Dienstag, 29. Juli 2014

THREE MONKS: NEOGOTHIC PROGRESSIVE TOCCATAS

Welch ein Name für eine Progband! Und welch ein Titel für ein Debut! Da sprießen die Erwartungen des neugierigen Musikkonsumenten in Höhen, in denen man Monumente wie ELP, The Nice, Triumvirat u.ä. ansiedelt. THREE gibt den Hinweis auf 3 Instrumente, die da sind: Drums (2 Drummer incl.), Bass und Orgel. Wobei die Orgel keine Kirchenorgel(n) meint, sondern die Aufnahme komplett im Studio mit entsprechendem Keyboardequipment eingespielt wurde.
Das Ergebnis ist erstaunlich, denn von den ersten Tönen ab wähnt der Hörer sich mitten in einer ihm gefälligen Kathedrale. Vor ihm - im Altarraum vlt. -  ein Drummer hinter seinem Werkzeug, rechts von ihm der Bassist, mit den tiefen Registern der Orgel ein Fundament schaffend, auf dem der Organist sich wohl geerdet austoben kann.
Die MONKS stehen für Julius (= Paolo Lazzeri) der Organist  und Kompositeur, Bozorius (=Maurizio Bozzi) der Bassist und Soundingenieur, Placidus (= Roberto Bichi) der Drummer der Titel 2,4,5,6 und Ursinus (= Claudio Cuseri), der das Schlagwerk in den Titeln 1 und 7 bedient.

PROGRESSIVE MAGDEBURG ist der 2009 in Magdeburgs Kathedrale neu eingeweihten Orgel gewidmet und zeigt auf bombastisch-spätromantische Weise, was an Tonwelten dieses auch als Königin der Instrumente bezeichnete Klangmonument erschaffen kann. Beeindruckend.

Nicht weniger imponierent kommt die TOCCATA NEOGOTICA N.1 (Merseburg). Für Lazzeri befindet sich in Merseburg eine der wichtigsten Orgeln in D. Sie hat ihn zu dieser gigantischen Toccata animiert. Man kann diesen Tongebirgen nur erfurchtsvoll zuhören und ...schweigen.

Ein dunkelmysteriöser Mönchschor, der seine Künstlichkeit nicht ganz verbergen kann, bildet den Eingangspart von NEOGOTHIC PEDAL SOLO. Der Bass übernimmt mit etüdenhaften Motiven bis die Orgel eingreift bzw. das Stück übernimmt. Ein kleiner Ruhepunkt im Klanguniversum der Italiener.

Georg Jann ist ein deutscher Orgelbauer, der u.a. die Orgel zu Waldsassen baute (1989). Diese Orgel muss auch Hrn. Lazzeri so beeindruckt haben, dass er den nächsten Titel HERR(n) JANN widmete. Von spätromantisch bis neoklassisch könnte man den Charakter dieses Stück bezeichnen. Es kommen hier Bass und Schlagzeug etwas stärker zur Geltung als in der ersten Hälfte des Albums. Der Rockduktus setzt stärkere Akzente.

DEEP RED/PROFONDO GOTICO stellt eine Variation eines Soundtracks von  Goblin dar, welchen diese italienische Band für den Film "Profondo Rosso" eingespielt hatten. Großartige Rockorgelmusik aus den 70ern für den Bombastfreund.

Dann wird's mit der TOCCATA NEOGOTICA N.7 (St.Florian) nochmals spätromantisch als Reminiszenz an A.Bruckner, der Florianer Sängerknabe war, der Abtei immer sehr verbunden war und unter der Orgel in der Gruft begraben ist.. Nochmals fassen Bruder Julius und seine Mitbrüder Bozorius und Ursinus alles zusammen und formen ein Klanggebilde, wie es die Zeitgenossen Bruckners wohl auch getan hätten, hätte ihnen ähnliches Equipment zur Verfügung gestanden. Aber wer weiß das schon...

Fazit. der Orgelfan mit Rockvorliebe - oder umgekehrt -  bekommt mit diesem Album genau das, was er sich wünscht. Bombast und Pomp voll auf die 12. Mehr geht kaum. Dafür ärgste Empfehlung. Achtung: Suchtgefahr!

https://www.youtube.com/watch?v=Q9pS-ekHCaQ

Die Band:

  Paolo Lazzeri                              pipe organ, composition
  Maurizio Bozzi                             bass, sound engineer
  Roberto Bichi                               drums (2,4,5,6)
  Claudio Cuseri                            dr(1,7)

Titel:

1. Progressive Magdeburg         (8:22) 
2. Toccata Neogotica # 1           (11:25) 
3. Neogothic Pedal Solo             (5:03) 
4. Herr Jann                                   (6:33) 
5. Deep Red (profondo Rosso) (4:22) 
6. Profondo Gotico                       (4:07) 
7. Toccata Neogotica # 7           (10:14)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen