Dienstag, 12. November 2013

TRAUMPFAD: TRAUMPFAD

Jetzt ist Regionalisierung wieder angesagt, d.h. politisch "korrekt": weg von europäischer Großmannssucht, von globaler Gleichmacherei in großem Stil. Die Regionen sollen stärker mit ihren Kulturen in den Fokus rücken. Da soll(te) der Progressive Rock keine Ausnahme machen, dachte sich jemand.
Was hat das mit dieser Seite im Allgemeinen und mit TRAUMPFAD im Speziellen zu tun, fragt sich der geduldige Leser. Womit? Mit Recht.
Hierzu soll kurz zurückgeblendet werden auf die Rezis von ESTHETIC PALE: EP ist eine Band aus der Pfalz, ihr Zentrum Neustadt/Wstr. und damit nur etwa 5 km von meinem derzeitigen Wohnort entfernt. (Ahaaa! - Lokalpatriot, was?! - Jaou!) Allerdings tragen sie ihre Texte in Englisch vor. (Der) TRAUMPFAD jedoch singt(?) in Deutsch(!) und wohnt nicht in der Pfalz, sondern schlängelt sich durch Bayern. Manch Rockjünger(in) wird sich fragen, ob deutsche Texte und (Prog)-Rock denn gut gehen kann. Nach 2- 3 Hördurchgängen darf ich feststellen, es geht recht gut. Das Vorurteil, deutscher Text im Rock sei holprig oder (zu) kantig kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
Aber nun zur Platte - ähh -  CD. Auffällig zunächst ist die Aufmachung der Veröffentlichung . Die CD erscheint - 2003 - in einem stabilen Kartonhardcover, die CD auf dem Mittelteil mittels eines Schaumgummirings festgehalten und das Klappteil hält ein Klettverschluss zusammen. Sehr schön gestaltet von Marko Effenberger (der auch noch im "Nebenjob" die Gitarre bedient und komponiert!) und nachhaltig konzipiert. Dafür schon mal ein Bonuspunkt.
Und weitere Bonuspunkte sammelt die CD mit jedem weiteren Hördurchgang. Das liegt mehr an der instrumentalen Musik als an den Texten. Diese sind zwar recht sinnvoll, berühren Lebensfragen und sind akustisch verständlich von Flo Huber vorgetragen. Aber diese seine eigene Art stellt eine Hürde dar, um mich rundum mit dem Gebotenen zu verbinden. Es ist eine Mischung aus monotonem Sprechgesang und Rezitation. Ausnahme bildet ein gelegentlich eingestreutes "lololooooo...",das durchaus etwas weniger starr ankommt. Die Gesangsmelodien bewegen sich in einem engen Range, es findet keine große Bewegung statt. Keine Ahnung, ob Hr. Huber über keinen größeren Tonumfang verfügt oder die Kompositionen so gewollt wurden. Also "nuancenreich" kann ich die Stimme nicht finden wie andere Rezensenten gehört haben wollen. Schade eigentlich, weil instrumental die Musiker einen sehr beweglichen und kraftvollen Schub in die Angelegenheit bringen. Es wird retrogeprogt ("Epoché"), auch hardgerockt ("Der Baum"), aweng gejazzt (Pianoimpro in "Gefühle"), ein kleines Orgel-versus-Gitarre-Duell gibt es in "Gnade für das Menschenvolk" (Ausgang: Remis). leicht schwebend "Papa Peyotes Tanz" mir filigranem Schlagzeugspiel. Anschließend folgt mein derzeitiger Favorit  mit "Der Pfad". Ein Rocker mit knackigem Refrain und - welch Überraschung - mit stimmlicher Verstärkung: Anja Lang unterstützt mit ihrer bluesigen Rockstimme (erinnert an Julia Neigel!) den doch hier klar unterlegenen Flo. Ich hätte mir mehr von ihr gewünscht. Abwechlungsreich dann "Weit weg", in dem nochmal die prägenden Elemente, wie Keyboard-,Gitarrensoli, sehr präsentes und präzises Schlagzeugspiel dieses Erstlings zusammengetragen wurden.
Als sog. Bonustitel bildet "Glü(i)cklich" den Abschluss. Funkig beginnend entwickelt sich über einen 3/4-Takt ein veritabler Rocktitel. Ein schönes Finale einer - ich sagmal - gut hörbaren Progrockplatte mit deutschen Texten. Sie hat noch Potenzial nach oben, wenn sie öfter läuft auf meinen Playern. Immerhin handelt es sich hierbei um ein Debut, das hohe Erwartungen auf Kommendes dieser Truppe weckt.
Ein kleiner Kritikpunkt noch: es wurden auf der Innenseite des Klappcovers die Texte nur ausschnittsweise abgedruckt und in fast unleserlicher Dünnschrift. Aber vlt. ist das jetzt Dippelschisserei...sorry.

Anspieltipp: Der Pfad (Anjas Stimme!); Weit weg;  auch Glü(i)cklich

 Erhältlich ist das Werk direkt bei : http://www.traumpfad.info (z.Zt. leider ausverkauft)

 Die Band:
 Andreas Brandl             Schlagzeug
 Marko Effenberger        Gitarre/Komposition
 Jonny Foggetter             Bass/Komp.
 Flo Huber                      Gesang
 Matthias Unterhuber      Keys/Piano/Komp.

Titel:
1.Intro1:31
2.Epoché9:30
3.Der Baum7:01
4.Gefühle8:50
5.Der jüngste Traum4:26
6.Gnade für das Menschenvolk6:29
7.Papa Peyotes Tanz10:08
8.Der Pfad4:57
9.Weit weg6:34
10.Glü(i)cklich   (Bonustrack)4:25

http://babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=5368&content=review


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