kreisen..."Melodien gibt, die singbar sind, ins Ohr gehen und dort auch ein Weilchen verbleiben. Was auch ein Qualitätsmerkmal ist. Und höre da, der Sänger Flo Huber kann das! Singen nämlich, was ich auf dem Debut so vermisst hatte.
Der Einstieg mit "In Ketten" rollt rockig aus den Boxen. Thematisch geht es um das ewig aktuelle Thema Freiheit. Eine Brise Pop gibt dem Song die Eingängigkeit, die das ganze Album durchzieht. Auisnahme davon bildet das Instrumental "Der goldene Berg", das auf mich wie ein Fremdkörper wirkt.
Es geht weiter mit "Der Kreislauf beginnt" mit Reflektionen über das Leben und den Tod, mit dem das Erstere endet wie man weiß. Keyboardflächen begleiten die hardrockigen Gitarrenriffs. Beeindruckend über die ganze CD das präzise und druckvolle Schlagzeugspiel von Andreas Brandl. Mit dem Bassisten Jonni Forgetter bildet er die mehr als solide Basis, auf der sich die anderen Musiker entwickeln können.
Es wird auich hin und wieder improvisiert, allerdings relativ zum Erstling kurz und knackig.
Schön das Intro und die Passagen der Flöte in "Der heilige Hain", in dem Flo Huber seine Stimme gehen lässt und das entspannteste Stück der Platte darstellt. Hier wird flockig musiziert dass es eine Freude ist. Sehr schön.
Diesen Faden nimmt auch "Im Regen" auf. Es geht inhaltlich um Beziehung(en) und die damit verbundenen seelischen Malässen, die hier und da vorkommen können. Text und Musik bilden hier im Schlussteil einen reizvollen Kontrast.
Das prophetische "Der nächste Winter kommt bestimmt" lotet ebenfalls das Thema Beziehung aus. Wobei der Titel und einige Zeilen etwas banal klingen mögen. Aber die Mucke stimmt und lässt den Hörer milde drüber weghören. Es gibt da das volle Retroprogprogramm mit angeschrägten Passagen, Rhythmus-/Tempowechseln und Wendungen.
 Einen schönen Refrain (Vorsicht:Ohrwurmgefahr!) birgt "Totes Meer", in dem auch das Beziehungdrama den Texter beschäftigt.
Dann folgt mit "Der goldene Berg" das Instrumental des Gesamtwerkes. Es beginnt mit einem oldfieldschen Gitarrenintro, abgelöst durch Keyboardflächen, über die sich Gitarrenriffs legen und diverse Synthiefiguren - höre ich da Wakeman's "Six wives..." raus? Nach 3:42 ist's vorbei. Weiß nicht recht, ob man nicht darauf hätte verzichten sollen.
 "Die Kreise schließen sich" nun es wird wieder schön geprogt, wie's dem Genrefan gefällt ohne allzu gefällig zu sein. Solider Retroprog mit Vintagesynthie (analog?). die Gitarre bleibt im Hintergrund. Mir gefällt das sehr.
"Ein neuer Tag" macht zum Abschluss das Licht richtig an. Man lächelt, ist frei von Ängsten und ähnlichen Bedrängnissen und man genießt die Freiheit, womit sich thematisch die Kreise schließen.
Damit endet ein Album, das sich zu hören lohnt. Sowohl musikalisch als auch textlich hat der Proghörer ein Werk zur Hand (am Ohr?), das den Hörer zum Zuhören verführt. Hinzu kommt die ansprechende Gestaltung des Covers incl. informativen Booklets. Meine ganz dicke Empfehlung.

 Anspieltipp: In Ketten, Der heilige Hain, Ein neuer Tag

Erhältlich bei: http://www.traumpfad.info

Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug/Komp.
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang/Komp.
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.

1.In Ketten6:00
2.Der Kreislauf beginnt6:23
3.Der heilige Hain4:17
4.Im Regen5:22
5.Der nächste Winter kommt bestimmt8:15
6.Totes Meer5:48
7.Der goldene Berg3:42
8.Die Kreise schließen sich8:17
9.Ein neuer Tag6:00

Dienstag, 12. November 2013

TRAUMPFAD: TRAUMPFAD

Jetzt ist Regionalisierung wieder angesagt, d.h. politisch "korrekt": weg von europäischer Großmannssucht, von globaler Gleichmacherei in großem Stil. Die Regionen sollen stärker mit ihren Kulturen in den Fokus rücken. Da soll(te) der Progressive Rock keine Ausnahme machen, dachte sich jemand.
Was hat das mit dieser Seite im Allgemeinen und mit TRAUMPFAD im Speziellen zu tun, fragt sich der geduldige Leser. Womit? Mit Recht.
Hierzu soll kurz zurückgeblendet werden auf die Rezis von ESTHETIC PALE: EP ist eine Band aus der Pfalz, ihr Zentrum Neustadt/Wstr. und damit nur etwa 5 km von meinem derzeitigen Wohnort entfernt. (Ahaaa! - Lokalpatriot, was?! - Jaou!) Allerdings tragen sie ihre Texte in Englisch vor. (Der) TRAUMPFAD jedoch singt(?) in Deutsch(!) und wohnt nicht in der Pfalz, sondern schlängelt sich durch Bayern. Manch Rockjünger(in) wird sich fragen, ob deutsche Texte und (Prog)-Rock denn gut gehen kann. Nach 2- 3 Hördurchgängen darf ich feststellen, es geht recht gut. Das Vorurteil, deutscher Text im Rock sei holprig oder (zu) kantig kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
Aber nun zur Platte - ähh -  CD. Auffällig zunächst ist die Aufmachung der Veröffentlichung . Die CD erscheint - 2003 - in einem stabilen Kartonhardcover, die CD auf dem Mittelteil mittels eines Schaumgummirings festgehalten und das Klappteil hält ein Klettverschluss zusammen. Sehr schön gestaltet von Marko Effenberger (der auch noch im "Nebenjob" die Gitarre bedient und komponiert!) und nachhaltig konzipiert. Dafür schon mal ein Bonuspunkt.
Und weitere Bonuspunkte sammelt die CD mit jedem weiteren Hördurchgang. Das liegt mehr an der instrumentalen Musik als an den Texten. Diese sind zwar recht sinnvoll, berühren Lebensfragen und sind akustisch verständlich von Flo Huber vorgetragen. Aber diese seine eigene Art stellt eine Hürde dar, um mich rundum mit dem Gebotenen zu verbinden. Es ist eine Mischung aus monotonem Sprechgesang und Rezitation. Ausnahme bildet ein gelegentlich eingestreutes "lololooooo...",das durchaus etwas weniger starr ankommt. Die Gesangsmelodien bewegen sich in einem engen Range, es findet keine große Bewegung statt. Keine Ahnung, ob Hr. Huber über keinen größeren Tonumfang verfügt oder die Kompositionen so gewollt wurden. Also "nuancenreich" kann ich die Stimme nicht finden wie andere Rezensenten gehört haben wollen. Schade eigentlich, weil instrumental die Musiker einen sehr beweglichen und kraftvollen Schub in die Angelegenheit bringen. Es wird retrogeprogt ("Epoché"), auch hardgerockt ("Der Baum"), aweng gejazzt (Pianoimpro in "Gefühle"), ein kleines Orgel-versus-Gitarre-Duell gibt es in "Gnade für das Menschenvolk" (Ausgang: Remis). leicht schwebend "Papa Peyotes Tanz" mir filigranem Schlagzeugspiel. Anschließend folgt mein derzeitiger Favorit  mit "Der Pfad". Ein Rocker mit knackigem Refrain und - welch Überraschung - mit stimmlicher Verstärkung: Anja Lang unterstützt mit ihrer bluesigen Rockstimme (erinnert an Julia Neigel!) den doch hier klar unterlegenen Flo. Ich hätte mir mehr von ihr gewünscht. Abwechlungsreich dann "Weit weg", in dem nochmal die prägenden Elemente, wie Keyboard-,Gitarrensoli, sehr präsentes und präzises Schlagzeugspiel dieses Erstlings zusammengetragen wurden.
Als sog. Bonustitel bildet "Glü(i)cklich" den Abschluss. Funkig beginnend entwickelt sich über einen 3/4-Takt ein veritabler Rocktitel. Ein schönes Finale einer - ich sagmal - gut hörbaren Progrockplatte mit deutschen Texten. Sie hat noch Potenzial nach oben, wenn sie öfter läuft auf meinen Playern. Immerhin handelt es sich hierbei um ein Debut, das hohe Erwartungen auf Kommendes dieser Truppe weckt.
Ein kleiner Kritikpunkt noch: es wurden auf der Innenseite des Klappcovers die Texte nur ausschnittsweise abgedruckt und in fast unleserlicher Dünnschrift. Aber vlt. ist das jetzt Dippelschisserei...sorry.

Anspieltipp: Der Pfad (Anjas Stimme!); Weit weg;  auch Glü(i)cklich

 Erhältlich ist das Werk direkt bei : http://www.traumpfad.info (z.Zt. leider ausverkauft)

 Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.

Titel:
1.Intro1:31
2.Epoché9:30
3.Der Baum7:01
4.Gefühle8:50
5.Der jüngste Traum4:26
6.Gnade für das Menschenvolk6:29
7.Papa Peyotes Tanz10:08
8.Der Pfad4:57
9.Weit weg6:34
10.Glü(i)cklich   (Bonustrack)4:25

http://babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=5368&content=review