Sonntag, 31. August 2014

DAAU (DIE ANARCHISTISCHE ABENDUNTERHALTUNG):TUB GURNARD GOODNESS

DAAU ist die Abkürzung für eine Band, die sich vollständig DIE ANARCHISTISCHE ABENDUNTERHALTUNG nennt. Die Inspiration für diesen ungewöhnlichen Bandnamen holten sich die Gründer bei Hermann Hesses "Steppenwolf":

"Im Licht der nächsten Laterne versuchte ich seine Standarte zu lesen, sein rotes Plakat an der Stange, aber es schwankte hin und her, ich konnte nichts entziffern. Da rief ich ihn an und bat ihn, mir das Plakat zu zeigen. Er blieb stehen und hielt seine Stange etwas gerader, da konnte ich tanzende, taumelnde Buchstaben lesen:
Anarchistische Abendunterhaltung!
Magisches Theater!Eintritt nicht für jed..."
"Hermann Hesse: Der Steppenwolf. In: Hermann Hesse: Die großen Romane und Erzählungen. Frankfurt 1985. S.44"

 Wenn man nun aus dem Bandnamen auf eine deutsche Band tippt, dann liegt man falsch. DAAU sind Belgier aus Antwerpen und wurden 1992 gegründet. Sie ist auch keine typische Rockband mit E-Gitarre(n), Bass,Schlagzeug evtl.Keyboard(s) etc.. Sie spielt Instrumente, die nicht typischer Weise eine Rockband auszeichnen. Ihr Hauptinstrumentarium besteht aus Akkordeon, Violoncello, Violine und Klarinette. Und entsprechend klingt auch ihre Tonwelt. Der Sammelbegriff Fusion trifft am ehesten das, was sie zu Gehör bringt.. Sie verschmelzen Salonmusik mit Klassik,Folk und Klezmer. Auch Reggae kommt vor. Unterstützt werden sie bei Bedarf durch eine Sängerin, Schlagzeug/Percussion und E-Baß.

Bemerkenswert ist, dass es keine Dominante in ihrem Instrumentarium gibt. Die Führung in den Motiven und Melodien wechselt immer wieder. Mal sorgen die beiden Streicher für das rhythmische Fundament und Akkordeon/Klarinette lassen sich in den Melodien und Improvisationen gehen -  und umgekehrt. Lautmalerisches wechselt mit Lied, 2 Reggaes werden von einer Gastsängerin sehr einnehmend vorgetragen. Hier in "A funny little feeling" - und später in " In my midnight skies" -  stimmt auch die Struktur ganz mit den Konventionen überein im Gegensatz zu 10 von den 12 Stücken des Albums. Was aber nicht heißt, dass der Rest im Chaos versingt. Im Gegenteil sind die 10 Titel wohl strukturiert und gut zu hören. Es ist dieses Spiel mit den Wechseln in der Stimmführung, was den Hörer einnimmt.Auch die gelegentliche Attacke setzt immer wieder Spannungsmomente.

Ein Covertitel ist auch dabei. Man hat sich für "2+2=5" von RADIOHEAD  entschieden und in "Of  r*d*h*d" umbenannt. Da ich das Original nicht kenne, kann ich zur Art der Interpretation wenig aussagen. Außer, dass ich diese Interpretation für interessanter halte als alles, was ich von RADIOHEAD bis dato gehört habe (OK.Computer/ Kid A - wonach diese Band als Superlangweiler aus meinem Interessenfeld gestrichen wurde).

DAAU gelingt es mit dieser CD, das Gehör des Rockkonsumenten für andere Klänge zu interessieren und leisten damit einen Beitrag zur Horizonterweiterung. Mit jedem Hördurchgang kann man neue Details entdecken, wenn es den manchesmal etwas aufdringlichen Klezmersound der Klarinette zu umschiffen gelingt.

http://www.daau.com/

Die Band:

Simon Lenski                              Violoncello
Buni Lenski                                 Violin
Han Stubbe                                 Klarinette
Raul van Camp                           Akkordeon

Gäste:
Angelique Willkie                        voc
Roel Poriau                                 dr
Mirko Banovic                            b

Titel

1. My Goodness! Poetry (7:19)
2. Off the Record (5:30)
3. Is This It? (2:26) 
4. Raw Like Milk (5:13) 
5. The Guts (4:50) 
6. Of R*D*H*D (2+2=5) (3:34)
7. A Funny Little Feeling (3:54)
8. Catfish Blues (1:54) 
9. A Shortcut to the Edge (3:18)
10. Even More Lost Souls (2:57) 
11. In My Midnight Skies (6:16) 
12. Two Fast Dreams (5:10)

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