Samstag, 4. April 2015

QUANTUM JUMP: BARRACUDA

Das zweite Album der Truppe um Mastermind Rupert Hine erschien ein Jahr (1977) nach dem Debutalbum, das außer dem Hit "Lone Ranger" kaum Aufmerksamkeit erregte. Aber die Rezension in der damaligen Szenepostille "SOUNDS"  - Zitat: "...Es passiert heutzutage nicht oft, dass unsereins mit heruntergeklappter Kinnlade vor den Boxen sitzt und dann alle Leute bequatscht, sich diese Platte anzuhören. ..." Zitatende - weckte die Neugier des Rezensenten und der machte sich auf, das Album zu erwerben, nur die Worte des guten Manfred Gillig vor Augen, blind vertrauend auf die (Geschmacks)kompetenz des Kritikers. Es gab keine Enttäuschung, aber auch keine Euphorie. Die Musik gefiel. Und sie gefällt auch heute - 37 Jahre später - immer noch. Warum? Weil sie zeitlos und immer noch frisch daherkommt, will heißen, dass sie zwar ein Kind ihrer Zeit ist, aber sich nicht dem Mainstream der damaligen Zeit angebiedert hat. Auf der Platte ist Pop, ohne Zweifel. Aber einer, der erwachsen ist, der seine pubertäre Phase hinter sich gelassen hat. Da ist jede Komposition ausgereift, es gibt keine Wischiwaschiexperimente. Im Gegenteil, man verwendete gepflegtes Können - genannt seien Elkie Brooks (voc), das Penguin Cafe Orchestra, Geoffrey Richardson (g,viola,fl) als "Gast"musiker - und einen sorgfältigen Umgang mit der Studiotechnik. Ich verweise auf das aufnahmetechnisch und arrangementmäßig sehr gepflegte Handling mit den Solo- und Chorstimmen. Auch heute noch vorbildhaft! Die einzigen Zugeständnisse an den damaligen Zeitgeist sind die Ausblendungen am Ende der Songs.
Um den raffiniert komponierten und arrangierten Titelsong "BARRACUDA"  - mit Elkie Brooks als Gastsängerin - gruppieren sich auch heute  nicht weniger interessierende Songs zwischen Funk,Pop und Angejazztem.
Der eigentliche "Star" der mir vorliegenden Ausgabe von Esoteric Recordings (2015) ist die 2. CD, die ein BBC Radio One-Liveauftritt vom 16.Juli 1977 der Truppe. Sie bezeugt, dass die Songs auch live bestens funktionieren und nicht nur das spärlich vorhandene Publikum sondern auch den Konservenkonsumenten zunehmend Spass an der Musik haben lassen. Und um mehr oder weniger geht es hierbei nicht Spass haben, unterhalten werden ohne Plattheiten oder Peinlichkeiten. Die Songs klingen naturgemäß etwas rauher, direkter, aber auch durchsichtiger als die vergleichbaren Studiotakes.
Angeboten wird ein Mix aus den 2 StudioLPs, wobei "No american starship" ein wenig abfällt. Vlt. hatte man kleine Abstimmungsprobleme. "Over Rio" wird vocal in die Nähe der TALKING HEADS ("Psychokiller") gerückt, "Barracuda" fehlt zwar die Stimme von Elkie Brooks vom Original, dennoch kann die Liveversion fesseln aufgrund der Komposition bzw. des raffinierten Arrangements, das  progressive Elemente aufweist. Auch "The Seance" kann seine Nähe zur lässigen Seite von TALKING HEADS nicht verleugnen. Die Hitsingle "Lone Ranger" vom Debutalbum reißt auch live mit. Den Abschluss bildet "Starbright Park", ein funky Song, bei dem Geoffrey Richardson seine Viola ein wenig in den Vordergrund stellen darf. Der Gitarrist ist übrigens beim Liveset ein gewisser Roye Albighton , ex-Mitglied bei NEKTAR.

Insgesamt eine lohnende Anschaffung für den Proggy, der die Berührung mit reifem Pop nicht scheut.

 Die Band:
Rupert Hinekeyboards & other keyboards, vocals
Trevor Moraisdrums, percussion
John G. Perrybass guitar, vocal

Gastmusiker

Geoffrey Richardsonacoustic & electric guitar, viola, electric viola, Kentish wheeze flute, Ilkley brain flute
Ray Coopermultifarious percussion
Paul Keoghacoustic & electric guitar
Elkie Brooks              vocals on "Barracuda"
Simon Jeffesarrangements
The Penguin Cafe String Ensemble
The Tower Of Lowther Horn Section
Roye Albighton         g auf CD2

 Titel CD1:
1.  Don't look now                   4:13
2. The Seance                          3:45
3. Barracuda                            6:07
4. Starbright Park                    5:47
5. Love Crossed                      6:43
6. Blue Mountain                    3:45
7. Europe on a dollar a day     3:43
8. Neighbours                          6:41
9. Summer in the city(cover)  4:03
10.Take me to the void again  3:41
11.Don't look now(remix)       3:34
12.Barracuda(remix)               5:56

Titel CD2: BBC Radio One 16.7.1977
1. No american Starship          4:31
2. Over Rio                              4:29
3. Don't look now                    4:14
4. Barracuda                             8:28
5. The Seance                           4:57
6. The Lone Ranger                  4:09
7. Starbright Park                      6:48
8. Don't look now (single version) 3:34
9. Love Crossed (single B-side)     4:04
10.Blue Mountain (remix)              3:34
11.Neighbours (remix)                    6:19


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