Sonntag, 19. Januar 2014

GEYSIR : GEYSIR (EP)

Elektrifizierte Geige ist nun im (Prog-) Rock nix Neues mehr. Eddie Jobson,  David Cross (Ex-KC), die Bands EAST OF EDEN,  CURVED AIR mit Darryl Wolf - mein Favorit auch und gerade mit seinem WOLF-Projekt - seien hier nur stellvertretend genannt. Sie öffneten den Rock für dieses Instrument. Jerry Goodman im MAHAVISHNU ORCHESTRA kann nicht vergessen werden, obwohl hier eher der Jazz das Fundament war.
Nun (2010) tritt eine Grenzgängerband aus dem Grenzland BRD/NL in die Szene mit dieser knapp 19minütigen EP und offeriert eine Spielart des Rock, den ich als sehr "art"ig bezeichnen will. Es wird Kunst geboten in Text und Musik. Von Künstlern -  für Künstler(?). Der Anspruch ist hoch.
Der erste Titel "WORTLOS" beginnt mit einem wie von oben einfallenden schleifenden Geigenton. Uniten angekommen setzt ein Synthie-Bassmotiv den rhythmisch-groovenden Grund, die Drums steigen mit ein, wie auch immer getunte Gitarre - oder ist das auch Violine? - sorgen mit der Geige für das Ambiente, das die nun einsetzende Sopranstimme nach vorne trägt. Die Worte kommen klar und verständlich. Wenn wortlos, dann fügt sich die Stimme in das Geschehen geschmeidig ein. Pianist- und Sängerin Jenny Thiele ist für diesen Text und auch den des folgenden Stückes REFLEXION verantwortlich.
Ab Minute 5:00 drückt die Gitarre - Thomas Mühlhoff - aus, was noch zu sagen bleibt...
REFLEXION beginnt mit einfachen Pianotönen, die Spannung steigernden Instrumenteneinstiegen bis die Musik ausbricht in einen bedrohlichen Höhepunkt, der wiederum zurückfällt und ausklingt um wieder zu explodieren. Ausklang in piano.
Dann tritt textlich ein Bekannter die Bühne: Erich Frieds Gedicht "Gründe" bildet die Grund(!)lage des Titels GRÜNDE, das in ein Zwiegespräch mündet, an dessen Ende keine/r der/m anderen mehr zuhört. Etwas kurz geraten, man wäre dem gerne noch länger gefolgt. Die Geige trägt den Hauptteil der instrumentalen Begleitung, indem sie das immer gleiche Motiv wiederholt. Eine Metapher unserer Art von Kommunikation?.Die Musik dient dem Text wie ein Katalysator.
GROSSSTADT ist ebenfalls ein Ausschnitt eines größeren Ganzen. Beziehungsweise hat man die erste Strophe des Originals weggelassen (warum eigentlich?). Kurt Tucholsky beschreibt darin im Gang des Menschen durch eine (Groß-)stadt.dessen Verlorenheit. Die Musik findet ihren Ausdruck in spannungsreichen Passagen, angeführt von der Geige Frank Brempels, sehr variabel und expressiv begleitet vom Rest der Band. Genial vorgetragen ist der Text wie in den vorangegangenen Stücken von Sängerin Jenny Thiele.Hier findet der Proggy Breaks, harmonische Wendungen, Soli von Gitarre und Violine.Geschickt spielt man mit den Möglichkeiten des Dynamischen in Tempo wie in der Lautstärke.

Was bleibt als Resumé dieses Debuts? NewArtrock kombiniert mit Alternativeeinfluß - würde ich mal sagen. Das Ganze frisch und lebendig mit Tiefgang präsentiert.Keine leichte Kost zum Nebenbeihören. Es fordert ein Auseinendersetzen.
 Ein ganz starkes Teil! Man darf gespannt sein auf Weiteres.

Die Band::
 Frank Brempel                 v, comp
Jenny Thiele                      voc, p
Thomas Mühlhoff.             g
I. Schulte-Ontrop              b
Benni Koch                      dr

http://www.geysirband.de/

1.Wortlos5.24
2.Reflexion4.40
3.Gründe3.01
4.Großstadt5.19

http://babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=11334

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