Sonntag, 13. April 2014

AFTER CRYING: LIVE (DVD-Video)

Wahrnehmung ist immer subjektiv. Wie auch sonst? Objektivierung ist relativ und konditioniert. So ist jede Beschreibung einzuordnen. Also auch diese folgende.-

Im Jahre 2004 fand in Ungarn (Budapest?) am 23.12. ein Konzert im Rahmen eines Festivals statt, auf dem der glückliche Besucher eine Band genießen durfte, die den Symphonicprog-Freund allein bei Nennung ihres Namens wohlige Schauer spüren lassen - AFTER CRYING.
Eben dieses Konzert wurde als Live-DVD aufgenommen und in sehr guter Qualität in Bild und Ton unter das interessierte Publikum gebracht (2007). Vorweg muss erwähnt werden, wie angenehm es sich hinschauen lässt, wenn eben nicht im 3-Sekundentakt ein neuer Schnitt erfolgt. Es bleibt dem Betrachter die Muse, den jeweiligen Solisten ein wenig länger als heute üblich beim Musizieren zuschauen und genießen zu können. Was ansonsten heute als zeitgemäße bzw. "moderne" Präsentation von Livemusik zu sehen ist , kann ich. nur als grausig bezeichnen.
 Zurück zur dieser Aufnahme: Das "INTRO" ist ein von weiblichen Stimmen in ätherischen Sphären vorgetragener Choral (Hildegard v. Bingen?), bearbeitet von Peter Pejtsik, dem Bassisten/ Cellisten der Band. Dann eröffnet "VIADUKT" den Titelreigen. Songreigen könnte man auch gelten lassen, aber die Songstrukur wird bei AFTER CRYING immer gerne mal wieder aufgebrochen für Ausflüge in bevorzugt klassische Gefilde. "Viadukt" ist auch ein klarer Fingerzeig, wo die Wurzeln/Vorbilder zu suchen sind bei den Ungarn. An ELP lehnt man sich immer gerne an. Es dürfte niemand befremdet sein, wenn der Titel mit "ELP meets trumpet" treffend bezeichnet wäre. Balasz Winkler (tr,cor,synt)  spielt dabei die Trompete auch in ihren Läufen ohne Fehl und Tadel.

Mit dem 3. Titel "REMOTE CONTROL" betritt dann Zolta Batky-Valentin die Bühne, beeindruckend allein schon durch seine körperliche Präsenz. Man assoziiert heutzutage sofort "shouter,crowler" etc. Aber er überrascht durch gepflegten RockGESANG(!), angenehm zu hören über die gesamte Laufzeit der DVD.

In diesem Titel wird immer wieder Dvoraks Symphonie Nr.9 (Aus der Neuen Welt) zitiert und organisch mit den von Pejtsik und Winkler komponierten Teilen zusammengefügt. Die Klangkaskaden lassen neben ELP auch King Crimson aufscheinen. Daneben wird auch mal jazzig improvisiert.

Titel Nr.5 - Nr.4 ist eher ein Übergang - bildet ein erster Höhepunkt. Auf einem Thema aus der schon in Nr. 3 zitierten Dvoraksymphonie baut sich "NEW WORLD" auf. Es gelingt den Musikern diesem Thema ein eigen komponiertes Rockriff zur Seite zu stellen und somit dem Stück ein ganz eigenes Profil zu geben.Nur - der Rezensent würde nur zu gerne den Text verstehen wollen. Und dies ist aus meiner Sicht ein Manko dieser Veröffentlicheung. Es wird keine Übersetzung angeboten. Dies wäre auch im Titel 8 "JONAH'S PRAYER" interessant, um zu verstehen, wie die ungarisch gesprochenen Worte zu den gezeigten Portraits
passen.

 Andererseits kann man sich so ganz dem Klang und dem Fluss des Geschehens hingeben. Und das mit Gewinn. Das ganze Konzert über - immerhin fast 2 Stunden - wird Spannung hochgehalten durch Ausflüge in Folk- und Jazzgefilde. Man kehrt immer wieder ins Klassische (z.B. Ravels "Bolero") zurück um andere )Wendungen zu nehmen. Die Musik bleibt aber fast immer harmonisch, wenige elektronisch-noisige Übergänge führen in neue Abschnitte/Titel (Nr.7: SECRET SERVICE). Dann wird mit der Trompete über ein KC-Riff "gejubelt", dass es eine Freude ist.

Die Ungarn überraschen auf dieser DVD immer wieder, es gibt bei jedem Hör-/Guckdurchgang etwas Neues zu entdecken. Auf ihrer Homepage (http://aftercrying.hu/?page_id=19&lang=en) zitieren sie den Begriff "modern classic music", mit dem ihre Kunst beschrieben wird. Ich tendiere eher zum Begriff " Inclusionprog ", da sie verschiedenste - nicht alle, sie kennen ihre Grenzen -  Stile integrieren, wie  z.B. in "TECHNOPOLIS".

Mit dieser DVD ist AC ein großer Wurf gelungen, der keine Vergleiche mit anderen Protagonisten der Progszene zu scheuen braucht. Für den Genrefan ein Muss, damit eine dicke Empfehlung.

http://aftercrying.hu/
https://www.youtube.com/watch?v=99G4J69aKl0

Die Band:
 Zoltan Batky-Valentin                   voc
Gabor Egervary                             words and news,fl,livesound
Tamas Görgenyi                            conception,words and news
Zoltan Lengyel                               p,syn
Zsolt Madai                                   dr,Sabian cym
Peter Pejtsik                                  b,cello
Ferenc Torma                                g,syn
Balasz Winkler                               tr,cornet,syn


Titel:
1. Bevezetés – Intro
2. Viadukt – Viaduct
3. Távvezérlés (Invízió/Híradó/Médiatúladagolás) – Remote Control (Invision/News/Media Overdose)
4. Világfalu éjjel – Globevillage at Night
5. Új kor születik – New World Coming
6. Elveszett paradicsom – Paradise Lost
7. Titkos szolgálat – Secret Service
8. Jónás imája – Jonah’s Prayer
9. Jó éjt (Jó éjt I./Éjszaka/Jó éjt II.) – Good Night (Good Night I./Red Night/Good Night II.)
10. Ébredés – Don’t Betray Me
11. Technopolis (Telepítő/Technopolis) – Technopolis/Setup
12. Burleszk – Burlesue
13. Stonehenge
14. Összegzés – Consclusion
15. Bemutatás – a Telepítő visszatér – Band Introduction – Setup Reprise
16. Minden jót I. – Farewell I.
17. Az élet megy tovább – Life Must Go On
18. Manticore érkezése II. – Arrival of Manticore II.
19. Így hallgattam el (részlet) – Confess Your Beauty (excerpt)
20. Cselló-gitár kettős – szóló – Cello-Guitar Duet
21. Zongoraszóló – Piano Solo
22. Dobszóló – Drum Solo
23. Viadukt – visszatérés – Viaduct – Reprise
24. Minden jót II. – Farewell II.

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