Alexander Weyland (kb,voc) hat ganze Arbeit geleistet. Komponiert, aufgenommen, gemixt und gemastert, "nebenbei" noch die Keyboards gedrückt und gesungen. Und das mit gänsehauterzeugenden Timbre in seiner Stimme. In Verbindung mit den wirklich sinnigen Texten erzeugt er einen Sog, der einem in ein graues - kein krauses! - "Wohlweh" zu ziehen scheint. Wäre da nicht Tobias Hampl (g) mit seinem klug gesetzten Metalgeriffe, der z.B. in "FREI" den Abstand zum Boden nicht allzu groß werden lässt. Übrigens der einzige Titel, der von allen Bandmitgliedern geschrieben wurde.
Das ganze Werk beginnt mit dem zweigeteilten Titelstück "DAS GEHEIMNIS", das mit seinen Teilen den Rest einrahmt. Teil 1 beginnt mit Keyboardflächen, die an Jon Anderson's Debut "OLIAS..." erinnern, bevor ein KC-Bass zusammen mit knalligen Drums, E-Gitarrenmotiv und Mellotron das Geschehen ins Heute katapultiert. KC bleibt als Inspiration irgendwo in der Ferne wahrnehmbar ohne Plagiatsverdacht; im Gegenteil, Weyland's Stimme und der Text sorgen mit dafür, dass es TRAUMHAUS bleibt. Nach viereinhalb Minuten ist das Tor zum Geheimnis geöffnet.
Es geht weiter mit dem "VERMÄCHTNIS". Ein Monstertrack von fast einer halben Stunde Länge (27:26), der keine Längen aufweist. Es begegnen dem Hörer Anklänge von Retroprog N.Morse'schem Geistes (SPOCK'S BEARD), DT schauen auch vorbei, auch '70er-Anleihen gibt es. Es franst nichts aus, klingt kompakt, alles erwächst ganz harmonisch - eines aus dem andern. Ein Solo Tobias Hampls muss genau dahin (11:27) und mit genau dieser ruhigen Stimmung nach dem Synthiesolo. Und dort erinnern sie wiederum an RPWL, die es auch auf ihrem letzten Werk "BEYOND..." schafften, faszinierende Synthese von Melodie,Harmonie und rocktypischer Härte zu kreieren. Für mich sind TRAUMHAUS hier auf Augenhöhe mit RPWL - mindestens.
Nach etwas abruptem Ende geh's dahin, "WOHIN DER WIND WEHT": ein Pianointro stimmt auf ein balladeskes Stück ein mit der Aufforderung, nicht aufzugeben, wie auch immer die Winde wehen. Ein sehr schönes Gitarrensolo gegen Ende ragt aus einem Instrumentalteil besonders hervor.
Dann beginnt mit "FREI" SIEGES EVEN - ääähhhh neeee...Moment - noch sind wir bei TRAUMHAUS---dochdochdoch, das ist Alex Weyland, der da singt,oder? Mit diesem Stück zieht die ganze Band den Hut - vermutlich - vor den deutschen Progmetallern, die leider Geschichte sind.Es wird hart gerifft, dieses mit Mellotronflächen unterlegt und wir bekommen eine Kurzfassung des Menschen in seiner freien(?)Entwicklung aus Weyxlandscher Sicht geboten. Intressanter Text, aber nicht nur dieser regt zum (Nach-)denken an.
Dann beginnt der 2.Teil von "DAS GEHEIMNIS" mit dem gleichen Keyboardintro wie Teil 1, allerdiungs begleitet mit dunklen Drumschlägen. Wo im Teil1 noch die Keyboards die Bosse waren ist's nun die Gitarre und die Keys sind mehr im Unter/Hintergrund. Es werden Themen aus Teil1 variiert und neue hinzugefügt. Es hat eine Spur von Morse'scher Schule, was mir begegnet ohne dass der Hörer zu sagen vermag "Da hammse geklaut!" Der Akustikteil von P.1 fehlt hier völlig. Oder hab' ich was überhört? Dafür gibt's schöne Gitarrensoli und Keyboardmelodeien zum Verlieben (Schlussteil nach dem Refrain!).
Eine saubere Produktion, wie aus dem Booklet hervorgeht, unter eigener Regie(A.Weyland!), eine hervorragende Band - oohh, ich vergaß: der Drummer auf dieser Aufnahme ist kein Geringerer als SPOCK'S BEARD's Jimmy Keegan. Er hatte sich bereit erklärt, der Band aus einer Drummerklemme zu helfen. Wie man hört, fällt der Ozean zwischen den Musikern garnicht auf. Was wiederum für die hervorragende Arbeit der Crew spricht.
Text und Musik gehen hier eine hervorragende Symbiose ein, wie man sie sich nur wünschen kann. Beide Elemente unterstützen sich in harmonischer Weise.So ist deutscher (Prog-)Rock sehr gut zu genießen.
Joachim Ernst Behrendt bezeichnete in einem Vortrag Musik als Verpackung von Stille.Wie komme ich gerade nach diesem Werk darauf? Der jetzt Neugierige möge sich auf den Weg machen...
PS: die Suchtgefahr ist keine Gefahr mehr, sondern "nur" noch....
Die Band:
Alexander Weyland keyboards,vocals,comp.
Tobias Hampl g
Sebastian Klein basses.
Stefan Hopf add. drum loops
Gast: Jimmy Keegan dr
http://www.traumhaus-music.de/
1. | Das Geheimnis Teil 1 | 4:29 |
2. | Das Vermächtnis | 27:26 |
3. | Wohin der Wind Dich trägt | 6:30 |
4. | Frei | 5:36 |
5. | Das Geheimnis Teil 2 | 13:25 |
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